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Lenzing Plastics: Fäden für Herzklappen statt Folienverpackung für Zellulose

Von Sigrid Brandstätter   11.Februar 2020

Gegründet wurde die Lenzing Plastics als Hersteller für Verpackungsfolien für Zellulosefasern, die im damaligen Mutterkonzern Lenzing AG erzeugt wurden. Als die Fasererzeuger Europa großteils verließen, schien das Geschäftsmodell fast verloren. Heute verdient das Unternehmen gut und baut aus.

Das Ursprungsgeschäft macht längst nur noch einen minimalen Anteil aus. Dafür werden Folien für die Bauwirtschaft, die Kabelindustrie und Spezial-Teflonfolien für Dichtungen erzeugt. In diesen Markt ist das Unternehmen eingestiegen, als das frühere Hauptgeschäft drastisch zurückgegangen ist. Dazu kommen feinste Kunststoffe für medizinische Anwendungen, etwa Nähgarne für Herzklappen.

In diesem Feld können die Preise für die heiklen Produkte mit Edelmetallpreisen mithalten. "Wir erzeugen Kunststoffprodukte mit Funktionen. Etwa Dachfolien, die außen wasserdicht und von innen dampfdurchlässig sind. Dinge, die nicht einfach herzustellen sind", bringt es Geschäftsführer Johann Huber auf einen gemeinsamen Nenner.

Lenzing Plastics
Die Geschäftsführer Johann Huber und Martin Schädle (re.)

Bunte Eigentümer-Runde

Die frühere Mutter Lenzing AG – auf deren Werksgelände die Hallen von Lenzing Plastics stehen – ist noch mit 15 Prozent beteiligt. Größter Anteilsinhaber sind seit sieben Jahren zwei Töchter der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich mit 67 Prozent. Der Rest gehört einigen ehemaligen und aktiven Managern. Zuvor waren deutsche Finanzinvestoren an Bord.

Derzeit verfolgt das Unternehmen große Investitionspläne. "Der Trend geht dahin, gleiche oder bessere Eigenschaften mit weniger Material zu erreichen", sagt Huber. Über zwei Jahre werden 20 Millionen Euro in kapazitätserhöhende Anlagen investiert, ergänzt Co-Geschäftsführer Martin Schädle. Drei Millionen sind im Vorjahr in eine Anlage gegangen, die hauchdünne Folien erzeugt. In den USA werden damit Tapeten überzogen.

Plastik bleibt im Namen

Als ein Unternehmen, das "Plastik" im Firmennamen hat, habe man keine Probleme, sagt Martin Schädle. "Plastics ist im Englischen nicht schlecht beleumundet. Wir stehen dazu, wir verarbeiten Kunststoff. Kunststoff ist Wertstoff, wir setzen uns für einen besseren Umgang mit Kunststoff ein. Eine Namensänderung ist keine Option", sagt Huber. "Probleme mit Plastik gibt es nur, weil viele Menschen nicht damit umgehen können." Nachteile bei der Personalgewinnung habe man nicht, sagt Schädle. Rund 350 Mitarbeiter sind beschäftigt. Die Zeiten, als die früheren Mitarbeiter der Lenzing AG dieser als Arbeitgeber nachgetrauert haben, seien vorbei.

An die 95 Prozent beträgt der Exportanteil. Im Vorjahr konnte der Umsatz von 111 auf 118 Millionen Euro gesteigert werden. Die Ertragslage ist gut, die Eigenkapitalquote liegt laut Firmenbuch bei mehr als 50 Prozent.

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28. März 2024