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"Heutzutage wird so viel fotografiert wie noch nie"

Von Martin Roithner   19.August 2019

"Früher hat man sich mit einem Kamerafilm genau überlegt, was man fotografiert hat. Heute ist das Smartphone immer dabei und der Finger am Abdruck", sagt Marlene Kittel. Die 31-Jährige sitzt seit 2017 in der Chefetage des Freistädter Familienunternehmens Happy Foto und wird 2020 die Führung übernehmen.

Die Bilderflut sieht Kittel gespalten: Was einerseits den nach wie vor großen Stellenwert eines Fotos unterstreiche, löse andererseits ein Problem aus. "Viele sind mit der Menge überfordert und nehmen sich nicht die Zeit, Fotos auszusortieren." Darum dauere es oft länger, ein Fotobuch zu gestalten.

Um diesen Prozess zu verkürzen, hat sich Happy Foto heuer einer Frischzellenkur unterzogen. Im April erschien eine neue Bestell- und Designwelt. Herzstück ist eine Fotobuchgestaltung, bei der Kunden zwischen Smartphone, Tablet und Computer herumspringen können. Dies sei in Österreich einzigartig, sagt Kittel.

An der neuen Software arbeiteten mehrere oberösterreichische Firmen mit – von der Linzer Softwareschmiede Catalysts über die Neufeldner Webagentur Xortex bis zur FH Steyr. Auch der deutsche Softwareentwickler ip.labs war an der sechs Monate dauernden Umstellung beteiligt. In Summe flossen mehrere Millionen Euro in die neue Bestellwelt, sagt Kittel. Von den Kunden gebe es positive Rückmeldungen: Etwa 100.000 hätten bereits über die überarbeitete Plattform bestellt.

Die Umstellung betraf nicht nur die Software, sondern auch die Produktion. Eine neue Buchdeckenmaschine, ein neuer Klebebinder und eine neue "Buchstraße" mit einem Dreiseitenschneider stehen seit Kurzem in Freistadt. "Das hilft uns, Rüstzeiten von drei Stunden pro Tag zu sparen", sagt Kittel. Bisher habe jede Maschine bei unterschiedlichen Fotobuchgrößen manuell umgerüstet werden müssen. Das funktioniere nun automatisch.

800.000 Fotobücher

Der Umbau sei die Basis dafür, mit neuen Maschinen ein größeres Volumen an Fotos verarbeiten zu können. Derzeit produziert Happy Foto mehr als 800.000 Fotobücher pro Jahr. Zu Spitzenzeiten entstehen 15.000 Bücher am Tag. Die intensivste Zeit für die rund 100 Mitarbeiter sind die sechs Wochen vor Weihnachten: "Da machen wir rund 40 Prozent unseres Umsatzes." Dieser liegt bei 25 Millionen Euro.

Der Verdrängungswettbewerb in der Branche sei hart. Online-Anbieter, vor allem aus Deutschland, drängen nach Österreich. Um sich langfristig von Konkurrenten abheben zu können, sieht Kittel Potenzial in künstlicher Intelligenz. Kunden, die im Urlaub Fotos geschossen haben, soll eine Vorauswahl der besten Bilder angezeigt werden. "Im Idealfall erhalten sie dann eine Nachricht, um sofort ein Fotobuch bestellen zu können."

Bis es so weit ist, sei aber noch "einiges an Hirnschmalz nötig". Dass das Fotobuch vom Aus bedroht sei, sieht Kittel nicht. Aber: "Man muss als Anbieter seine Fühler ausstrecken."

Generationswechsel beim Traditionsunternehmen

Seit 2017 sitzt Marlene Kittel in der Chefetage des Freistädter Familienunternehmens Happy Foto. Die 31-Jährige studierte BWL und internationales Management, arbeitete fünf Jahre bei einer Unternehmensberatung, ehe sie im 40. Jahr der Firmengeschichte ihren Vater und Firmengründer Bernhard Kittel in der Geschäftsführung unterstützte. Dieser wird sich im kommenden Jahr operativ zurückziehen, aber weiterhin Eigentümer bleiben. Derzeit werden die Aufgaben geteilt: Marlene kümmert sich um die Bereiche IT, E-Business und Kundenservice, Bernhard um die Produktion. Happy Foto beschäftigt an die 100 Mitarbeiter und setzt jährlich rund 25 Millionen Euro um.

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