Globale Lieferketten: Der ständige Wandel wird die neue Normalität
LINZ. Logistik wird vom lästigen CO2-Emittenten zum Rückgrat für die Produktion.
Die Verwerfungen in den globalen Lieferketten, ausgelöst von der Corona-Pandemie und noch einmal verstärkt durch die Havarie eines riesigen Container-Schiffes im Suezkanal, haben Frachtpreise vervielfacht und das Thema "Supply Chain Management" in den Blickpunkt gerückt.
Bei der Onlineveranstaltung "Talk@Raiffeisen" diskutierten Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums der FH Oberösterreich, Jürgen Gumpinger, der bei KTM für die internationalen Lieferketten verantwortlich ist, und Johannes Hödlmayr, Aufsichtsratsvorsitzender der Hödlmayr International AG, über den derzeitigen Stand und die zukünftigen Herausforderungen bei der Beschaffung.
Genau dieser Bereich in den Unternehmen, dem oft wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde, werde mittel- bis langfristig an Bedeutung gewinnen, sagte Logistik-Professor Staberhofer. Die Aussage der chinesischen Führung, sich künftig mehr auf den Binnenmarkt zu konzentrieren, der "Green Deal" der EU-Kommission, "volatile politische Entscheidungen" und ein europäisches Lieferkettengesetz würden die Rahmenbedingungen nachhaltig verändern, sagte Staberhofer. Fix sei, dass der ständige Wandel die neue Normalität werden wird.
Für den KTM-Manager Gumpinger sei derzeit vor allem die "Willkür einiger Länder" eine Herausforderung. Als Beispiel nannte er Quarantäne-Vorschriften, die international agierenden Unternehmen das Leben schwer machen würden.
Davon abgesehen, werde das "Supply-Chain-Management" künftig eine zentrale Rolle bei der strategischen Planung spielen, auch im Hinblick auf die Forderung, nachhaltig zu agieren. "Wenn wir Transporte von der Straße auf die Schiene verlagern wollen, dann müssen die Kunden auch längere Laufzeiten akzeptieren", sagte Hödlmayr.
"Lieferkettengesetz kommt"
Ein EU-weites Lieferkettengesetz werde kommen, sagte Staberhofer. "Die Deutschen sind da nur vorgestürmt." Damit müssten Produzenten Verantwortung für Menschen und Umwelt in der gesamten Lieferkette übernehmen.
Die beiden Manager sehen das gar nicht negativ, "vorausgesetzt, die Politik wirft uns nicht über Gebühr bürokratische Prügel zwischen die Beine", sagte Hödlmayr. Die Verantwortung für das jeweilige Produkt sei ohnehin gegeben, sagte Gumpinger. Ein Lieferkettengesetz könnte zusätzliche Transparenz bringen.
Man müsse freilich auch viele Zulieferer von den Vorzügen dieser Transparenz überzeugen. "Es gibt noch viele Vorbehalte, teilweise auch Angst davor", sagte Gumpinger. Das sei eine zentrale künftige Aufgabe.
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