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Generationswechsel: Ein Dirndl für alle Fälle

Von Susanne Dickstein   14.September 2019

Kommendes Wochenende beginnt mit dem Oktoberfest in München das wohl größte und bekannteste Volksfest der Welt. 6,3 Millionen Besucher sind im vergangenen Jahr auf die "Wiesn" geströmt. Pflichtbekleidung sind Dirndl und Lederhose. "Trachtenhändler im Großraum München machen in den Wochen vor dem Oktoberfest zwischen 70 und 80 Prozent ihres Jahresumsatzes", sagt Julia Buchfink. Die 31-Jährige repräsentiert die vierte Generation des Innviertler Trachtenherstellers Wenger Austrian Style. Mit Oktober wird sie von ihrem Stiefvater Alois Wenger die Geschäftsführung des Familienunternehmens übernehmen. Schwester Petra leitet die Produktion.

Seit den 2000er-Jahren erlebe die Trachtenbranche einen stetigen Aufschwung, erzählt Buchfink. Dirndl und Lodenjacke würden auch von jungen Menschen, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, wieder gern getragen. Entsprechend sei die Zahl der Anbieter regelrecht explodiert. "Ich erwarte, dass es in den kommenden Jahren zu einer Bereinigung kommen wird." Und das, obwohl Buchfink nach wie vor großes Potenzial sieht: "Noch sind wir eine sehr regionale Branche und nicht gewohnt, den internationalen Markt bis USA und Japan zu bespielen."

100.000 Dirndln pro Jahr

Das Familienunternehmen Wenger, das seinen Sitz in Obernberg an der Grenze zu Bayern hat, fertigt seine Trachten nach wie vor selbst – unter der eigenen Marke und für Trachten-Fachhändler unter deren Markennamen.

Rund 200.000 Teile werden pro Jahr erzeugt. Ungefähr die Hälfte davon sind Dirndln. "Wir kaufen und fertigen alles in Europa. Das ist uns richtig wichtig", beschreibt Buchfink die Philosophie. Lieferanten sind beispielsweise die einzigen verbliebenen Seidenweber in Österreich, Jil Silk und Flemmich, beide im Großraum Wien zu Hause. Entwürfe, Zuschnitte und Musterstücke entstehen im Innviertel – mit viel Liebe zum Detail. Ein Wenger-Dirndl besteht aus zehn bis 20 verschiedenen Komponenten, von Stoffen und Knöpfen über Borten bis hin zu Bändern. Entsprechend gut gefüllt ist das Lager, was für eine Betriebswirtin wie Julia Buchfink mitunter schwer verdaulich ist. Die Dirndln werden für die Serie dann in Lohnbetrieben in Ungarn gefertigt. Bis zu fünf Stunden brauche eine gute Näherin für ein Stück.

"Für die Mittelklasse"

Wenger hat sich im Trachtenmarkt klar gegenüber dem Mitbewerb positioniert: Der Großteil des Sortiments umfasst Dirndln für die "Mittelklasse" in einem Preissegment zwischen 200 und 400 Euro. Zudem gibt es Größen von 32 bis 52: "Wenger-Dirndln kennen keine Größe." 48 Mitarbeiter sind in der Firma beschäftigt. Im mit September zu Ende gehenden Geschäftsjahr wird ein Umsatz von rund 14 Millionen Euro erzielt.

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28. März 2024