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FACC klagt Ex-Chef auf zehn Millionen Euro: Stephan weist Vorwürfe zurück

Von Martin Roithner, 06. April 2019, 07:12 Uhr
FACC klagt Ex-Chef auf zehn Millionen Euro: Stephan weist Vorwürfe zurück
Richter Steininger (Mitte) sowie die Anwälte der FACC GmbH (linke Reihe) und jene von Walter Stephan (rechte Reihe) Bild: Scharinger

RIED IM INNKREIS. Zivilprozess in Ried: Vorwurf des Kontrollversagens nach Millionenbetrug im Jahr 2015.

54 Millionen Euro: Diese Summe ging im Dezember 2015 von den Konten des Innviertler Flugzeugzulieferers FACC verloren – durch einen Cyberbetrug. Der damalige Vorstandschef Walter Stephan und Finanzchefin Minfen Gu mussten als Konsequenz ihre Posten räumen.

Fast dreieinhalb Jahre später müssen sich die ehemaligen Vorstandsmitglieder am Landesgericht Ried im Innkreis verantworten. Stephan und Gu wird von der FACC GmbH vorgeworfen, kein ausreichendes Kontrollsystem geschaffen zu haben. Das Unternehmen fordert zehn Millionen Euro Schadenersatz. Stephan wiederum klagt gegen seine vorzeitige Abberufung.

Gestern, Freitag, kam Stephan erstmals vor Gericht zu Wort. Er wies den Vorwurf des Kontrollversagens zurück. "Überweisungen haben immer nach dem Vier-Augen-Prinzip funktioniert" schilderte Stephan dem vorsitzenden Richter Nikolaus Steininger. Berechtigungen, für einen Geldtransfer grünes Licht zu geben, hätten neben ihm auch die übrigen Vorstandsmitglieder gehabt. Damals führten Stephan, Gu und der jetzige FACC-Chef Robert Machtlinger als Technikvorstand die Geschäfte des Flugzeugzulieferers.

"Habe Vertrauen gehabt"

Bei Überweisungen seien immer zumindest zwei Unterschriften von Vorstandsmitgliedern nötig gewesen, erklärte Stephan. Beispielsweise seien Überweisungen mit TAN (Transaktionsnummern) durchgeführt worden. Diese habe Stephan, ebenso wie das jeweils andere Vorstandsmitglied, per Handy an Mitarbeiter in der Buchhaltung weitergeschickt.

Auf die Frage von Richter Steiniger, ob die weitere Vorgehensweise in der Buchhaltung überprüft worden sei, antwortete Stephan: "Ich habe Vertrauen in meine Mitarbeiter gehabt." Die Buchhaltung bei FACC habe 2015 etwa zehn Mitarbeiter gehabt.

Thema in der Verhandlung des Zivilprozesses war auch die Einführung eines neuen Transaktionssystems ab 1. Dezember 2015, also rund drei Wochen vor dem Millionenbetrug. Ihm sei "im Detail nicht bekannt gewesen", wie dieses System funktioniert habe, so Stephan. Er habe sich das von einem Mitarbeiter der IT-Abteilung erklären lassen. Das neue System habe ebenfalls nach dem Vier-Augen-Prinzip funktioniert, sagte der Ex-FACC-Vorstandschef, der durchaus redselig wirkte.

Das Verfahren ist für mehrere Tage im April und Mai anberaumt. 40 Zeugen sind geladen, darunter auch die jetzigen Vorstandsmitglieder Robert Machtlinger und Ales Starek, die gestern vor Ort waren.

Ob der Prozess in den geplanten zwei Verhandlungswochen abgeschlossen werden kann, ist mehr als fraglich. Denn sowohl die Anwälte der FACC GmbH als auch jene der beiden Angeklagten Stephan und Gu pochen darauf, zusätzliche Unterlagen und Anträge in die Verhandlung aufzunehmen. Das Klima zwischen den Parteien wirkt unterkühlt. Das entging gestern auch Richter Steininger nicht. "Mein Eindruck ist, dass es zu keinem außergerichtlichen Vergleich kommt." Wie das Verfahren an den bisherigen Tagen gelaufen sei, koste es nur Zeit und Geld.

FACC-Betrug: Ex-Chef weist alle Vorwürfe zurück

Der spektakuläre Fall bei der Innviertler FACC bringt einen ehemaligen Vorstand vor Gericht in Bedrängnis. OÖNTV war beim Prozess mit dabei. Die FPÖ blitzt mit ihrer Klage gegen die Republik ab. Und außerdem haben wir mit Karikaturist Gerhard Haderer im OÖN-Forum über seine Werke gesprochen.

FACC-Chronologie

23.12. 2015 - Startschuss: Am 23. 12. überweist ein Mitarbeiter 13 Millionen Euro an Betrüger. Sie täuschen eine Mailadresse des Chefs vor.

 

19.1. 2016 - Millionen sind weg: Bis 19. 1. fließen 54 Millionen Euro nach China, Taiwan und in die Slowakei. Das Geld ist weg. Die Kriminalpolizei wird eingeschaltet.

20.1. 2016 - Ermittlungen: Um vier Uhr morgens chinesischer Zeit wird Aufsichtsratschef Ruguang Geng aus dem Bett geholt. Zu Mittag folgt eine telefonische Aufsichtsratssitzung. FACC informiert in einer Börsemitteilung die Anleger.

3.2. 2016 - Köpferollen: Der Aufsichtsrat tagt bis tief in die Nacht. In der Früh wird Finanzvorständin Minfen Gu mit sofortiger Wirkung abberufen. Im Mai muss auch Vorstandschef Walter Stephan gehen.

17.12. 2018 - Nachspiel: Als Folge des Betrugsfalls klagt FACC die Ex-Vorstände Stephan und Gu auf zehn Millionen Euro Schadenersatz. Der Prozess wird am Landesgericht Ried im Innkreis verhandelt. 40 Zeugen sind geladen.

 

 

 

 

 

 

 

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Autor
Martin Roithner
Redakteur Wirtschaft
Martin Roithner
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4  Kommentare
4  Kommentare
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Sechterberg (69 Kommentare)
am 08.04.2019 09:50

§ 83 Aktiengesetz verlangt, dass der Vorstand ein internes Kontrollsystem einrichten muss, das den Anforderungen des Unternehmens entspricht.

Wie die Weitergabe von TANs mit den Anforderungen eines internen Kontrollsystems vereinbar ist kann ich mir nicht vorstellen ...

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spoe (13.502 Kommentare)
am 06.04.2019 12:20

Eine TAN ist ziemlich sinnlos, wenn man diese per Anforderung am Telefon ohne weitere Rückfragen oder Kontrollen weiter gibt.

So gesehen handelt es sich um eine Fahrlässigkeit, womöglich sogar eine grobe.

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Biobauer (6.035 Kommentare)
am 06.04.2019 05:55

Ich glaube die chinesischen Eigentümer sind nicht Dumm.
Sie haben mit dieser Show, 54 Millionen Steuerfrei aus Österreich abgezogen.

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lentio (2.769 Kommentare)
am 06.04.2019 05:48

Ein Totalversagen des damaligen Vorstandes, da hat die Firma schon recht. Hinzu kommt noch Inkompetenz der Buchhaltung - ein perfekter Mix um ein gutlaufendes Unternehmen in kurzer Zeit zu vernichten...

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