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"Da fehlt uns schon eine erkleckliche Summe"

Von Isabel Klambauer und Elisabeth Prechtl, 29. Jänner 2022, 00:05 Uhr
"Da fehlt uns schon eine erkleckliche Summe"
Da war die Welt noch in Ordnung: Die Eröffnung des KV-Balls im Jahr 2017 Bild: Volker Weihbold

LINZ. Caterer, Kleidermacher &Co: Wie der Ausfall der Ballsaison die Betriebe beschäftigt.

Den 29. Jänner hatten sich viele Oberösterreicher schon rot im Kalender angestrichen – hätte doch heute, Samstag, mit dem KV-Ball im Palais Kaufmännischer Verein in Linz einer der Höhepunkte der heurigen Ballsaison stattgefunden. Aber die Veranstaltung wurde, wie die meisten anderen Bälle, bereits vor Wochen abgesagt: Schnelle Drehungen im Dreivierteltakt, Musik und Mitternachtseinlagen fallen auch heuer der Coronapandemie zum Opfer. Der Ausfall schmerzt nicht nur die Gäste, sondern bereitet auch zahlreichen Wirtschaftstreibenden Kopfzerbrechen.

Im Brucknerhaus finden in normalen Jahren zwölf bis 15 Bälle statt: Vom Polizeiball über den JKU-Ball bis hin zum Schulball der HBLA Elmberg. Eine dieser Veranstaltungen wird von rund 2500 Gästen besucht, rechnet Hubert Harrer vor: Er ist Geschäftsführer der Linzer Niederlassung des Catering-Unternehmens DoN. Neben dem Landes- sowie Musiktheater und dem Flughafen wird auch das Brucknerhaus von DoN bespielt: "Durch den Ausfall fehlt uns eine erkleckliche Summe." Indirekt betroffen seien auch zahlreiche Zulieferer: Vom Wäschereibetrieb über den Metzger bis hin zum Fischzüchter.

Hoffnungsvoll in die Zukunft

Bei vielen Schuhmachern, Designern und Schneidern führe der Wegfall der Bälle zu einem Umsatzeinbruch von mindestens der Hälfte, warnt das Austrian Fashion Bord. Auch in die Bilanzen vieler Veranstaltungstechniker reißt die Pandemie große Löcher: "Aber bei einer Sperrstunde um 22 Uhr und zugewiesenen Sitzplätzen hat ein Ball einfach keinen Sinn", sagt Techniker Patrick Köppl. Für die Linzer Friseurin Angela Edinger ist der Ausfall der Ballsaison für die Branche das "geringere Problem".

Der Linzer Tanzschullehrer Michael Horn sieht das anders und plant bereits Bälle: "Wir sind nicht gewillt, auch noch die Jugend-Tanzkurse ausfallen zu lassen."

Horn: Ballsaison verschoben

Die Ballsaison geht für die Linzer Tanzschule Horn heuer im Frühjahr weiter. Dann dürfen nach dem krisenbedingten „Totalausfall“ der Grundkurse die Schüler des Jahrgangs 2020 zusammen mit den Jugendkursen des vergangenen Jahres gemeinsam debütieren. Drei Bälle kündigte Horn für die Debütanten an.

Horn: Ballsaison verschoben
Michael Horn Bild: horn

„Sie wollen das machen, da herrscht eine irrsinnige Disziplin“, sagte Michael Horn. Bei den Erwachsenenkursen half „die Onlinegestaltung der Kurse als positive Begleiterscheinung“ und das bereits etablierte Clubsystem, in dem die Kurse online abrufbar sind. „Wir sind sehr gut besucht“, sagte der 61-jährige Tanzlehrer über die aktuelle Situation. In den Sälen wird mit 2G und Maske getanzt.

„Ballsaison ist geringes Problem“

„Die Ballsaison ist unser geringeres Problem“, sagte Angela Edinger, die zusammen mit einem Partner den Friseursalon Edinger am Linzer Taubenmarkt führt. Keine Bälle bedeuten lediglich an ein paar Tagen weniger Arbeit. Viel mehr hofft Edinger, dass kein weiterer Lockdown mehr kommt.

"Ballsaison ist geringes Problem"
Angela Edinger Bild: Edinger

„Wir können alles bewältigen, solange wir arbeiten dürfen“, fügte Edinger hinzu. Für Friseure bedeutet das entweder Kurzarbeit oder ein Berg an Arbeit, wie es beim „Rückstau zu Weihnachten“ der Fall war. Momentan läuft das Geschäft „verblüffend gut“, sagte Edinger, obwohl durch 2G 20 Prozent der Kunden fehlen. Für die Leute sei der Friseurbesuch „wie ein Mini-Kurzurlaub“.

„Bis zu 15.000 Euro werden für Technik ausgegeben“

Die Arbeit beginnt um sieben Uhr am Morgen mit dem Aufbau – und endet meist erst gegen vier Uhr in der Früh: Veranstaltungstechniker sind für das Gelingen eines Balls unabkömmlich. Sie kümmern sich etwa um Beleuchtung, Disco und Karaoke, den richtigen Ton sowie TV-Bildschirme und das Bedienen der Kamera, falls das Event auch aufgezeichnet wird.

Techniker Patrick Köppl Bild: privat

„Die großen Bälle haben dafür ein Budget von bis zu 15.000 Euro“, sagt Patrick Köppl. Der 47-Jährige hat mit seinem Linzer Unternehmen „Streetpark Productions“ rund 20 Jahre lang bis zu 30 Bälle pro Saison betreut, auch zahlreiche Schulbälle waren dabei. „Das hat bis zu einem Viertel des Jahresumsatzes ausgemacht.“ In den vergangenen Jahren wurde die Zahl der von ihnen betreuten Bälle aber zurückgeschraubt.
Besonders schwer wiegen in der Branche die Investitionen in Technik und IT: Die Techniker gehen hier in Vorleistung, nun kommt die Ausrüstung nur eingeschränkt zum Einsatz. Bei Streetpark Productions mit vier Mitarbeitern weicht man auf alternative Betätigungsfelder aus: „Wir machen zahlreiche Streamingveranstaltungen, zum Beispiele Vorträge, zu denen sich die Teilnehmer zuschalten können, oder auch Schulungen für Unternehmen.“ Kostendeckend arbeite man nicht.

Von 15 auf null Bälle

Von einem „sehr überschaubaren Geschäft“ spricht Hubert Harrer, Geschäftsführer des Linzer Standorts des Caterers DoN, zuständig etwa für Musik- und Landestheater, den Flughafen sowie das Brucknerhaus: Zwölf bis 15 Bälle finden dort üblicherweise in einer Ballsaison statt, heuer ist es kein einziger: „Da fehlt schon eine erkleckliche Summe.“

Von 15 auf null Bälle
DoN-Linz-Chef Hubert Harrer Bild: privat

Die Zeiten sind für Cateringunternehmen schwierig: In normalen Jahren wird im November und Dezember mit Weihnachtsfeiern gut verdient. Diese fielen 2021 erneut aus. „Beim Umsatz fehlten uns im Dezember im Vergleich mit 2019 90 Prozent.“ Auch die Gastronomie in den Schauspiel- und Musikhäusern laufe sehr durchwachsen. Die Sperrstunde um 22 Uhr sei eine Katastrophe: „Um 17 Uhr will sich kaum jemand zum Abendessen treffen.“ 110 Mitarbeiter sind in Linz beschäftigt, viele von ihnen in Kurzarbeit: „Ohne könnten wir sie nicht halten.“

„Das Schöpferische beim Schneidern fehlt“

Hier noch eine große Schleife, dort noch eine Masche aus Samtbrokat: Bis zu 40 Roben fertigt der Linzer Modedesigner Gottfried Birklbauer üblicherweise pro Ballsaison für seine Kundinnen. Die Stoffe waren zum Teil schon gekauft, für die Ballsaison kommen sie nun aber nicht zum Einsatz: „Das Schöpferische beim Schneidern eines Ballkleids, das fehlt“, sagt Birklbauer.

"Das Schöpferische beim Schneidern fehlt"
Modedesigner Gottfried Birklbauer und Model Victoria Karner Bild: Atelier Gottfried

Vier Mitarbeiterinnen sind in seinem Atelier in der Linzer Herrenstraße beschäftigt: An einem Kleid wird, inklusive Zuschnitt und Anprobe, an die 40 Stunden gearbeitet. Die Preise beginnen bei 2000 Euro.
Bereits im Dezember hatte das Austrian Fashion Board, eine Vereinigung der Modeschaffenden Österreichs, Alarm geschlagen: Die Ballsaison mache bei vielen in der Branche die Hälfte oder mehr vom Jahresumsatz aus. Das bestätigt auch Birklbauer: „Die Branche ist zum Teil schwer betroffen. Wir hatten vor kurzem eine Sitzung der Innung. Viele Kleidermacher versuchen, sich mit Änderungen und Ausbessern zu behelfen.“ Auch Anlässe, zu denen Trachten getragen werden, fehlten momentan komplett.

„Die Sehnsucht der Menschen, auszugehen, ist in jedem Fall da“, sagt Birklbauer. Da die Möglichkeiten aufgrund von Krankheits- und Quarantänefällen, einer frühen Sperrstunde und strengen 2G-Kontrollen eingeschränkt sind, würden die Kundinnen vermehrt andere Dinge bei ihm in Auftrag geben: „Anstelle von großen Roben werden nun zum Beispiel Hosenanzüge oder Kaschmirmäntel gekauft.“

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Autorin
Isabel Klambauer
Autorin
Elisabeth Prechtl
Redakteurin Wirtschaft
Elisabeth Prechtl

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fotoeder (340 Kommentare)
am 30.01.2022 14:14

2G und fertig ist die Sache. Auf was wollen wir warten ?

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