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Vom Hauptplatz über New York zur Anklage: Die Firmen des Cevdet Caner

Von Dietmar Mascher, 02. März 2018, 00:04 Uhr
Vom Hauptplatz über New York zur Anklage: Die Firmen des Cevdet Caner
Die Caner Privatstiftung hat ihren Sitz noch am Linzer Hauptplatz.

LINZ. Betrugsanklage gegen Milliarden-Pleitier: Welche Rolle spielte das Firmengeflecht?

Seinen Wohnsitz hat Cevdet Caner schon lang in Monaco, sein Luxushaus im Londoner Stadtteil Mayfair hat er schon längst wieder verkauft. Doch den Ausgangspunkt für sein Firmenimperium beherbergt immer noch das Haus Hauptplatz 15/16 in Linz. Hier residieren nach wie vor die Caner Privatstiftung und ihre Firma CPS Holdings. Die Buchhaltung wurde zum Teil hier erledigt.

In Linz hatte Caner nach einem Ausflug in die Politik (als Vorsitzender Linzer Jungsozialisten) seine Unternehmerkarriere begonnen, zunächst mit einem Call- und Logistik-Center (CLC), das er 2001 an die Börse führte, aber zu rasch hochzog und das 2004 pleiteging.

Die jüngste, noch nicht rechtskräftige Anklage gegen den Immobilien-Pleitier wirft Caner und fünf Angeklagten, für die die Unschuldsvermutung gilt, nicht nur gewerbsmäßigen schweren Betrug, Geldwäsche und die Verabredung zu einer kriminellen Vereinigung vor, sie zeigt auch ansatzweise, wie Caners Firmenreich aussah. Auf einer A4-Seite ist das Organigramm des Konzerns kaum lesbar.

Level 1, 2, 3?

Die Anklage geht davon aus, dass das Firmenkonstrukt dazu dienen sollte, der Level-One-Gruppe einen möglichst hohen Millionenbetrag für Cevdet Caner zu entziehen. Insgesamt ist, wie von den OÖNachrichten gestern exklusiv berichtet, von einer Schädigung der Gläubiger in Höhe von 145,2 Millionen Euro die Rede. Für Caners Medienanwalt Ben Irle sind "komplexe Konzernstrukturen im Wirtschaftsleben allgemein üblich und etwa durch bestehende Beteiligungsverhältnisse und steuerliche Aspekte indiziert".

Ausgangspunkt ist für die Anklage denn auch die Caner Privatstiftung in Linz, deren wirtschaftlicher Eigentümer Cevdet Caner seit dem Jahr 2000 ist. Schon 2003 erwarb die Privatstiftung einen GmbH-Mantel und machte daraus die Level One Holding (Austria) GmbH (LOHA) in Linz. Die LOHA war für die Staatsanwaltschaft die Schnittstelle der Caner-Aktivitäten.

Auch auf Jersey

Die Level One Holding Deutschland (LOHD) diente der Koordination der deutschen Projektgesellschaften. In Deutschland kaufte Caner knapp 30.000 Wohnungen auf, vor allem in Ostberlin. Daneben gab es noch eine Level One Finance und eine Level One Holding auf der Kanalinsel Jersey. Letztere ging in London pleite.

Auch darauf habe Caner Zugriff gehabt, nicht zuletzt über seine Special Opportunity Holding (SOH), die ihm laut Anklage zur Abzweigung ungerechtfertigter Millionenzahlungen (über Provisionen) gedient haben soll. Über Green Bridge Capital wurden Anleihen verkauft.

In den USA errichtete Caner die Level One US Property, mit der er nach der Pleite in Europa in den USA aktiv war. Unter anderem beim spektakulären Immobilienprojekt One Madison Park in Manhattan.

In manchen seiner Gesellschaften waren auch einige Verwandte Caners aktiv. Sie sind aber nicht unter den Angeklagten.

Den Bruder des oberösterreichischen SP-Politikers Josef Ackerl, Herbert Ackerl, engagierte er für einige Zeit als Finanzdirektor. Ackerl sollte einen Börsegang vorbereiten, mit dem auch ein Teil der Fremdmittel bedient werden sollte. Dazu kam es aber ebenso wenig wie zur Aktivierung der Firmen Level Two oder Level Three. Nach Ansicht der Anklagebehörde hat Caner geplant, letztlich einen großen Hedgefonds als Big Player auf dem internationalen Markt zu führen.

Dafür rechnet die Staatsanwaltschaft Caner auch die Mehrheit an den Gesellschaften Mezzanine IX Investors zu. Diese gehört den Unternehmen White Star Investment, SAM Bassan, Bondi und Chelmer. Damit seien wieder Anteile an Adler Real Estate gehalten worden, die plante, die Firma Conwert in Deutschland zu übernehmen.

Geldwäsche oder nicht

Für die Staatsanwaltschaft Wien war das Firmengeflecht nicht nur Mittel, Millionen für Caner abzuzweigen, sondern auch ein Vehikel, das Geld aus den vorgeworfenen Malversationen zu "waschen".

Was Caner naturgemäß bestreitet, weil nichts gewaschen werden müsse, was auf Basis rechtmäßiger Geschäfte erlangt worden sei. Auf Letzteres berufen sich die Angeklagten.

Caners Karriere

Nach seiner Karriere als Jungpolitiker bei der AKS und der Sozialistischen Jugend in Linz wurde Cevdet Caner 1997 Unternehmer und gründete das Call & Logistik Center (CLC) in Urfahr. Es begann mit der Zustellung von asiatischem Essen. 2000 wurde die private Telefonauskunft 118899 gegründet.

2001 brachte Caner CLC an die Börse. Bei der Übernahme der deutschen Camelot übernahm er sich. Kurz darauf entzog ihm Großaktionär Beko das Vertrauen. Caner schied aus. Sein Nachfolger Mike Lielacher, bekannt als Börsenbulle, führte CLC 2004 letztlich in die Insolvenz.

Caner hatte bei CLC gut verdient und konzentrierte sich auf Immobiliengeschäfte. Die hohen Ertragschancen bei Immobilien in der Ex-DDR brachten ihn auf die Idee, in großem Stil und fast ausschließlich fremdfinanziert Wohnhäuser unter anderem in Berlin zu kaufen, diese zu refinanzieren und dabei noch höhere Kreditsummen zu bekommen, um weiter zu investieren.

Caner wollte Level One an die Börse bringen, legte 2008 aber mit Passiva von 1,5 Milliarden Euro die zweitgrößte Immobilienpleite Deutschlands hin.

Danach war Caner in den USA und später wieder in Deutschland als Immobilieninvestor aktiv. Sein Wohnsitz ist in Monaco.

 

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6  Kommentare
6  Kommentare
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Berkeley_1972 (2.272 Kommentare)
am 02.03.2018 22:33

Keine Sorge Cevdet: Irgendwelche Finanziers werden sich auch künftig finden, denen du mit deinen Konstruktionen das Geld aus der Tasche ziehen kannst - Freundschaft

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Linz4020 (2 Kommentare)
am 02.03.2018 12:14

🤮🤢🤮🤢🤮🤢🤮🤮🤢🤢🤢🤢🤮🤮🤮🤮🤮
Zum kotzen

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( Kommentare)
am 02.03.2018 10:55

Wann ist ein Geschäft ein gutes Geschäft?
Ein Kaufmann sagt: "Ein Geschäft ist dann ein gutes Geschäft, wenn zum Schluss beide zufrieden sind. Du hast Freude an der Ware und ich habe dein Geld dafür bekommen!"

Ein Banker sagt: "Ein Geschäft ist dann ein gutes Geschäft, wenn ich den Anderen am Besten über den Tisch gezogen habe!"

Zu viele solcher Glücksritter laufen noch in Oberösterreich herum, kaufen alte Häuser, bewerten diese auf und nehmen dafür Kredite auf. Kaufen wieder, ......

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hanix (672 Kommentare)
am 02.03.2018 08:40

Ein "Hans Dampf in allen Gassen" nach den umfangreichen Ausführungen. Wenn es in einem Land Probleme gegeben hat ist dies einfach gewechselt worden....!?

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Heliben (120 Kommentare)
am 02.03.2018 08:34

Lässt sich das sozialistische Wirtschaftsmodell, das wo man ausschließlich das Geld anderer Menschen veruntreut und verprasst, also auch leicht in die Privatwirtschaft übertragen. Interesant.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 02.03.2018 13:02

Bitte was? Das ist neoliberaler Haifisch-Kapitalismus pur! Außerdem: Nach der Auffassung von Ihresgleichen haben doch alle jungen Idealisten einen Vollklescher, wenn sie nicht später "pragmatisch" werden. Da bitte, noch mehr kann man sich nicht häuten und zum privatwirtschaftlichen Raubtier werden. Ist doch in Ihrem Sinne, oder?

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