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"Software-Profis sind die Rockstars von morgen"

Von Dietmar Mascher   02.Juni 2017

 

OÖNachrichten: Runtastic hat eine atemberaubende Entwicklung hinter sich. Wie behält ein einstiges Start-up als etabliertes Unternehmen die Dynamik?

Gschwandtner: Wir sind jetzt ein Mittelbetrieb mit Start-up-Kultur. Die Betonung liegt auf Kultur. Wir haben jetzt 15 Apps mit vier Schwerpunkten: Cardio. Kraft, tägliche Aktivitäten und jetzt Ernährung. Das gilt es ständig weiterzuentwickeln und die Dynamik zu halten. Das klingt leichter, als es ist. Mit 20 Leuten bleibst du in Bewegung, ab 50 brauchst du Strukturen. Wenn man so schnell wächst wie wir, sind meist jene Führungskräfte, die am Anfang dabei waren. Auch davon muss man sich lösen. Einer unserer Gründer ist jetzt wieder Programmierer, was ein toller Schritt von ihm war.

Runtastic vermittelt das Gefühl, ein sehr schnelles Unternehmen zu sein.

Und nicht jeder kann diese Geschwindigkeit mitgehen. Manchmal muss man sich auch von Mitarbeitern trennen.

Wie gehen Sie selbst mit der Geschwindigkeit um? Sie sind ja auch keine Maschine.

Man muss schon ein bisschen Maschine sein. Von der Floskel der Work-Life-Balance halte ich wenig. Ich bin auch für die Produktentwicklung verantwortlich und mache meinen Job mit Leidenschaft. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, dass Amazons Alexa auf den Markt kam und ich meinen Leuten gesagt habe, sie sollen sich dazu etwas einfallen lassen, und jetzt gibt es erste Anfragen. Das ist nicht immer von Erfolg gekrönt. Für Google Glass etwa haben wir fünf Apps entwickelt. Ich nehme mir aber auch regelmäßig Auszeiten. Am Donnerstag gibt es keine Meetings, Und ich habe lernen müssen, Nein zu sagen.

Runtastic veröffentlicht keine Zahlen. Machen Sie Gewinn?

Seit dem 18. Monat des Bestehens. Wir hatten Phasen mit Ebit-Margen von 30 Prozent. Aber wir veröffentlichen keine Zahlen.

Runtastic gehört zu 100 Prozent Adidas. Was haben die Kunden davon?

Vorerst spüren sie noch wenig. Und das hat auch seinen Grund. Oft kaufen große Konzern Start-ups und zerstören sie. Bei uns gibt es eine Firewall, die aus mir und einem hochrangigen Manager bei Adidas besteht. Kommunikation zwischen beiden Firmen läuft nur über uns zwei. Wir machen einen Schritt nach dem anderen. Wenn Sie 500 Kilometer gelaufen sind, kann es sein, dass wir empfehlen, den Laufschuh zu wechseln und dafür einen Adidas-Schuh zu niedrigeren Preisen anbieten. Aber wir wollen das nicht übertreiben. Gleichzeitig dürfen wir bei Adidas zur Erhöhung des Geschäfts im digitalen Bereich beitragen. Adidas hat im Vorjahr eine Milliarde Euro in diesem Bereich umgesetzt, das soll sich vervierfachen.

Software-Profis sind die Rockstars von morgen"

Florian Gschwandtner (34) ist einer von vier Gründern der Firma Runtastic und deren Vorstandschef. Pro Tag wird die App 150.000 Mal heruntergeladen. (Foto: Weihbold)

Die Digitalisierung verändert die Welt. Wie weit ist Oberösterreich, und wo gibt es Nachholbedarf?

Natürlich ginge da noch mehr. Wenn man sich die Situation an der FH in Hagenberg ansieht, wird deutlich, dass viel zu wenige junge Leute eine entsprechende Ausbildung in diesem Bereich machen wollen. Seit das iPhone auf dem Markt ist, also seit zehn Jahren, hat sich die Zahl der Bewerber für einen Studienplatz für Mobile Computing um drei Prozent erhöht. Und das, während allein wir 40 Leute suchen und viele andere Firmen auch, etwa die Industriebetriebe, die in diesem Bereich noch mehr tun wollen. Und ich verstehe es auch nicht. Denn Software-Profis sind die Rockstars von morgen.

Woran liegt es, dass so wenige diese Ausbildungen machen?

Das ist nicht so einfach zu beantworten. Das reicht vom Elternhaus über die Schule. Es gibt aber auch schon gute Initiativen und Platz für Digital Natives. Wir sollten rasch etwas verbessern. Denn wer als Unternehmen den Zugang zur Digitalisierung versäumt, den bringt sie um.

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20. April 2024