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"Ich würde gegen einen wie mich demonstrieren"

Von Gerald Mandlbauer und Dietmar Mascher, 12. Mai 2018, 00:05 Uhr
"Ich würde gegen einen wie mich demonstrieren"
Christoph Leitl übergibt kommende Woche die Führung der Wirtschaftskammer an Harald Mahrer. Bild: Weihbold

Christoph Leitl war 18 Jahre lang Präsident der Wirtschaftskammer Österreich. Im OÖN-Gespräch zieht er Bilanz und erinnert sich an seine Zeit als Achtundsechziger.

Nächste Woche übergibt Christoph Leitl das Zepter in der Wirtschaftskammer (WK) Österreich an Harald Mahrer. Im großen Abschieds-Interview mit den OÖNachrichten plädiert er für ein gemeinsames Europa und findet es eine "Schande, dass wir bei der Digitalisierung hinterher hinken".

OÖNachrichten: Fast 40 Jahre im Maschinenraum der Republik. Wie viel Wehmut schwingt beim Abschied mit?

Leitl: Ein Wehmut, der jedem Abschied innewohnt. Aber auch Freude, weil wir einen gelungenen Generationsübergang vollziehen.

Es scheint oft, als ob sich nichts rühre im Staate. Was hat sich in den vergangenen 18 Jahren verändert?

Manches braucht Zeit. Ich habe 2000 gefordert, dass nicht entnommene Gewinne steuerlich begünstigt werden sollten. Jetzt steht es im Regierungsprogramm. In der Sozialpartnerschaft bin ich stolz darauf, dass wir Bildungsfundamente einziehen konnten und dass unsere Technik- und Talentechecks jetzt Standard werden. Auch das Prinzip Reha statt Frühpension wurde gemeinsam erarbeitet.

Worauf sind Sie in der Wirtschaftskammer stolz?

Dass in der Krise, als den Firmen die Aufträge wegbrachen, die Leute nicht oder kaum gekündigt wurden. Wir haben das besser gelöst. Heute finde ich es gut, dass die regierung ohne zusätzliche Belastungspläne gestartet ist und dass die Mehrfachbestrafungen für die Firmen etwa wegen Verstöße gegen die Arbeitszeitregeln Geschichte sind.

Aber die Regierung will die Sozialpartnerschaft abmontieren.

Aber nein. Sie hinterfragt kritisch. Das ist in Ordnung. Das hat sie auch im Jahr 2000 getan. Und heute sind wir besser aufgestellt.

Die WK oder auch die AK?

Wir haben vor zehn Jahren die Beiträge um 30 Prozent gesenkt und senken sie jetzt um 20 Prozent. Was die Arbeiterkammer betrifft, steht es mir nicht zu, zu antworten.

Was sind die großen Herausforderungen für die Sozialpartner und die Regierung?

Etwa die Digitalisierung. Es ist eine Schande, dass Österreich bei der Versorgung mit Breitband am Ende der Skala rangiert.

Neumarkt im Mühlkreis, wo Sie Ihr Haus haben, ist fast offline.

Bruno Buchberger war schon vor 25 Jahren bei mir und plädierte für eine flächendeckende Datenautobahn. Die haben wir heute noch nicht. Die Politik muss alle Spieler an einen Tisch holen, damit es gelingt, in den nächsten drei Jahren zehn Milliarden Euro an Investitionen locker zu machen.

Sie sind ein notorischer Optimist. Was die Entwicklung Europas innerhalb der Weltwirtschaft betrifft, erlebt man Sie aber nicht so zuversichtlich.

Die Gewichte verschieben sich, aber der Kuchen wird größer. Wir müssen uns einen so großen Anteil holen, damit wir unseren Lebensstandard aufrecht erhalten können. Dazu bedarf es großer Einigkeit. In den nächsten zehn Jahren wird kein EU-Land mehr unter den Top 10 der Welt sein. Aber die EU gesamt spielt sehr wohl eine Rolle.

Keine Angst vor China?

Keine Angst. Derzeit hat China eine Milliarde Euro an Investitionen in Österreich und Österreich vier Milliarden in China. Aber es gibt eine Trendwende, Stichwort Seidenstraße. Das ist eine Plattform. Die Chinesen schließen Abkommen, gehen auf Russland zu und sind aktiv in Afrika und Südamerika und isolieren Trump. Die EU lässt sich von den USA gegen Russland einspannen und hat Afrika nicht auf der Rechnung. Es ist ein Wettbewerb der Systeme. Wenn wir nicht einig sind, können wir einpacken. Gleichzeitig müssen wir unsere Menschen- und Bürgerechte verteidigen. Unter deren Beachtung müssen Verfahren schneller werden.

Nicht so wie in Linz mit den Brücken.

Dafür gebührt Linz der Schildbürgerpreis.

Wer soll Europa einen? Macron?

Mir gefällt Macron. Aber auch er agiert zu punktuell. Gegenüber den USA muss Europa geschlossener auftreten.

Die VP hatte es mit Ihnen als Kammer-Chef nie ganz leicht?

Das war bewusst so gewählt. Als Präsident einer Kammer muss man seine Gesinnung nicht abgeben, aber darüber steht das Allgemeinwohl.

Sie bezeichnen sich gern als Altachtundsechziger. Wogegen würden Sie als 18-Jähriger heute demonstrieren?

(lacht) Na, gegen Leute wie mich. Gegen das Establishment. Die Zeit damals war von Aufbruch und Gleichberechtigung geprägt.

Werden Sie den Alltag etwas ruhiger angehen?

Da verspreche ich nichts. Meine Frau sagt, ich soll damit vorsichtig sein, weil ich sie mit solchen Versprechungen stets zuverlässig enttäuscht habe.

Leitl mit Lieblings-Karikatur Bild: Weihbold

Urkunden und Karikaturen

Die Auszeichnung: Zum Abschluss-Interview mit den OÖNachrichten brachte Christoph Leitl eine Urkunde der Wirtschaftskammer mit. Darin wird den OÖN für ihren Einsatz für regionale Bau- und Wirtshauskultur im Land gedankt.

Die Zeichnungen: Christoph Leitl lacht gern, auch über sich. Der WK-Chef sammelt seit Jahrzehnten
Karikaturen von sich. Zum Interview mit Gerald Mandlbauer und Dietmar Mascher brachte er einige Favoriten, darunter auch OÖN-Karikaturen.

 

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12  Kommentare
12  Kommentare
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Freischuetz (3.154 Kommentare)
am 14.05.2018 10:46

Herr Leitl sagt: "Wenn wir nicht einig sind, können wir einpacken". Bitte was heißt das konkret "einpacken"? Einpacken tu ich, wenn ich verreise oder etwas zusperre. Aber was und wie sollen die europäischen Staaten zusperren? Diese Sager sind so unpräzise.
Mit dem Schildbürgerpreis für die Eisenbahnbrücke hat er Recht.

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am 13.05.2018 17:29

dachte die öbb hat sie verrosten lassen.

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am 13.05.2018 17:27

ja herr Leitl.falls sie einmal schizophren werden,würde das gehen.

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am 13.05.2018 17:03

Für einen der Österreich als "abgesandelt" hinstellt und Jahrzehnte in verantwortlicher Funktion mit Zugang zur Regierung werkte ist es Zeit zu gehen, die hervorragenden wirtschaftlichen Daten, höchste Anerkennung der Lebensqualität in Österreich durch Umfragen internationaler Agenturen, ist nicht auf diese jetzige Regierung zurückzuführen, sondern wurde durch eine besonnene Vorgängerregierung erreicht in schwierigsten Zeiten! (Hypo Alpen Adria - Flüchtlingskrise - Bankenkrise International u.v.m.). Ihre stärke bestand darin, als Steigbügelhalter für diese Koalition zu fungieren!
Der ich in unseren aller Interesse wünsche erfolgreich zu sein, aber bis heute keinen Ansatz sehe dieses Land auf Europäischer Ebene erfolgreich weiterzuentwickeln!

Ich Wünsche ihnen noch sehr viele Sauschädelessen in ihren Kreisen. und bleiben sie Gesund!

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vjeverica (4.295 Kommentare)
am 12.05.2018 09:21

was sollte das mit den Linzer Brücken?
Leidet der alte Herr (samt dem Interviewer) etwa schon an altersbedingter Vergesslichkeit?

Voestbrücke und Westringbrücke - dafür kann man Linz nicht verantwortlich machen.

Eisenbahnbrücke - DAS haben hauptsächlich die Linzer Schwarzen verbockt. Ach jaaaa, Leitl & Co sind ja jetzt türkis. Mit schwarz hat man ja nix (mehr) zu tun.

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jago (57.723 Kommentare)
am 12.05.2018 12:49

Ich habs noch einmal gelesen: der Leitl hat nicht "Linzer SPÖ" gesagt sondern nur "Linz". Wie schön von euch, dass ihr euch für die Gesamtheit zuständig erklärt grinsen

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Realist3000 (131 Kommentare)
am 12.05.2018 07:34

Der Wirtschaftskammerpräsident spricht von groß denken. Neulich von der Wirtschaftskammer gelesen. Klimaschutz in Österreich wozu, wir sind doch nur ein kleiner Fleck auf dem Planeten. Das nenne ich Kleingeist!

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Orlando2312 (22.252 Kommentare)
am 12.05.2018 16:50

Dann darf ein Chihuahua auf den Gehsteig sch..., ein Dobermann aber nicht?

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Orlando2312 (22.252 Kommentare)
am 12.05.2018 16:51

Hinter Ihrem Kirchturm geht die Welt noch weiter.....

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Berkeley_1972 (2.245 Kommentare)
am 12.05.2018 07:23

Ich war der irrigen Auffassung, Präs. Dr. Leitl wäre schon seit 2012 in Pension - errare humanum est

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 12.05.2018 06:25

Ah geh der Mandlbauer der schreibt nur objektiv

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 12.05.2018 02:33

Der Seitenhieb gegen die Linzer Brücken ist so unnötig wie fehlplatziert. Mandlbauer und Leitl wissen genau, dass Westringbrücke und Voestbrücke nicht in der Zuständigkeit der Stadt liegen. Und an der Verzögerung der neuen Eisenbahnbrücke die Linzer ÖVP hauptverantwortlich war.

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