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Fehlende Teak-Holz-Bäume werden zu einem Fall für den Staatsanwalt

Von (stef)   29.Mai 2015

Es las sich kurios, als die börsennotierte Linzer Teak Holz im Dezember eine Mitteilung veröffentlichte, dass auf den eigenen Plantagen in Costa Rica nicht wie angenommen 1,3 Millionen, sondern lediglich 660.000 Bäume wachsen würden. Aus dem Kuriosum scheint nun ein Wirtschaftskrimi zu werden.

Teak Holz International (THI) hat bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eine Betrugsanzeige gegen Unbekannt eingebracht, die Wirtschaftsprüfer von PwC haben die Bestätigung für den Konzernabschluss des Geschäftsjahres 2012/13 widerrufen. Grund dafür sind die in der Bilanz angegebenen "Biologischen Vermögenswerte", die weit höher dargestellt wurden, als sie sind.

Laut Franz Fraundorfer, seit September 2013 als bereits neunter Geschäftsführer in der knapp zehnjährigen Unternehmensgeschichte im Amt, gehen die Ungereimtheiten bis ins Jahr 2006 zurück. Damals brachten der Freistädter Landschaftsgärtner Klaus Hennerbichler und der ehemalige Linzer Bauunternehmer Erwin Hörmann ihre in den 1990er-Jahren erworbenen Teak-Holz-Plantagen in das Unternehmen ein.

Plantagen nur Bruchteil wert

Ein Gutachten bezifferte den Wert der Plantagen damals auf 89 Millionen Euro. "Realistisch betrachtet liegt der Wert aber nur bei etwa 13 Millionen Euro", sagt Fraundorfer. Man habe damals die gesamten Grundstücke als Berechnungsbasis herangezogen, obwohl aufgrund von örtlichen Gegebenheiten und Naturschutzauflagen nur etwa die Hälfte davon bepflanzt werden konnte.

Ausgestellt wurden die Gutachten vom 2013 verstorbenen Sachverständigen Eberhard Nossek aus Hollabrunn. Wirklich gezählt wurden die Bäume freilich nie, Nossek verließ sich auf ein Subgutachten eines lokalen Zivilingenieurs. Eigenartig sei laut Fraundorfer, dass der Teak-Holz-Experte Diego Pérez 2006 die THI-Strategie als "hanebüchen" bezeichnete. Kurz später wurde Pérez Berater der THI und von diesem Zeitpunkt an (bis 2014) finden sich keinerlei Kritikpunkte mehr an Nosseks Angaben. Eine weitere Ungereimtheit ortet Fraundorfer im Kauf von weiteren Flächen im Jahr 2007. Damals sei im Kaufvertrag ein höherer Preis ausgewiesen worden als tatsächlich an die Bauern bezahlt worden sei. Wer die Schuld an der Misere trägt, entscheiden die Gerichte.

Aufgefallen seien die fehlerhaften Bestandsdaten im Vorjahr. Weil am 31. August eine Wandelschuldverschreibung abläuft und sich das Unternehmen refinanzieren muss, wollte man eine detaillierte Inventur durchführen – dabei sei die zu geringe Baumanzahl bemerkt worden.

Wie es mit der mit 46 Millionen Euro verschuldeten THI nun weitergeht, ist offen. Hautpaktionär ist seit dem Vorjahr eine luxemburgische Gesellschaft des Investors Marcello Comoli (29,6 Prozent). Seine Anteile stammen von den Gründern Hörmann und Hennerbichler, die noch 19 und gut vier Prozent an der THI halten. Der Rest ist Streubesitz. Über den Fortgang entscheiden die besicherten Gläubiger. Darunter sind etwa die Sparkasse Oberösterreich, die Raiffeisenbanken Gramastetten und Sierning. Großgrundbesitzer Gotthard Pilati und Anleihegläubiger (großteils Kunden der Semper Constantia Privatbank).

Laut Fraundorfer könne man mit einem Verkauf die Schulden des Unternehmens nicht bedienen. Alternative wäre, das Unternehmen bis 2022 weiterzuführen. "Dann kann man ernten und das Holz zu einem guten Preis verkaufen", sagt Fraundorfer. Erwartet werde eine Entscheidung im Juni. Es geht um Schadensbegrenzung, denn zu einem lukrativen Geschäft wird die THI in keinem Fall mehr werden. 2007 wurde die Aktie für neun Euro ausgegeben, gestern lag der Kurs bei 33 Cent. 

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29. März 2024