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E-Mobilität: Wie sich MAN in Steyr darauf einstellt

Von Dietmar Mascher und Sigrid Brandstätter, 03. Mai 2017, 00:04 Uhr
E-Mobilität: Wie sich MAN in Steyr darauf einstellt
Karl-Heinz Rauscher und Thomas Müller managen die Neuaustrichtung des MAN-Werks in Steyr. Bild: VOLKER WEIHBOLD

STEYR/LINZ. Lkw-Produktion: Die Fahrerhaus-Fertigung verschwindet, dafür werden die Mitarbeiter für den Spezialfahrzeugbau geschult.

"Gut und stabil" sei die Auftragslage beim Lkw-Bauer MAN im Werk in Steyr derzeit, berichtet Produktionsgeschäftsführer Thomas Müller im Interview mit den OÖNachrichten. Dass das Kerngeschäft ohne Probleme läuft, sei in der aktuellen Lage besonders wichtig, sagt Müller, seit März des Vorjahres Chef des Werkes.

Die besondere Lage bezieht sich auf den Restrukturierungsprozess, in dem sich das Werk seit 2015 befindet. Wie berichtet, verliert das Werk seine Fahrerhausfertigung an das Schwesterwerk in München. Gleichzeitig verlagert MAN Bus & Truck den Leichtbau mit einer Kunststofflackierung und den Sonderfahrzeugbau in die Eisenstadt.

"Wir stellen uns breiter auf", sagt Müller zum eingeschlagenen Weg für das Werk in Steyr. "Wir wollen nicht mehr nur von zwei Baureihen abhängig sein." Sonderfahrzeuge wie Autotransporter seien ein stabileres Geschäft, sagt Müller.

Aber auch der Bau von Elektro-Lkw der kleinen und mittleren Serie gehört zu den Zukunftsfeldern, mit denen sich das traditionelle Werk seinen Status in der zum VW-Konzern gehörenden MAN-Gruppe sichern will. Müller sieht vor allem im verstärkten Leichtbau großes Potenzial für das Werk mit 2065 Beschäftigten inklusive Lehrlingen. "Leichtbau bedeutet in der Elektromobilität Reichweite, weil man die Gewichtsersparnis eins zu eins in Batterie umsetzen kann."

Breite Schulungsoffensive

Für die Belegschaft in der Produktion soll das beschäftigungsneutral ablaufen, also wie angekündigt ohne Personalabbau. Konkret bedeutet das "Um- und Zusatzqualifizierung", sagt der fürs Personal zuständige Geschäftsführer Karl-Heinz Rauscher. "Weil wir einen hohen Facharbeiteranteil haben, sind die Weiterbildungsziele leichter erreichbar."

Zusätzliche Elektro- und Elektronikkompetenz wird nicht nur dem Kernteam von 40 bis 50 Mitarbeitern vermittelt, sondern breit im Unternehmen in einer Akademie geschult. 100 Millionen Euro fließen, wie berichtet, bis 2018 in den Umbau des Standorts.

In der Verwaltung wurden im Zuge der Neuausrichtung freilich Jobs reduziert. 200 Mitarbeiter haben in den vergangenen zwei Jahren "freiwillig" (Rauscher) einen Sozialplan angenommen und das Unternehmen verlassen.

In den nächsten Jahren werden neben dem Diesel Antriebsformen wie Hybrid, Wasserstoff und eben Elektromotoren weiterentwickelt. Was sich in zehn, 20 Jahren durchsetze, hänge von Bedürfnissen des Marktes ab, sagt Müller: "Wir sind jedenfalls hellwach unterwegs und begleiten die Entwicklungen."

In einem übernächsten Schritt denkt Müller laut darüber nach, in Steyr nicht nur Kunststoffteile zu lackieren und zu montieren, sondern selbst herzustellen. "Aber das ist noch Zukunftsmusik."

Dem Lkw selbst bescheinigt Müller noch die nächsten 50 Jahre eine gute Zukunft als Verteiler von Gütern. "Die Internetbestellungen führen zu einer Verdopplung des Transportvolumens – aber nicht die Anzahl der Lkws."

Bilanz 2016

Mit gut 16.000 leichten und mittleren Lkw hat das MAN-Werk in Steyr 2016 um 800 Fahrzeuge mehr als 2015 gebaut. Der Abzug der Fahrerhaus-Fertigung zeigt erste Auswirkungen: Nach 25.500 waren es noch fast 22.000.

Ab Ende 2018 findet diese komplett in München statt. Stattdessen soll der Sonderfahrzeugbau von zuletzt
1400 auf dann 4000 Spezialfahrzeuge steigen. Der Umsatz wurde von 1,1 auf 1,2 Milliarden Euro gesteigert, berichtet Müller.

 

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