E-Control will Wettbewerb beim Gas anheizen
LINZ. Neuen Lieferanten soll durch eine Novelle des Gasmarktmodells der Marktzugang erleichtert werden.
In Oberösterreich wechselten im vergangenen Jahr 2,6 Prozent der Haushalte ihren Gaslieferanten. Das ist zwar österreichweit der höchste Wert, im Vergleich zu anderen Ländern wie etwa Deutschland ist die so genannte Wechselrate aber niedrig. Dort beträgt sie mehr als sieben Prozent.
Ein oberösterreichischer Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden Erdgas könne sich bei einem Wechsel zu einem günstigeren Gaslieferanten jährlich bis zu 260 Euro sparen, heißt es in einer Aussendung der E-Control. „Jeder Konsument hat das Recht, seinen Gaslieferanten frei zu wählen, doch nur die wenigsten machen davon Gebrauch“, werden die beiden E-Control-Chefs Walter Boltz und Martin Graf in der Aussendung zitiert.
Damit der Gasmarkt an Dynamik gewinnt, hat die E-Control den Marktzugang für neue Anbieter noch einmal erleichtert. Am Donnerstag wurde eine entsprechende Novelle beschlossen. Seit 1. Jänner müssen Gaslieferanten laut E-Control das von ihren Kunden verbrauchte Gas über den Tag bilanzieren und nicht mehr stundengenau in das Netz einliefern. Mit der am Donnerstag beschlossenen Novelle werde die Kundengruppe, für die eine solche Tageseinspeisung vorgesehen ist, deutlich erweitert.
Ruft man den Tarif-Rechner der E-Control auf, dann tauchen als günstigste Gasanbieter in Oberösterreich zwei Namen auf: Montana und goldgas. Hinter Montana steckt ein bayerischer Familienbetrieb, der seit Mitte November des Vorjahres in Österreich mit einer eigenen Tochtergesellschaft agiert. goldgas ist bereits seit 2011 in Österreich präsent und hat Mitte März dieses Jahres den Besitzer gewechselt. goldgas gehört jetzt der VNG mit Sitz in Leipzig.
In der längeren Liste der Aktionäre dieses Unternehmens mit knapp zehn Milliarden Euro Umsatz taucht ein in der Gasbranche nicht unbekanntes Unternehmen auf: Gazprom Germania. Der Anteil des Deutschland-Ablegers des russischen Gas-Riesen beträgt gut zehn Prozent.
Montana ist da deutlich kleiner. Das 1960 gegründete Unternehmen machte zuletzt 450 Millionen Euro Umsatz. Die Österreich-Tochter hat sich aber durchaus ambitionierte Ziele gesetzt: „Wir wollen innerhalb von fünf Jahren 80.000 bis 100.000 Kunden in Österreich gewinnen“, sagt Österreich-Geschäftsführer Clemens Wodniansky im OÖNachrichten-Gespräch. Derzeit habe man gut 8000 Kunden.
Mit einem Wechsel von der Linz AG zu Montana spart man derzeit laut E-Control-Tarifrechner bei einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden und ohne Neukundenrabatt 161,05 Euro pro Jahr. Diesen Preisvorteil erklärt Wodniansky damit, dass Montana keine Gas-Lieferverträge mit Ölpreisbindung habe. Außerdem sei Montana ein kleines und schlankes Unternehmen. „Diesen Preisvorteil geben wir an unsere Kunden weiter.“
Der Wechsel des Gasversorgers sei einfach und dauere nur wenige Minuten, heißt es bei der E-Control, und zahlen müsse man dafür auch nichts.
Es ist Ende März und das klimawandelverwöhnte Publikum wähnt sich noch immer in Schneewechten eingehüllt. Normalerweise Anlass genug für die vereinigten Gasversorger, die nächste saftige Preissteigerung anzukündigen. Das und die Meldung aus Deutschland über die bevorstehende Wende zur Vollversorgung mit Alternativenergieen dürften die Gründe sein, warum dies eher nicht passieren wird. Im Rückblick war die Mär vom kalten langen Winter wohl auch bei den vergangenen Griffen ins Haushaltskonto eine belanglose Begleiterzählung.