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Bauernaufstand gegen die eigenen Molkereien

Von Josef Lehner   26.Jänner 2013

„Ich bin auf das Äußerste verärgert“, sagt Josef Knoll, Milchbauer aus Pöndorf und Obmann der Vöcklataler Käserei. Von deren 270 Milchbauern und Miteigentümern dürfte fast ein Drittel der Genossenschaft den Rücken kehren und die Milch, mehr als zehn Millionen Liter im Jahr, nach Weiding, gleich hinter der Grenze bei Altötting, liefern. Dort ist ein Werk der Allgäuer Alpenmilch, das etwas mehr zahlt als die Pöndorfer. „Dabei sind wir für den höchsten Milchpreis Österreichs bekannt“, sagt Knoll.

Offiziell sei mit ihm noch gar nicht gesprochen worden. Seit einigen Tagen ist der Bauern-Exodus jedoch Thema Nummer eins. Der Innviertler Milchbauer Martin Detzlhofer, Geschäftsführer der Liefergemeinschaft Alpenland, ist seit Wochen auf Suche nach Lieferanten für den neuen Kunden. Hinter der Allgäuer Milch steht einer der großen deutschen Lebensmittelkonzerne, die Hochwald Foods GmbH mit zwei Milliarden Liter Milch Jahresverarbeitung (ganz Österreich hat nur 2,8 Milliarden) und international bekannten Produkten wie „Bärenmarke“.

Milchbauern wollen wachsen

„Bei unseren Milchbauern herrscht Wirbel, seit die Berglandmilch angekündigt hat, nach Auslaufen der EU-Milchquoten 2015 ein neues Beschränkungsmodell einzuführen“, sagt Detzlhofer: „Besonders Jungbauern sind unzufrieden, weil sie im Wachstum behindert werden.“ Sie wollen sich für den Wettbewerb ab 2015 stärken.

Dieser Unmut hat zuerst die gar nicht involvierte Vöcklakäserei getroffen, weil bei ihr können die Lieferanten die Verträge bis 28. Februar kündigen. Das gilt auch bei der Gmundner Molkerei. Obwohl diese ihre Mitglieder erst im Dezember informiert hat, dass sie keine Mengengrenzen einführen werde, sind die Bauern verunsichert. Einige sollen schon für Weiding unterschrieben haben, vor allem Großbetriebe, an denen die Bayern wegen der geringeren Sammelkosten am meisten interessiert sind.

Kündigungsfrist verschoben

Marktführer Berglandmilch (Zentrale in Wels) entkommt vorerst der Rache, denn die Führung hat wohlweislich beschlossen, die Kündigungszeit auf September zu verschieben. Bergland ist mit dem Absprung von Bauern ein gebranntes Kind. Vor Jahren sind viele zu einer freien Liefergemeinschaft. Später erhielt die Genossenschaft politischen Druck, die Fahnenflüchtigen wieder aufzunehmen. „Bei uns bekommen die Bauern einen Vertrag mit der Allgäuer Molkerei, nicht mit einem Milchhändler“, sagt Detzlhofer: „Derzeit können wir unbegrenzt neue Lieferanten aufnehmen.“

Seine Gemeinschaft vermittelt seit zwölf Jahren Milch an die bayerischen Molkereien Bergader und Jäger. 460 Bauern aus dem Inn- und 120 aus dem Mühlviertel nutzen das Angebot. „Wir haben noch keinen einzigen Lieferanten verloren“, sagt Detzlhofer. In Bayern seien Qualitätsauflagen und Preisabzüge geringer; die hohen Kosten für gentechnikfreie Fütterung fallen weg.

In der Vöcklakäserei sind nicht die Lieferanten von Heumilch für den Bergkäse am Absprung, sondern jene der konventionellen Milch; sie fühlen sich seit langem beim Preis benachteiligt.

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