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"Disziplin braucht man, wenn die Motivation schon wieder weg ist"

Von Susanna Sailer   17.Oktober 2020

Er ging in China durch die harte Schule einnehmend lächelnder, aber strenger Shaolin-Großmeister und sammelte schwarze Gürtel in asiatischen Kampfkünsten. Marc Gassert wollte körperlich und geistig stets an den Punkt gebracht werden, an dem er an seine Grenzen stößt, um sie allmählich zu überwinden. Auf diese Weise absolvierte der Bayer sein persönliches Willenskraft-Training und stieß dabei unweigerlich auf sein Thema: die Selbstdisziplin.

"Ich halte Disziplin für eine der größten Tugenden, die sich Menschen aneignen können", sagte Gassert während seines Vortrages bei der OÖN-Wirtschaftsakademie im Linzer Brucknerhaus. "Von Motivation halte ich hingegen nichts. Sie ist eine launische Diva. Rechne nicht damit, dass sie kommt. Aber Disziplin ist etwas, das man braucht, wenn die Motivation schon wieder weg ist."

Was Menschen antreibt

Gassert analysierte drei Antriebe, die Menschen dazu bringen, nicht aufzugeben, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Zwar würden Antriebe biologischen Ursprungs wie etwa Angst, Stress und Flucht funktionieren. Allerdings reduziere sich dadurch die Leistungsfähigkeit um bis zu 25 Prozent. Ein weiterer Antrieb seien Werte, die beispielsweise in Unternehmen sehr bedacht aufgebaut werden müssten. Gassert: "Werte funktionieren als Antrieb nur, wenn die Führungsebene diese vorlebt."

Für den dritten Antrieb zitierte er eine fernöstliche Weisheit: "Der Treibstoff von Disziplin ist Willenskraft." Gassert selbst sei überzeugt davon, dass sich Willenskraft wie einen Muskel trainieren lasse. Für eine körperliche Willenskraft-Übung, die sich auf geistiger Ebene auswirkt, wählte sich Gassert einen durchtrainiert wirkenden jungen Mann aus dem Publikum.

Thomas sollte drei Minuten lang einen breitbeinigen Stand in Reitersitzhaltung ausführen. Ein hartes Stück Arbeit, wie am Gesichtsausdruck und an den zittrigen Oberschenkeln abzulesen war. "Wer in seinem Leben derartige Halteübungen macht, wird Phasen von Stress länger durchhalten", meinte Gassert. "Der Schalter muss dafür im Kopf umgelegt werden, das hat nichts mit physischer Stärke zu tun."

Zwei Metaphern mit einer Flasche

Im Zen-Buddhismus heißt es, der Mensch bezieht seine Kraft aus Qi, der Lebensenergie. Ein Teil davon ist die Willenskraft. Doch wie lässt sich ein Kraftverlust eindämmen? Gassert griff zur Wasserflasche und schüttete einen Teil aus. Genauso leere sich unser Reservoir. "Im Leben müssen wir Willenskraft aufwenden, um unsere Flasche, also unseren Energielevel, wieder aufzufüllen", meinte er.

Ein andermal nahm er die halb volle Flasche und schlug mit der Hand oben auf die Öffnung. Der Glasboden löste sich und fiel herab. Genauso reagieren wir auf zu viel Druck von außen. Gassert: "Bei zu viel Stress in Ihrem Leben können Sie die Scherben Ihrer selbst auf dem Boden aufsammeln. Wir können leichter mehr Willenskraft als Lebenskraft gewinnen."

Kräfteraubend können auch unangenehme Aufgaben sein, die jemanden bevorstehen. "Wenn Schmerz – dann sofort. Unangenehmes besser gleich erledigen", lautet in diesem Fall Gasserts Devise.

 

Wirtschaftsakademie: Die nächsten Termine

10. November 2020: Christoph Holz, Informatiker, Unternehmensgründer und Business Angel aus Tirol, spricht über "Bullshit 4.0 – oder die Wiederentdeckung des Unternehmertums". Holz erklärt die komplexe digitale Welt auf feinsinnige Art. Seine humorvollen Ausführungen nehmen die Angst vor Veränderung und beinhalten Anregungen, die sich unmittelbar in die Praxis umsetzen lassen.

25. November 2020: "Profiling – Mein Wille geschehe" lautet der Slogan von Patricia Staniek. Die Wiener Expertin für Verhaltensanalysen gibt Tipps, wie Manipulationen erkannt, Machtspiele durchschaut und mit zielführender Kommunikation neutralisiert werden können. Veranstaltungsort: Brucknerhaus Linz, 18.30 Uhr. Nähere Infos und Tickets: wirtschaftsakademie.nachrichten.at

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25. April 2024