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„Das Hamsterrad sieht leider von innen aus wie eine Karriereleiter“

Von Elisabeth Eidenberger, 17. April 2015, 11:52 Uhr
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Bildergalerie Ralph Goldschmidt
Ralph Goldschmidt  Bild: kunasz eventfoto.at / cityfoto

LINZ. „Work-Life-Balance ist ein bescheuerter Begriff“, sagte Ralph Goldschmidt Mittwochabend bei der OÖN-Wirtschaftsakademie im Linzer Brucknerhaus.

Denn das bedeute zum einen, dass Arbeit und Leben nichts miteinander zu hätten, und zum anderen, dass beides wie eine Waage immer ausgeglichen sein müsse. „Und das ist nicht nur unrealistisch, sondern auch fad“, sagt der deutsche Sportwissenschafter und Persönlichkeitstrainer. Vielmehr sehe er den Menschen als Jongleur, der versuchen muss, viele Bälle in der Luft zu behalten.

Um das gut zu bewältigen und nicht wie im Hamsterrad bis zum Kollaps zu laufen („Das sieht nämlich leider von innen aus wie eine Karriereleiter“), müsse man auf sich selbst achten und sich am besten einmal einen Spiegel vorhalten. Wie das geht, beschrieb er für verschiedene Lebensbereiche:

Beziehungen: „Kommen Sie lieber nach Hause – oder gehen Sie lieber?“, stellte Goldschmidt die provokante Frage. Im Schnitt würden Partner nach vier Jahren Beziehung nur noch vier Minuten am Tag Gespräche führen, die nicht mit der Organisation des Lebens zu tun haben. Sein Tipp: „Stellen Sie und Ihr Partner, Ihre Partnerin, sich einmal im Monat die Verlängerungsfrage: Würdest du unsere Beziehung für zehn Jahre verlängern, wenn diese so wären wie das vergangene Monat?“ So könne man sich Probleme oder Nachlässigkeiten bewusst machen. An der Partnerschaft müsse man arbeiten und sich ebenso Zeit nehmen wie für Kinder und Freunde. „Wissen Sie, wie alt Ihr Kind ist? Welche Schuhgröße es hat? Wie seine besten drei Freunde heißen?...“

Gesundheit: „Oft ist man so beschäftigt, dass man Symptome gar nicht mehr mitbekommt. Verspannungen, ein ständig zuckendes Auge, Kopfschmerzen, und so weiter. Also: Wie geht es Ihnen?“, fragte Goldschmidt. Und: Kein Sportler würde jeden Tag an die Belastungsgrenze gehen. „Wir sollten das im Berufsleben auch nicht. Es braucht Regenerationsphasen. Pausen sind leistungsfördernd“, sagte der Experte.

Beruf: Stellen Sie sich auch hier die Frage: „Erfüllen Sie mit Ihrem Beruf auch Ihre Berufung?“ Goldschmidt plädierte für mehr Mut zur Berufung. Zudem solle man einen Sinn in der eigenen Arbeit erkennen. Und: „Ist Ihr Chef ein Grund zu bleiben oder zu gehen? Und warum?“

Diesen Selbst-Check könne man auch in den Bereichen Vermögen („Geld ist nur ein kurzer Kick“), Freizeit („Wie viel Freizeit ist noch freie Zeit für mich?“) oder Wohnen („Fühle ich mich zuhause wohl?) stellen. Nach dieser Bestandsaufnahme des Lebens kann man sich nun fragen: In welchem Bereich sieht’s nicht so gut aus? Und: Ist dieser Bereich für mich wichtig?

Wichtiges in Kalender schreiben

Goldschmidt stellte dann ein Werkzeug vor, um das Leben Stück für Stück zu verbessern („Langsam, denn die Selbstoptmierung bis zum Exzess führt auch ins Burnout.“): Schreiben Sie Ihre Lebensrollen auf, zum Beispiel: Vater, Unternehmer, Ehemann, Sportler, Freund. Und fügen Sie dann einmal pro Woche das Wichtigste für jede Rolle hinzu, dass Sie in den nächsten sieben Tagen erledigen wollen: Fußballspiel mit dem Sohn, Projektantrag fertigstellen, romantisches Abendessen, zwei Mal laufen, Feierabendbier. „Übertragen Sie das dann in Ihren normalen Kalender. Sie werden sehen, das ist nicht einfach – wenn’s im Kalender steht, erhöht es aber die Wahrscheinlichkeit, dass Sie es auch einhalten.“

Infos: www.nachrichten.at/wirtschaftsakademie

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