Wie die Möbelbranche von der Öko-Debatte profitiert
Heimische Hersteller sehen sich als Vorreiter bei Nachhaltigkeit.
2019 war für die heimischen Möbelerzeuger ein durchwachsenes Jahr: "Es war ein Auf und Ab. Manche Unternehmen haben Rückgänge beim Umsatz verzeichnet", sagt Georg Emprechtinger, Vorsitzender der österreichischen Möbelindustrie, auf der Kölner Möbelmesse. Mit Erklärungen dafür tut er sich schwer: "Die Qualität ist da, aber die Branche kämpft, diese an die Kunden zu bringen."
Im Zuge der Klimadebatte und Initiativen wie "Fridays for Future" wird der Ruf nach Nachhaltigkeit auch bei Möbeln zum Thema. Es ist ein Trend, der auch zahlreiche in- und ausländische Unternehmen auf den Öko-Zug aufspringen lässt. Bei der "imm cologne", der bedeutendsten Branchenmesse, war das ein wichtiger Trend. "Das Thema ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen", sagt Emprechtinger, auch Eigentümer und Geschäftsführer des Rieder Naturmöbelherstellers Team 7. Die oft günstigere Konkurrenz fürchtet er nicht: "Bei Team 7 ist Nachhaltigkeit seit 40 Jahren ein Thema, und darauf müssen wir hinweisen." Die Möbelindustrie schlage sich gut. Serienproduktion sei in anderen Ländern günstiger, hier könne Österreich nicht mithalten. Die Stärken liegen anderswo: "Österreich steht für Individualität, Qualität und kurze Transportwege."
Team 7 hat den Umsatz im Vorjahr stabil bei 99 Millionen Euro gehalten. Während in den Kernmärkten Österreich, Deutschland und der Schweiz ein Plus beim Umsatz verzeichnet worden sei, seien manche Flagshipstores wie jene in New York und Peking unter den Erwartungen geblieben. Von dem Plan, die Marke in Metropolen zu präsentieren, will Team 7 aber nicht abrücken: 2019 wurde in Berlin eröffnet, heuer im April soll Frankfurt dazukommen.
Ein Wechsel bei Joka
Ebenfalls in Köln präsent ist der Schwanenstädter Polstermöbel- und Matratzenhersteller Joka mit seinen Ökoschlafsystemen ProNatura: "Wir haben 30 Jahre Erfahrung. Solche Systeme gibt es nur bei uns", sagt Geschäftsführerin Anna Kapsamer-Fellner. Erstmals wurden zudem Polstermöbel aus Naturmaterialien präsentiert.
Joka hat 2019 mit 130 Mitarbeitern einen Umsatz von 17 Millionen Euro erzielt (2018: 18 Millionen Euro). Der Rückgang wird auch darauf zurückgeführt, dass man im Dezember 2018 die Zusammenarbeit mit kika/Leiner beendet hat. Heuer kommt es zu einem Wechsel in der Geschäftsführung: Johannes Kapsamer folgt seinem Vater Johann, der beratend im Unternehmen bleibt.
Das Möbelgeschäft wird unberechenbarer, beobachtet Kurt Reisinger: "Früher war im Herbst erfahrungsgemäß viel los. Das war 2019 nicht der Fall", sagt der Eigentümer des Familienunternehmens Anrei aus Pabneukirchen mit 200 Mitarbeitern. In der Ökodebatte sieht er eine Chance: "Uns gibt es seit 125 Jahren. Wir waren etwa die Ersten, die einen Wasserlack für Massivholz benutzt haben." Anrei plant, ein "klimaneutraler" Betrieb zu werden.
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