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Wer profitiert vom Sonnenstrom?

Von Josef Lehner   12.Oktober 2019

Betreiber von Photovoltaikanlagen (PV) sind wütend, weil Energieversorger ihre Abnahmetarife senken. Das sei ein Hohn angesichts der Beteuerungen zum Klimaschutz. Doch die Marktkräfte wiegen stärker als politische Parolen. Das sind die Streitpunkte:

1 Der Verbund hat seinen Abnahmetarif für Kleinanlagenbetreiber von 6,9 auf 4,9 Cent je Kilowattstunde (kWh) gesenkt. Missbraucht hier ein Elektrizitätsversorger seine Marktmacht?

Wer keinen staatlich geförderten Einspeisevertrag der OeMAG Ökostrom AG hat (Kontingente eventuell wieder 2020), ist auf Konzerne angewiesen. Sie zahlen nicht einmal die Hälfte der OeMAG, also ca. fünf bis sieben Cent pro kWh. "Das ist nicht erfreulich, aber die Anlagenbetreiber kennen ihre Verträge und wissen, dass die Tarife jedes Jahr angepasst werden können", sagt die Geschäftsführerin des Photovoltaikverbandes Austria, Vera Immitzer. Verbund-Sprecher Florian Seidl: "Seit August haben wir das Preisschema dem Markt und dem Lastprofil unserer rund 8000 Einspeiser angepasst." Leider würden die Preise für Sonnenstrom an den Börsen sinken, über die der Verbund verkaufe. Tipp: E-Control-Tarifrechner (www.e-control.at)

2 Wieso verlangt der Verbund jetzt obendrein eine Servicegebühr (rund 50 Euro im Jahr)? "Das halbiert meinen Erlös aus dem Stromverkauf", so ein OÖN-Leser.

In den Verträgen habe es bisher null bis 8,33 Euro Servicegebühr pro Monat gegeben, teilt der Verbund mit. Das sei vereinheitlicht worden und solle die Manipulationskosten decken. Doch: Tiefpreise beim Tarif und hohe Verwaltungskosten – das wirkt unfair.

3 Bei fünf bis sechs Cent je kWh Einspeisetarif lässt sich eine Solarstromerzeugung nicht wirtschaftlich betreiben. Was können Interessenten tun?

"Am wichtigsten ist, die Anlage so zu konzipieren, dass man seinen Sonnenstrom möglichst zur Gänze selbst verbraucht", sagt Gerhard Dell, der Chef des oö. Energiesparverbands. Damit wird Strom ersetzt, der sonst aus dem Netz um ca. 20 Cent (inkl. Netzgebühr und Steuern) bezogen werden müsse. Der selbst erzeugte Strom habe also diesen Wert von 20 Cent. Im durchschnittlichen PV-Haushalt werden nur 30 Prozent des Eigenstroms selbst genutzt. Eine optimierte PV-Anlage könne sich nach etwa zehn Jahren rechnen, sagt Dell. Außerdem müssten alle Förderungen ausgeschöpft werden. Der Klima- und Energiefonds unterstützt Private bis 5kW Spitzenleistung derzeit mit 250 bis 350 Euro je kW-Peak ( www.klimafonds.gv.at).

4 Das Land OÖ fördert nun für Private den Einbau von Stromspeichern (nur Lithium-Ionen-, nicht Bleibatterien). Ist das für Haushalte sinnvoll?

Mit einem Speicher kann zumindest der Verbrauch von den Sonnen- in die Nachtstunden verlegt werden, z. B. für das Aufladen von E-Fahrzeugen. "Die gespeicherte Kilowattstunde kostet derzeit rund 30 bis 40 Cent", sagt Gerhard Dell. Die Kosten werden mit verbesserten Produkten laufend sinken. Wichtig sei eine intelligente Steuerung. Ein Haushaltsspeicher mit 6,3 Kilowattstunden Leistung kostet momentan rund 7000 Euro inklusive Installation. (energiesparverband.at)

5 "Wieso wird das Monopol der Konzerne nicht aufgebrochen?" Das fragt ein Leser, der eine Anlage plant, um in seinem Haus weitere Parteien mit Sonnenstrom zu versorgen.

Die EU verlangt im Clean-Energy-Package, dass der Markt für Alternativenergie Privaten geöffnet wird. Die Umsetzung ist in Österreich wegen der Neuwahl nach wie vor offen. Die Energie AG OÖ hat seit 1. August das Projekt "d’Sunn teil’n", bei dem 30 Haushalte im Kremstal über eine App ihren Sonnenstrom tauschen/handeln. Ende November wird der Versuch ausgewertet.

Auch im Mühlviertel entstehen entsprechende Projekte (ourpower.coop, volksbank.org). "Wir versorgen mit unserer Gemeinschaftsanlage mit 33 kW seit eineinhalb Monaten 21 Haushalte in unserer Wohnanlage", sagt Martin Danner von volksbank.org aus Gallneukirchen: "Wir nützen 40 Prozent unseres Stroms selbst und rechnen mit zehn bis 14 Jahren Amortisationszeit."

Sonnenstrom in Zahlen

  • In Oberösterreich gibt es derzeit rund 27.000 PV-Anlagen mit 300 Megawatt (MW) Leistung. Sie erzeugen rund 300 Gigawattstunden, etwas mehr als zehn Prozent des oö. Haushaltsverbrauchs bzw. zwei Prozent des Gesamtstroms.
  • Eine PV-Anlage mit 35 Quadratmetern Fläche versorgt einen Haushalt mit vier Personen (ca. 3500 kWh im Jahr).
  • Ein kWpeak (peak=Spitzenleistung) liefert erfahrungsgemäß rund 800 bis 950 kWh Strom im Jahr und kostet derzeit schlüsselfertig ca. 1300 Euro.
  • In Österreich sind in den vergangenen Jahren nur je 170 Megawatt Leistung zugebaut worden. Zur Erreichung des Klimazieles 2030 müsste der Ausbau mindestens verzehnfacht werden, so PV Austria.
  • 2018 waren in Österreich Anlagen mit 1438 MWpeak installiert. Vergleich: Das Donaukraftwerk Ottensheim hat 179 MW Leistung (mit dem Vorteil, dass es rund um die Uhr Strom liefert).
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