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Weg mit den Russland-Sanktionen?

Von Dietmar Mascher aus St. Petersburg   07.Mai 2019

Vladimir Zieleznov spricht mit einer Begeisterung, die ihresgleichen sucht. Er hat das Werk etwas außerhalb von St. Petersburg aufgebaut und führt es heute. Peterform ist eine Tochter des Magna-Konzerns und fertigt hier Karosserieteile, vorwiegend für das benachbarte Autowerk von Hyundai. Eine verlängerte Werkbank ist das allerdings nicht. Die 650 Mitarbeiter teilen sich die Arbeit mit 400 hochwertigen Robotern. An sechs Tagen in der Woche wird rund um die Uhr gearbeitet. Die Nachfrage hat Peterform überrascht.

Peterform ist nur eines von zahlreichen Werken in der Region um die ehemalige Hauptstadt Russlands, die nur so strotzt vor Modernität und wirtschaftlicher Kraft. Die Arbeitslosigkeit in der Sechs-Millionen-Stadt beträgt nur vier Prozent. Von darbender Wirtschaft, die sich über die Sanktionen Europas ärgert, ist nur wenig zu spüren. Ganz stimmt das allerdings auch nicht, wie Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Russland, Rudolf Lukavsky, beim Besuch einer hochrangigen Delegation im Rahmen der OÖN-Wirtschaftsreise (in Partnerschaft mit Moser Reisen und der Volksbank Oberösterreich) erklärte. "Offiziell heißt es, die Sanktionen tangieren uns nicht. Tatsächlich schaden sie beiden Seiten", sagt Lukavsky, der seit drei Jahren die Interessen der österreichischen Wirtschaft im größten Land der Welt vertritt.

Auch Österreich im Nachteil

Ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts hätten die Sanktionen Russland in etwa gekostet. Aber auch Europa leide darunter, nicht zuletzt auch Österreich, das etwa keine Äpfel, Erdäpfel, Wurst, Milch und Käse mehr nach Russland liefern darf.

Im Jahr 2013 exportierte Österreich Waren im Wert von 3,5 Milliarden Euro nach Russland, nach Verhängung der Sanktionen sank dieser Wert im Jahr 2016 auf 1,9 Milliarden Euro. Daran waren nicht nur die Sanktionen allein schuld. Der Wechselkurs entwickelte sich negativ für Österreichs Wirtschaft. Und generell war weniger von Investitionen und Kaufkraft zu spüren, sagt Lukavsky.

Im Vorjahr lag dieser Wert bei 2,1 Milliarden Euro, während Russland um rund 3,5 Milliarden Euro Waren nach Österreich lieferte und damit den Wert steigerte.

Dabei haben die Russen freilich von den steigenden Rohstoffpreisen profitiert. Nach wie vor hängt die russische Wirtschaft zu 60 Prozent von Öl-, Gas- und anderen Rohstoffpreisen ab.

Russland hat auf die Sanktionen reagiert. Die Lebensmittelindustrie ist in den Bereichen Hühner und Schweine bereits autark. Bei Mais und Weizen spielt das Land ohnehin auf dem Weltmarkt mit.

"Wir haben ein Außenhandelsdefizit, und das sollten wir in den nächsten Jahren wieder ändern", sagt Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich, die ebenso Teil der mehr als 50 Personen zählenden Gruppe aus Oberösterreich war wie die Landesräte Markus Achleitner und Günther Steinkellner, VP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer, der Landtagsabgeordnete der Grünen Severin Mayr und die Linzer Stadträtin Regina Fechter-Richtinger.

Die Sanktionen haben also auch Österreich geschadet. "Sie waren vor viereinhalb Jahren wahrscheinlich ein Mittel, das man als Reaktion auf die Ukraine-Krise ergreifen musste. Jetzt ist die Bilanz aber negativ. Man müsste versuchen, aus den Sanktionen wieder herauszukommen und dies an Fortschritte bei den Verhandlungen mit der Ukraine zu knüpfen", sagt Achleitner.

Das Verhältnis zwischen Österreich und Russland sei gut, das Potenzial für gedeihliche Beziehungen ebenfalls, sagt Lukavsky. Österreich ist mit sechs Milliarden Euro in Russland investiert, vor allem in den Bereichen Öl und Gas, Holz und Papier sowie Baustoffe und Kräne. Oberösterreichische Firmen, die in Russland stark sind, sind Primetals sowie einige Verpackungshersteller und Maschinenbauer. Dass der Umweltschutz in Russland an Bedeutung gewinne, sei eine große Chance für Österreichs Spezialfirmen. Umgekehrt sei Russland nach Deutschland in Österreich größter Investor und zeichne für 1,25 Millionen Nächtigungen verantwortlich.

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