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Warum der "Gaslieferstopp" eigentlich keiner ist

Von nachrichten.at/apa, 23. November 2024, 07:41 Uhr
Lieferstopp treibt Gaspreis kaum, aber nächste Energie-Teuerung wartet schon
Gasübernahmestation Baumgarten: Es kommt nach wie vor russisches Gas, aber nicht für die OMV. Bild: OMV Solutions GmbH

WIEN/MOSKAU. Seit einer Woche liefert der russische Staatskonzern Gazprom der österreichischen OMV kein Erdgas mehr.

Doch um einen tatsächlichen Lieferstopp handelt es sich nicht. Es kommt weiter ähnlich viel russisches Gas an der österreichisch-slowakischen Grenze in Baumgarten an wie zuvor. Geändert hat sich nur, wie das Gas verkauft wird. Ein echter Lieferstopp steht aber weiter im Raum, und zwar mit 1. Jänner 2025, wenn der Transitvertrag durch die Ukraine endet.

Bisher ging der Großteil des nach Österreich strömenden russischen Gases im Rahmen eines seit 1968 bestehenden Vertrags an die OMV. Doch nachdem die OMV angekündigt hatte, Schadenersatz von der monatlichen Gasrechnung abzuziehen, stellte Gazprom mit 16. November die Lieferungen im Rahmen dieses Liefervertrages ein. Die Gazprom verkauft dieses Gas nun über die Börse oder an Zwischenhändler - von wo es wahrscheinlich bei der OMV landet, denn diese muss weiter ihre Lieferverpflichtungen erfüllen.

"Anfang vom Ende" des langjährigen Vertrags

Dass die OMV von Gazprom kein Gas mehr erhält, sehen Beobachter als "Anfang vom Ende" des langjährigen Liefervertrags, der 2018 bis 2040 verlängert wurde. Die OMV selbst will sich zu dem Vertrag nicht äußern. Auf Fragen dazu heißt es: "Zu unserer Rechtsstrategie und laufenden Gerichtsverfahren können wir keine Stellung nehmen."

Es gilt jedoch als offenes Geheimnis, dass man den Vertrag mit Gazprom, der eine Abnahmeverpflichtung vorsieht, loswerden will. Die OMV will bis 2027 eigenes Gas aus ihrem Projekt Neptun Deep im Schwarzen Meer in Rumänien fördern. Zudem haben sich nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine alle EU-Staaten darauf verständigt, bis 2027 aus russischem Gas auszusteigen.

Als Ausstiegsmöglichkeit gilt das Auslaufen des ukrainischen Transitvertrags. Sollte es Gazprom nicht mehr möglich sein, Gas bis nach Baumgarten zu liefern, können die Russen den Liefervertrag mit der OMV nicht mehr erfüllen. Schon 2022 als die Gazprom weniger lieferte als von der OMV bestellt, gab es Stimmen, die von einem Vertragsbruch sprachen. Der Vertrag ist allerdings nicht öffentlich einsehbar. Dadurch ist von außen auch nicht beurteilbar, ob auch die aktuelle Lieferunterbrechung einen Vertragsbruch darstellt.

"Vertrag wird nicht mehr erfüllt"

E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch sagte diese Woche, "das Schicksal des Vertrages liegt in den Händen der Vertragspartner". Und zur Frage, ob die OMV den Gazprom-Vertrag nun los ist, sagte E-Control-Experte Leo Lehr im Energieagentur-Podcast "Petajoule": "Es sieht danach aus. Der Vertrag wird nicht mehr erfüllt." Lehr verwies darauf, dass in Europa schon Vertragsverhältnisse auf diese Weise gelöst wurden. "Wie das korrekt juristisch zu lösen ist und wie lange dieser Vertrag quasi in diesem Nicht-erfüllt-Stadium sein muss, um wirklich gekündigt zu werden, damit werden sich wahrscheinlich noch in den nächsten Jahren Juristen beschäftigen", sagte Lehr.

Österreich bezieht auch aktuell noch über 80 Prozent seines Gases aus Russland. Die OMV hat sich allerdings alternative Bezugsquellen und entsprechende Pipelinekapazitäten gesichert. Auch die E-Control betont, dass Österreich inzwischen komplett auf russisches Gas verzichten könne. Ersatz käme dann aus Norwegen sowie als Flüssigerdgas (LNG) via Deutschland und Italien nach Österreich.

Rückgang von 50 auf 10 Prozent

Nicht nur Österreich ist nicht mehr von Russland abhängig. In der EU ist der Anteil von russischem Pipeline-Gas von rund 50 Prozent Anfang 2021 auf rund 10 Prozent 2024 gesunken. An Bedeutung gewannen Gas aus Norwegen, Algerien und anderen Ländern sowie LNG. Apropos LNG: Von dem auf knapp 40 Prozent gestiegenen LNG-Anteil entfallen 10 bis 15 Prozent erst wieder auf russisches LNG.

An den Gasbörsen ist die Nervosität zuletzt aber wieder etwas gestiegen. Am für Europa richtungsweisenden Handelspunkt TTF war der Gaspreis nach der Energiekrise 2022 bis auf 23 Euro pro Megawattstunde (MWh) Anfang 2024 zurückgegangen, seither aber wieder gestiegen. Allein im November stieg der Preis von 40 auf zuletzt knapp 49 Euro.

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20  Kommentare
20  Kommentare
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zeroana (1.599 Kommentare)
am 23.11.2024 13:48

Wieso die OMV die Lieferverträge aufs Spiel setzt , wäre die eigentliche Frage. Mit den noch nicht aber bald steigenden Energiekosten geht der wirtschaftliche Crashkurs munter weiter.

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LASimon (15.059 Kommentare)
am 23.11.2024 14:20

Wieso setzt die OMV Lieferverträge aufs Spiel? Ihr wurde von einem Schiedsgericht ein Schadenersatz zugesprochen; soll sie auf den verzichten? So eine Entscheidung könnte nur die Hauptversammlung treffen, nicht das Management; das hat alle zurecht bestehenden Forderungen einzutreiben.

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Kopfnuss (11.184 Kommentare)
am 24.11.2024 20:24

Das Management könnte schon auf Zeit spielen.

Aber wieso? Steigende Preise sind nicht deren Problem, das wird 1:1 an die Kunden weitergegeben.

Zudem hat die OMV ohnehin vor, und das ist längst beschlossen, sich aus dem Gasgeschäft zurück zu ziehen. Sollen die oberschlaue Regierung und die bevormundende EU sich doch selbst darum kümmern.

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kirchham (2.603 Kommentare)
am 23.11.2024 12:46

Kann nur jeden Häuslbauer oder Besitzer weg vom Gas.

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Kopfnuss (11.184 Kommentare)
am 24.11.2024 20:25

Und hin zur Abhängigkeit vom Stromlieferanten und Infrastrukturanbieter? Super Idee. 😂😂

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tofu (6.994 Kommentare)
am 23.11.2024 11:24

Etwas Recherche wäre schön, wenn man was Gscheits liest.

Da das Thema ausgelassen wird, nur eine Vermutung:
Wir zahlen doppelt.

Um es auf die Kunden des Dan-Küchenhändler in Ansfelden umzulegen: alles gut, die Küche kannst ja kaufen. Halt wo anders.

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LASimon (15.059 Kommentare)
am 23.11.2024 14:20

Was stützt Ihre Vermutung?

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tofu (6.994 Kommentare)
am 23.11.2024 15:01

Weil offenbar nun stattdessen bei einem Händler gekauft wird.
Der wird die Ware nicht herschenken.
Und da Österreich sich gerne gängeln lässt, zahlen wir weiterhin an Gazprom für nicht gelieferte Ware.

Warum lassen wir uns gängeln?
Da wir - wenn wir gewollt hätten - längst aus dem Langzeitvertrag aussteigen hätten können. (Als Gazprom einseitig die Zahlungsmodalitäten umstellte).

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tofu (6.994 Kommentare)
am 23.11.2024 15:05

Dass wir doppelt zahlen bleibt natürlich nur eine Vermutung. Da man sich über diese wesentlichen Details ausschweigt, befürchte ich, dass es darauf hinausläuft.
Und Journalisten fragen offenbar nicht nach

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spoe (15.984 Kommentare)
am 23.11.2024 11:17

Das ist nichts Neues, und das war seit langem bekannt oder vorhersehbar.
ich würde sogar behaupten, es wurde in diese Richtung sogar vorbereitet und abgesichert.

Die Frage ist nur, warum Politik und Medien ständig die Unwahrheit schreiben.
Unwissenheit oder Lüge/Manipulation?

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soistes (3.504 Kommentare)
am 23.11.2024 10:21

Alles zum Schaden der Bevölkerung.

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UlrichBoeheim (2 Kommentare)
am 23.11.2024 10:26

nein ! auf schaden der Umwelt! der Menschenrechte! der Menschenleben in der Ukraine!
und der Zukunft der Kinder und Menschheit! alles beim alten zu lassen!

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spoe (15.984 Kommentare)
am 23.11.2024 11:21

Sie haben wenig Ahnung, aber davon reichlich.

Menschenrechte und Ukraine (vor dem Krieg), da brauchen Sie den Österreichern keinen Vorwurf machen, echt. Die Ultranationalisten haben dort ordentlichen Schaden angerichtet, und bis unmittelbar vor dem Krieg wurde das im Westen auch noch kritisiert. Jetzt wird alles verschwiegen, weil es angeblich Russland oder Putin in die Hände spielen würde.

Alles hat 2 Seiten. Zudem sind Gaslieferungen über die Pipeline umweltfreundlicher als Flüssiggas, das teilweise auch noch per Fracking gefördert worden ist.

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LASimon (15.059 Kommentare)
am 23.11.2024 14:22

Wer sind die Ultranationalisten? Welchen Schaden haben sie angerichtet?

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Biobauer (6.191 Kommentare)
am 23.11.2024 08:14

Wir sind doch Alle Gas und energieabhängig, wen die OMV mit der Gazprom streitet, ist das wie wenn eon Junkie mit seinem Dealer streitet, am Ende gewinnt immer der Dealer.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.326 Kommentare)
am 23.11.2024 08:57

Es gibt gsd. auch andere Dealer.

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spoe (15.984 Kommentare)
am 23.11.2024 11:22

Dealer und Lieferanten sind aber zwei paar Schuhe.
Dem Dealer ist der Lieferant egal, da zählen nur der Einkaufspreis und der Aufschlag.

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oe.tom (1.160 Kommentare)
am 23.11.2024 09:52

Abwarten…
Mit dem Ausstieg aus dem Sowjetischen Gas wird die UdSSR 2.0 unter Diktator Adolph Putin stark geschädigt, da Gas und Öl praktisch die einzigen nennenswerten Exporte von der Sowjetunion 2.0 sind! Mit dem Zusammenbruch dieser Einnahmequellen hat also Putin keine Einnahmequellen mehr in der Hand, und, wie man sieht, das Spiel mit China und Indien ist für Putin nicht gerade vom Vorteil, da sie ihm das „Hack‘l ins Kreuz hauen“… (Oder wie war das mit der Annexion von mehreren 100.000m3 von China, die damit eine Insel komplett unter ihre Kontrolle brachte, und Putin nichts als Zusehen konnte?
Nordkorea hat nichts Qualitativ entsprechendes zu bieten, wie man an ihren Kampfverbänden sieht, die übrigens den Status von Sondereinheiten haben. Selbst Russische Grundwehrdiener sind da besser ausgebildet.
Afrika kann nichts für dem Russen-Adolph beitragen, und der Iran bricht als Waffenlieferant weg, mal abgesehen davon: Ohne Geld keine Unterstützung von diesen!

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LASimon (15.059 Kommentare)
am 23.11.2024 11:17

Einzelne afrikanische Staaten sind für Russland ein Brückenkopf im Kampf gegen den Westen, speziell gegen die Hegemonie der USA. Bizarr ist dabei, dass das imperialistische Russland sich dabei als anti-imperialistische Macht gegen die kolonialistischen Europäer geriert.

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LiBerta1 (4.245 Kommentare)
am 23.11.2024 11:58

Es ist ziemlich kitschig, wie Sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit für den Adolf Werbung machen. Er und seine Schlechtigkeit scheinen Sie ziemlich heftig zu beeindrucken, sie müssen bei jedem Thema in erster Line an ihn denken.

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