US-Notenbank ändert ihre Geldstrategie
JACKSON HOLE. Fed-Chef Jerome Powell: Vollbeschäftigung als Ziel im Vordergrund, weil kaum Inflationsgefahr.
Die US-Notenbank Fed stellt mitten in der Corona- und Wirtschaftskrise ihre geldpolitische Strategie um und legt einen stärkeren Fokus auf den Arbeitsmarkt. Das machte Fed-Chef Jerome Powell beim traditionellen Symposium der Federal Reserve Bank of Kansas in Jackson Hole (Wyoming) deutlich, das heuer nur im Internet stattfand.
Dieser am Donnerstag von Powell näher erläuterte Schwenk bietet der Fed zugleich mehr Spielraum beim Ansteuern ihres Inflationsziels von zwei Prozent. Demnach könnte sie die Inflationsrate für einen längeren Zeitraum über dem angepeilten Idealwert halten, wenn diese zuvor geraume Zeit darunter geblieben ist. Dieses Modell ist im Fachjargon als "Average Inflation Targeting" bekannt. Zugleich soll aber stets das Ziel der Vollbeschäftigung an erster Stelle stehen.
Powell sagte in seiner Rede, die neue Strategie sei Ergebnis eines eineinhalbjährigen Diskussionsprozesses mit Wissenschaftern, Zentralbankern und Öffentlichkeit. Während die Gefahr einer starken Geldentwertung weiterhin als gering erachtet wird, konzentriert sich die Notenbank darauf, rasch möglichst schnell wieder zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen zu können.
Die schrumpfenden Wachstumsraten in den Industrieländern haben wohl ein Umdenken bei den Notenbankern bewirkt.
Beobachter gehen davon aus, dass die Rede Powells auf eine Fortführung der lockeren Geldpolitik schließen lässt. Wie in Europa befinden sich die Leitzinsen auch in den USA nahe der Nulllinie (offiziell zwischen 0 und 0,25 Prozent). Die New Yorker Börse hat auf die Nachricht positiv mit Kurssteigerungen reagiert.
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