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Geschäftsessen ohne Reue

Von Karin Haas, 07. November 2019, 00:04 Uhr
Geschäftsessen ohne Reue
Bild: Colourbox

Der Business-Lunch ist in Zeiten strenger Compliance zum Minenfeld geworden. Wie Manager ohne "Anfüttern" einladen können und Wirte trotzdem überleben.

Die goldenen Zeiten der Geschäftsessen sind vorbei und werden auch nicht wieder kommen", sagt Erich Lukas vom Zwei-Hauben-Restaurant Verdi in Linz. Der Spitzenkoch und Eigentümer hat gute Vergleichswerte. Denn er betreibt seit Jahrzehnten sein Gourmetlokal, das ganz oben mitspielt. Nahmen in den 1990er-Jahren noch Firmen-Delegationen Platz, sind es jetzt nur noch "zwei bis vier Manager pro Geschäftsessen", sagt Lukas.

Internationale Unternehmen wie Maschinenbau-Engel und voestalpine würden überhaupt nur noch in eigenen Kantinen, die für Gäste in Restaurants umgewandelt werden, Kunden einladen. "Wir haben gegenüber früher 80 Prozent weniger Geschäftsessen. Das konnten wir aber zum Glück mit privaten Gästen mehr als kompensieren", sagt Erich Lukas.

Die Ursache des Wandels steckt im Wörtchen Compliance, was mit ethischem Wohlverhalten in Unternehmen und dem Handeln nach Werten übersetzt werden kann.

2006 setzte Siemens mit seinem Spesenskandal und Millionenzahlungen an Geschäftspartner eine europaweite Spesen-Sensibilisierung in Gang. Landläufig kamen großzügige Einladungen unter dem Schlagwort "Anfüttern" in Verruf. 2012 schlug sich dies in Österreich in einer Verschärfung des Korruptionsstrafrechts nieder.

Seither gilt als Faustregel: Alles, was über 100 Euro pro Quartal und pro Geschäftspartner ausgegeben wird, ist im Sinne der Compliance nicht erlaubt. Enthalten sind Geschenke, Veranstaltungs-Einladungen und Geschäftsessen. "Damit ist man auf der sicheren Seite", sagt der Compliance-Experte Rainer Brand, Partner in der Linzer Steuerberatungs- und Wirtschaftstreuhandkanzlei LeitnerLeitner. 

Ganz vorsichtige Unternehmer achten darauf, dass bei einer Einladung zu einem Geschäftsessen die Ausgaben pro Kunden 50 Euro nicht überschreiten.

Dass dies in der Praxis auch so geübt werde, bestätigt Bernhard Preslmayer vom Ein-Hauben-Restaurant "by preslmayer" in Linz. "Wenn bei uns große Unternehmen, wie etwa Pharmafirmen, buchen, müssen wir das Menü samt Getränk genau auf maximal 50 Euro pro Kopf trimmen", sagt Preslmayer. Teure Weine seien heute überhaupt tabu.

Eine Folge des "Compliance-Sparkurses" sei auch, dass die Gäste nicht mehr so lange wie früher im Lokal sitzen bleiben. Ein guter Umsatzbringer seien aber nach wie vor die Weihnachtsessen der Unternehmen. Da könne mehr ausgegeben werden.

Geschäftsessen ohne Reue
Bild: Colourbox

Die Firmenkantine als Konkurrenz

Christian Göttfried, der seit vier Jahren in der Linzer Altstadt ein Gourmet-Restaurant betreibt, ist mit seinem Anteil von Geschäftsessen mittags und abends von rund 30 Prozent zufrieden. Auch er verweist darauf, dass "die Großen" mit eigenen Kantinen "nicht unter die Regelung" fallen würden und damit als Firmengäste für ihn wegfallen würden.

Im Feinschmecker-Restaurant "Waldschänke" in Grieskirchen ist man mit dem Umsatz durch Geschäftsessen zufrieden. Der Anteil liege hier ebenso bei rund einem Drittel, sagt Patron Heinz Grabmer. Internationale Unternehmen würden mit einem Limit von 75 Euro pro Eingeladenem "all inclusive" ordern. Chefs von kleineren Unternehmen, "die kein Controlling" haben, würden auch mehr ausgeben, sagt Grabmer. Seine Ehefrau Elisabeth Grabmer ist die Küchenchefin. Sie gehört zu den wenigen prämierten weiblichen Spitzenköchen in Österreich. Sohn Clemens kocht seit knapp drei Jahren mit.

Heinz Grabmer plädiert für österreichisches Augenmaß und an den Hausverstand. Schließlich sei es guter österreichischer Brauch, Geschäftsverbindungen auch zu pflegen.

Das strenge Compliance-Denken spürt auch Brigitta Zettl vom gleichnamigen Delikatessen-Versand in Oftering, der heuer sein 30-jähriges Jubiläum feiert und sich auch als Lachsversender einen Namen gemacht hat.

Zettl hat sich bei Firmenkunden auf kleinere Geschenkkörbe spezialisiert, die einen Wert von 35 Euro nicht überschreiten. "Wir sind angehalten, den Wert pro Geschenk auf der Rechnung für den Auftraggeber exakt auszuweisen", sagt Zettl. Doch auch Zettl verzeichnet bei kleineren Unternehmen eine "Normalisierung der Hysterie".

Absetzbarkeit nur mit Notiz

Steuerberater Rainer Brandl verweist darauf, dass neben der Compliance der steuerliche Aspekt nicht außer Acht gelassen werden dürfe. Auf jeder Spesenrechnung, die im Übrigen nur zur Hälfte absetzbar sei, müssten der Name des Eingeladenen und der Zweck des Essens vermerkt sein.

Was die Compliance betrifft, sieht auch Steuerberater Brandl, dass manches nicht mehr so heiß gegessen werde, wie es ursprünglich gekocht wurde.

Auch den Steuerprüfern des Finanzamtes sei es mittlerweile wieder gestattet, in Unternehmen im Zuge ihrer Prüfung eine Einladung auf eine Tasse Kaffee anzunehmen.

"Das geht wieder, aber nicht mehr", betont Brandl.

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