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Von Karin Haas   07.November 2021

Rudolf Mark vom gleichnamigen Metallverarbeitungsunternehmen in Spital am Pyhrn tut es, der frühere Silhouette-Vorstand Klaus Schmied und Ingrid Schöppl-Stritzinger, die Chefin des Gaspoltshofener Tiefkühl-Schmankerllieferanten. Sie wühlen hin und wieder in der Erde und das als "grünes Hobby". Weintrauben, Heidelbeeren, Paprika, Paradeiser, Zwiebel und Erdäpfel sind der Lohn der Hobby-Gartenmühe. Swietelsky-Lenker Karl Weidlinger ist gar ein "Bienen-Flüsterer".

Rudolf Mark ist ein Besessener. Nicht nur als Industriekapitän in "seiner" Metallverarbeitung Mark in Spital am Pyhrn, die er mit seiner Tochter Christina Rami-Mark lenkt. "Rudi" Mark ist auch ein besessener Weinbauer geworden. Aber während andere sich etwa in der Wachau, im Kamptal oder in der Südsteiermark einkaufen, ist Rudolf Mark ein Oberösterreich-Patriot. "Mein Weinberg ist in Windischgarsten auf gut 650 Metern Seehöhe und damit wohl einer der höchstgelegenen im Lande", sagt der Hobby-Winzer.

150 Rebstöcke nennt Mark sein Eigen. Die sind wahrscheinlich die bestgepflegten Österreichs, wie Rudolf Mark humorvoll sagt. Denn die Zeit, die er im Weingarten verbringt, ist in Relation zur Ausbeute ebenso "spitze" wie sein Wein. Es ist Uhudler. Mit der "Rabiatperle" hat seine Isabella-Traube aber nichts gemein. Er hat auch mit anderen Sorten experimentiert. Doch der Uhudler habe sich als die robusteste und damit am besten geeignete Sorte erwiesen. Obendrein teilt Rudolf Mark nicht gerne mit Amseln und Wespen. Da sei die Uhudler-Traube geradezu ideal, sagt Rudolf Mark. Die Weinbeeren seien nämlich so dickschalig, dass Amseln und Wespen die Lust auf einen Imbiss weitgehend vergehen würde.

250 Bouteillen pro Jahr

250 Bouteillen pro Lese sind der Lohn von Marks Mühe. Die werden ausschließlich im Freundes-, Bekannten- und Geschäftspartnerkreis verteilt. Bei der Lese helfen Freunde (Mark: "Der Andrang ist größer als der Bedarf"). Die Vinifizierung besorgt ein Winzer aus der Südoststeiermark. "Mark one" heißt das Uhudler-Produkt, das auch marketingtechnisch nicht auf der sprichwörtlichen Nudelsuppe daher geschwommen ist. Die Riede wird mit Rudolf Marks Wohnort, nämlich Pernköpfl, angegeben. Seit 13 Jahren nun hat Mark schon dieses grüne Hobby. Die Freude ist noch immer groß, zumal alles nicht nur bio, sondern auch nachhaltig ist – was ganz besonders auch auf die Freundschaften mit den Wein-Beschenkten zutrifft.

Ein "Kartoffelheld" ist hingegen Christoph Leitl, Österreichs Wirtschaftskammer-Präsident a.D. und nach etlichen Jahren als Präsident der europaweiten "Eurochambres" nun dort Lenker der weltweiten "Global Plattform". In seinem Haus in Neumarkt im Mühlkreis hat Leitl ein "Bauerngartl", in dem er nicht nur in der Erde wühlt, um im Frühling Radieschen für’s Jausenbrot zu holen. Auch Erdäpfel müssen sein. Denn ohne Kartoffel ist ein Mühlviertler nicht komplett. "Meine Favoriten sind auch Zwiebel und Knoblauch. Da muss ich nicht so viel gießen und kann den Garten auch genießen", sagt Leitl.

Karl Weidlinger wiederum, der Vorstandsvorsitzende des Baukonzerns Swietelsky in Österreich, liebt auch hobbymäßig die Herausforderung. Oft werden ihm Paradeiser angedichtet. Doch er habe lediglich das Tomaten-Gewächshaus für seine Frau Angelika gebaut, verweist Weidlinger den Paradiesgarten in Andorf im Innviertel ins Gärtner-Reich seiner Gattin. Doch der verhinderte Tomatenkönig ist ein "Bienenflüsterer" geworden.

Sechs Völker tanzen nach Weidlingers Rauchpfeife. Die Geschichte, die den Weg dorthin weist, ist ebenso amüsant wie die der Paradeiser. Eigentlich habe sich vor etlichen Jahren seine Tochter für die Imkerei interessiert und nach einem Schnuppernachmittag ein geschenktes Bienenvolk mit nach Hause gebracht. Weidlinger, anfangs skeptisch und die "viele Arbeit mit den Bienen" abwehrend, musste dann bei einem Imkerseminar für den "leider verhinderten" weiblichen Teil der Familie einspringen. "Seither mache alles ich", sagt Karl Weidlinger fröhlich und rührt damit wohl auch ein bisschen an seine Wurzeln. Er stammt, wie seine Frau, aus einer landwirtschaftlich geprägten Familie.

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Klaus Schmied und Sohn Jakob im Heidel-„Beerenberg“ in Linz.

Durchblick am Beerenberg

Klaus Schmied wiederum hat genug durch Silhouette-Brillen des gleichnamigen Linzer Konzerns geblickt, den er im Familienverband führte. Schmied stieg aus und machte sein Hobby zum Beruf. Er kaufte kurzerhand eine Obst- und Beerenplantage (unterhalb des Restaurants Verdi) in Linz. Nicht nur die Heidelbeeren seines "Beerenbergs" werden bis Wien in Gourmets-Restaurants geliefert.

Andere wiederum setzen auf mehr Prozente. Im Schatten der Burg Altpernstein in Micheldorf (Bezirk Kirchdorf an der Krems) hat ein Manager einer ganz anderen Branche ein "reines Gewissen". So heißt nämlich die Gin-Marke des früheren Vertriebsleiters des Kremstaler Ofen-Experten Rika, Reinhold Häußer.

Zusammen mit dem Tischler und Landwirt Roman Winter produzieren die Prozente-Ritter seit 2016 Gin und Edelbrände auf 800 Metern Seehöhe. Mit (no, na) Wacholder, Koriander, frischer Melisse und Speik aus luftiger Almhöhe und exakt 50 Volumprozenten Alkohol brilliert der Bio-"arg High Dry Gin", bei dem das "arg" aussprachetechnisch nach Oberösterreich versetzt wird. Das wird somit wie "o" ausgeprochen, was der Erwartung an den "oargen" Gin eine ganz besondere Note gibt.

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Gin als Hobby: Tischler Roman Winter (l.), Rika-Manager i.R. Reinhold Häußer.

Das Reinste aller Gewissen

Die kleine, feine Destille der beiden fasst nur 120 Liter. Die Produkte holen internationale Preise. "Reines Gewissen" haben Häußer und Winter auch bei Kräuter-Likören und Dirndl-Brand. Verkauft wird ab Hof (Abfindungsbrennerei!) und in handverlesenen Geschäften. Ein Teil geht nach Deutschland, was der Herkunft Häußers geschuldet ist. Er stammt aus Ennerich bei Limburg an der Lahn in Hessen. "Wir machen nur, was uns beiden schmeckt", sagen die Hobby-Brenner und Destillateure Häußer und Winter. Darum haben die beiden das reinste aller Gewissen.

Die Unternehmerin Ingrid Schöppl-Stritzinger wiederum ist eine wahre Küchenkünstlerin und lässt den Gatten in der Erde wühlen. Am Wochenende lebt die Managerin und Firmenchefin, die in Gaspoltshofen den Schmankerl-Lieferanten Stritzinger führt, ihre Leidenschaft aus. "Ich stehe manchmal schon ab sieben Uhr früh in der Küche", sagt sie. Wie gut, dass ihr Gatte Wolfgang Schöppl Landwirt ist.

Der Garten sowie die Obstwiese in Hartkirchen (Bezirk Eferding) liefern die Rohware für Apfelstrudel, Gemüsepfandl und Zwetschkenfleck. "Natürlich geht es nicht ohne Hochbeet mit Kräutern", sagt Ingrid Schöppl-Stritzinger fröhlich.

Zu essen, zu genießen und sich gemütlich zusammenzusetzen sei schließlich ein Kulturgut. Sie hält es leidenschaftlich hoch. Da wird Blaukraut gehachelt, da werden Spätzle ins wallende Wasser geschabt und die Rindsuppe köchelt wirklich lange. Einstweilen kann Gatte Wolfgang einen besonderen Auftrag erfüllen.

Rare Apfelsorten in Hartkirchen

Er bringt die schönsten Exemplare der raren Apfelsorte "Berner Rose" für die Nachspeis herein. Das "grüne Hobby" bringt auch hier den perfekten Ausgleich für den oft stressigen Unternehmensalltag, dessen Unwägbarkeiten Ingrid Schöppl-Stritzinger mit "Land unter" beschreibt. Die Natur und Kochen bringen wieder Ausgleich und Gelassenheit. Da hat man schnell den Kopf wieder über Wasser. 

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Leitls „Lebensgarten“

„Ein Garten ist ein Lebensprojekt“, sagt Christoph Leitl. Der frühere Präsident der Wirtschaftskammer Österreich ist ein „Kartoffelheld“. Denn in seinem Gartl in Neumarkt im Mühlkreis sind Erdäpfel die Stars. Mit Knoblauch und Zwiebel bilden sie das Dreigestirn des grünen Strebens des nimmermüden Managers, der nach Jahren als Präsident der Eurochambres, dem europaweiten Dachverband, einen Schritt zurück tat, aber im Präsidium ist und die „globale Plattform“ lenkt.

Genuss-Garten

Genuss-Garten

Sie ist eine Meisterköchin und hat auch am Wochenende von Lebensmitteln nicht genug. Denn Ingrid Schöppl-Stritzinger und ihr Import-Export-Unternehmen in Gaspoltshofen sind auf Schmankerl und Delikatessen für jene Abnehmer spezialisiert, die etwas größere Mengen benötigen.

Samstag und Sonntag glüht dann der Herd im heimatlichen Bauernhof in Hartkirchen. Denn Gatte Wolfgang Schöppl ist Landwirt. Der gemeinsame Garten liefert Obst und Gemüse in Hülle und Fülle für Familienmenüs, bei denen nicht nur die Rindsuppe langsam-intensiv vor sich hin köcheln darf.

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29. März 2024