Leuten helfen und gestalten
Frischer Wind in den heimischen Kanzleien – was die neue Generation Steuerberater antreibt. Von Elisabeth Prechtl
Jung, top ausgebildet, ambitioniert: In Oberösterreichs Steuerberatungskanzleien sind die "Jungen Wilden" auf dem Weg nach oben. Sie begleiten mit ihrer Energie heimische Unternehmen durchs Wirtschaftsleben und sind ideale Botschafter für ein moderneres Image ihrer Branche.
"Der Beruf des Steuerberaters hat bei manchen Leuten immer noch einen leicht negativen, angestaubten Ruf", sagt Sabine Bieregger. Sie ist Steuerberaterin in der Kanzlei Partner-Treuhand mit Sitz in Wels. Daran müsse man arbeiten und gerade jungen Menschen, die vor der Entscheidung der Berufswahl stünden, von den spannenden Facetten der Tätigkeit erzählen. "Wer sich für Zahlen und IT interessiert und sich gerne mit Menschen umgibt, für den ist dieser Beruf ideal."
Mit dem oft angestaubten Image der Branche will auch der 32-jährige Wolfgang Köppl aufräumen. Er ist in der Gmundner Kanzlei BNP als Steuerberater tätig: "Anders als viele glauben, suchen wir nicht nach Cent-Differenzen und arbeiten in der Vergangenheit." Vielmehr seien Steuerberater gestalterisch tätig und hätten die Möglichkeit, den Menschen zu helfen. Diesen Aspekt empfindet auch die 28-jährige Michaela Öllinger von der Dr. Mayer GmbH in Linz als wichtig: "Wir begleiten Menschen bei der Realisierung ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit. Mir gefällt außerdem, dass ich am Ende des Tages eine Zahl, etwas Handfestes vorliegen habe."
Für Christoph Müller macht den Reiz der Steuerberater-Tätigkeit vor allem die große Abwechslung aus: "Wir bekommen Einblick in ganz unterschiedliche Branchen und haben die wichtige Aufgabe, Unternehmen im Wirtschaftsleben zu unterstützen", sagt der 38-Jährige, der Partner in der Vöcklabrucker Kanzlei Achleitner + Partner ist.
Familie und Job unter einem Hut
Ein Vorteil, den die junge Generation an Steuerberatern mitbringt, ist für Müller ihre Aufgeschlossenheit beim Thema Digitalisierung: In der Buchhaltung werde etwa die digitale Übermittlung der Belege immer wichtiger. "Die Jungen haben keine Hemmungen, solche Themen anzunehmen." Ein Aspekt, den die Linzer Steuerberaterin Katrin Schreiberhuber von der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY als besonders positiv an ihrem Beruf beurteilt, ist das lebenslange Lernen: "Die Gesetze ändern sich regelmäßig, neue Sachverhalte tauchen auf. Wir müssen auf dem Laufenden sein und uns fortbilden."
Die Steuerberater-Branche wird zudem immer weiblicher: Laut Zahlen der Kammer für Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder sind 48 Prozent der Steuerberater weiblich. Bei den Berufsanwärtern sind es bereits 57 Prozent. Und dies hat seinen Grund: "Familie und Beruf lassen sich in unserer Kanzlei gut miteinander verbinden", sagt Silvia Simon. Sie ist Partnerin in der Kanzlei EOS Partner in Linz. Die Mutter zweier Kinder (drei und fünf Jahre) schätzt ihren Beruf auch deshalb so, weil sie sich ihre Zeit frei einteilen kann. "Die Möglichkeit, eine Führungsfunktion zu übernehmen, ist gegeben."
"Wir haben das Privileg, die Kunden während ihres Berufslebens zu begleiten", sagt Bieregger. "Den Werdegang mitzuerleben und den Menschen zu helfen, ist einfach schön."