Rot-weiß-rote Fahrhilfe in der saudi-arabischen Wüste
RUM/RIAD. Warum eine österreichische Fahrschule Fahrlehrerinnen im Ölstaat ausbildet und was Alexander Wurz damit zu tun hat.
Im Sommer 2018 geschah in Saudi-Arabien Historisches: Seit diesem Zeitpunkt dürfen Frauen dort mit dem Auto fahren. Als weltweit letztes Land kippte Saudi-Arabien das Verbot.
Die Reform im islamisch-konservativen Königreich brachte zwei Effekte mit sich: Zum einen steigt der Andrang der Führerscheinanwärterinnen stark, zum anderen sind Fahrlehrerinnen nötig. Denn in Saudi-Arabien dürfen nur Frauen andere Frauen unterrichten. Allerdings fehlen derzeit die Ausbildnerinnen.
Diese Lücke versucht nun ein österreichisches Unternehmen zu füllen. Die Tiroler Fahrschule Easy Drivers bildet heimische Fahrlehrerinnen aus, die wiederum Frauen in Saudi-Arabien zu Fahrlehrerinnen ausbilden sollen. "Unser Ziel ist, heuer 2500 bis 3000 Frauen in Saudi-Arabien zu Fahrlehrerinnen auszubilden", sagt Werner Fichtinger, Chef von Easy Drivers, den OÖN. Das Fahrschulnetzwerk hat 54 Standorte in Österreich, davon fünf in Oberösterreich.
Fichtinger knüpft im Ölstaat Bande mit dem Fahrtrainingsunternehmen "Test & Training International". Dort ziehen Franz Wurz und sein Sohn Alexander, ehemaliger Formel-1-Rennfahrer, die Fäden. Die beiden Niederösterreicher gründeten die Firma 2006 und implementierten weltweit bereits mehrere Fahrsicherheitssysteme, auch in Saudi-Arabien.
Derzeit werden in Teesdorf in Niederösterreich 20 heimische Fahrlehrerinnen ausgebildet. Mitmachen könne im Prinzip jede Interessierte, sagt Fichtinger. Voraussetzungen seien ein Führerschein, ein paar Jahre Praxiserfahrung, soziale Kompetenz und Englischkenntnisse. Erfahrung als Fahrlehrerin sei zwar wünschenswert, aber nicht Pflicht.
Die Fahrschule lockt österreichische Bewerber mit bis zu 4500 Euro Nettogehalt pro Monat – Flüge, Hotel und Verpflegung inbegriffen. Die Kurse in Saudi-Arabien dauern rund drei Wochen, bestehen aus Theorie und Praxis und schließen mit einer Prüfung für die saudischen Anwärterinnen ab.
9000 Verkehrstote pro Jahr
Fichtinger sagt, künftig sollen nicht nur Frauen, sondern auch Männer ausgebildet werden. Männliche Ausbildner in Saudi-Arabien hätten bisher zwar einen Führerschein besessen, seien aber kaum geschult worden.
Das Projekt soll auch helfen, die Zahl der Verkehrstoten zu senken: Saudi-Arabien zählt mit 9000 Verkehrstoten pro Jahr zu den negativen globalen Spitzenreitern.