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Regionaler Modehandel behauptet sich zwischen Internet und großen Ketten

Von Josef Lehner   23.April 2019

Mit der Temperaturkurve steigt die Lust der Konsumenten auf Sommermode. Von vorösterlicher Ruhe also keine Spur – was die Händler nach einem schwachen Geschäftsjahr 2018 entsprechend freut. Ihre Kernprobleme werden damit nicht gelöst.

In Wahrheit herrscht im Modehandel ja kein Osterfriede, sondern es ist der Teufel los. Kaum ist die Kette Miller & Monroe nach der Pleite der Schweizer Charles Vögele in deren Filialen eingezogen, fehlt es wegen Insolvenz der deutschen Mutter an Liquidität.

Es sei ein Interessent am Haken, teilte vorige Woche der Insolvenzverwalter der Muttergesellschaft mit. Welche Auswirkungen das auf die rund 60 österreichischen Standorte haben wird, ist unklar.

80 Prozent Filialgeschäft

In Österreich werden in der Modebranche acht von zehn Quadratmetern Verkaufsfläche von Ketten betrieben. In den vergangenen Jahren sind viele eigentümergeführte Boutiquen verschwunden (zwischen 2010 und 2015 fast jede fünfte). Die Geschäfte der Filialisten wachsen aber auch nicht in den Himmel, wie neben der Vögele-Pleite die Insolvenzen der deutschen Ketten AWG, K+L Ruppert und Gerry Weber (plus Hallhuber) zeigen. Quer durch die Szene herrscht Sanierungsbedarf.

Auf der anderen Seite zeigen regionale Mittelständler Stärke. "Wir sind nahe beim Kunden. Sie können die Ware angreifen, anprobieren und sofort im Geschäft nach Alternativen schauen", sagt der Seniorchef und Handelsobmann in der Wirtschaftskammer, Christian Kutsam: "Sie müssen nicht auf das nächste Packerl warten", spielt er auf Online-Portalen an, die den meisten Handelsbranchen zusetzen. Wichtig seien kompetente Mitarbeiter: "Die Mitarbeiterkosten sind bei uns im Branchenvergleich etwas höher, dafür sind die Raumkosten niedriger." Ein regionaler Händler könne nicht um die teuersten Innenstadtlagen buhlen.

Mit ähnlicher Strategie sind einige regionale Modeanbieter erfolgreich: Kolm aus Unterweißenbach mit Filialen im halben Mühlviertel; Mode Stöcker in Eferding; Mittermayr im Innviertel; Schanda in der Region Kirchdorf-Steyr.

Aufsteiger ist der Niederösterreicher Gottfried Steinecker. Der Brautsalon-Spezialist hat im April im neuen Einkaufszentrum "Hey!" in Steyr sein erstes Modehaus auf 2000 Quadratmetern eröffnet. Das Konzept werde mit einer Großfläche in Krems fortgesetzt, sagt Marketingchef Franz Auer. Steinecker hat bereits mehr als 250 Beschäftigte in elf Filialen (drei Palmers-, eine Cecil-Filiale).

Fussl: Expansion nach Bayern

Pionier im regionalen Modegeschäft ist die Fussl-Modestraße aus dem Innviertel, die auf 150 Filialen mit 1300 Beschäftigten und 153 Millionen Euro Umsatz angewachsen ist. Derzeit wird das Modell nach Bayern ausgerollt, wo die Familie Mayr als Eigentümer sich gute Chancen in attraktiven Standorten der insolventen Platzhirsche K+L Ruppert und AWG ausrechnet. Bis Ende 2020 sollen es 36 deutsche Filialen sein. Die Expansion in Bayern ist für Fussl wichtiger als der Start des angekündigten Internet-Shops. Der bringe den Umsatz von maximal ein bis zwei Filialen, sagte Ernst Mayr kürzlich.

Offene Flanke im Internet

Auch Christian Kutsam sieht für den Erfolg im stationären Handel vorerst nicht den Aufbau von Internet-Angeboten als vorrangig. Man sei dort präsent; in seinem Unternehmen, das seit 2016 Sohn Johannes führt, werde aber überlegt, Online-Bestellungen und Abholung der Ware im Geschäft zu ermöglichen. Online-Mode bleibt aber eine offene Flanke, mit rund zehn Prozent Wachstum im Jahr.

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