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"Pfand oder Nicht-Pfand" wird zur Grundsatzfrage

Von nachrichten.at/apa   01.Juni 2020

Ein Pfandsystem würde die Lücke am effizientesten schließen, ergab eine Anfang 2020 publizierte Studie. Beim Runden Tisch im Klimaministerium (BMK) morgen Dienstag wird die "Pfand oder Nicht-Pfand"-Frage wohl im Zentrum der Debatte stehen.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und ÖVP-Staatssekretär Magnus Brunner erwarten im Ressortstandort Vertreter von NGOs, des Handels, Recyclingfirmen oder Experten für Kreislaufwirtschaft zum Meinungsaustausch, laut Angaben aus dem BMK sind über 40 Stakeholder geladen. Hier zeigte sich bereits zu Beginn der Debatte Anfang des Jahres, dass sich Umwelt-NGOs für ein Pfandsystem einsetzten, während Einzelhandel, Wirtschaftskammer und nicht zuletzt Altstoff Recycling Austria (ARA) eine Beibehaltung des Status quo bevorzugten.

>> Video: Diskussion über Pfand auf Plastikflaschen

Der Umgang mit Plastik ist Teil des EU-Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft, auch über die Zukunft des Plastiksackerls wurde so bestimmt. Die EU-Pläne zielen insgesamt auf einen Schwenk hin zu einer "kreislauforientierten" Wirtschaft - samt dem daraus resultierendem Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen für 2030 und jenen des Pariser Klimaabkommens.

Die Einigung zum Verbot von Einwegplastik-Artikeln wurde Ende 2018 unter dem österreichischen EU-Vorsitz erzielt. Damals leitete Gewesslers Vorgängerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die Umweltagenden - die erwähnte Plastikflaschen-Studie wurde vor rund einem Jahr von ihrem Ressort beauftragt. Im Jänner 2020 lagen die Ergebnisse dann vor - und damit der Schluss, dass selbst eine Quote von über 75 Prozent nur durch Pfandeinhebung oder zusätzlichem Aussortieren der Flaschen aus dem Restmüll zu bewerkstelligen sei.

Das Einwegpfand auf alle Plastikflaschen als Variante 4 - von ebenso vielen miteinander verglichenen Möglichkeiten - würde sich aus Sicht der Studioautoren des Technischen Büros Hauer, der Universität für Bodenkultur und der Montanuniversität Leoben sowohl als das effizienteste wie auch als kostengünstigste Lösung erweisen. Im Vergleich mit Variante 2 - dem Vorschlag des größten Sammel- und Verwertungssystems ARA - zeigten sich laut Studie zum einem, dass dieses Modell 90 Prozent erreichen könnte, ein Pfandmodell die Vorgabe mit 95 Prozent aber übererfüllen könnte - noch größer jedoch die Differenz der geschätzten Kosten.

Die Arbeiterkammer (AK) wies im Vorfeld des Runden Tisches jedoch auf den beträchtlichen Preisunterschied hin: das Einwegpfand wurde pro Jahr auf rund 117 Millionen Euro geschätzt, die Getrenntsammlungsvarianten jedoch auf 145 Millionen - eine Differenz von etwa 28 Millionen Euro im Jahr. In der Studie wurde zu 0,30 Euro einheitlich für alle Getränkearten und Gebindegrößen geraten.

Innerhalb der EU wird das Pfand jedenfalls bald die dominierende Variante sein: In zehn Staaten gilt ein solches bereits, mindestens sechs weitere sollen innerhalb von zwei Jahren folgen. Als "keinen guten Weg in Österreich" bezeichnete der Generalsekretär der Wirtschaftskammer (WKÖ) das Pfandsystem am Samstag im Ö1-Mittagsjournal. So würden Geschäfte mit weniger als 250 Quadratmeter Verkaufsfläche jährliche Mehrkosten von 10.500 Euro haben, wenn 58.000 Pfandflaschen pro Jahr verkauft werden würden - mit eingerechnet wurde ein Rückgabeautomat um 10.000 Euro.

In der vom Ministerium beauftragten Studie wurden indes bereits für Geschäfte mit Verkaufsfläche bis 200 Quadratmeter und darunter Ausnahmen bei der Rücknahme vorgesehen. "Die Rückgabe von Pfandgut kann natürlich auch manuell stattfinden - auch in diesem Fall erhält das Geschäft eine Manipulationsgebühr pro Gebinde", ergänzte Lena Steger, Plastik- und Ressourcen Expertin von Global 2000. In Litauen habe sich gezeigt, dass 89 Prozent der Pfandgebinde über Automaten zurückgegeben werden, in Norwegen wären es sogar 93 Prozent. Kleinere Geschäfte müssten laut Steger daher mit keiner Überlastung rechnen.

Die ARA, die von einem Pfandsystem nicht profitieren würde, forderte in einer Aussendung indes eine faktenbasierte Diskussion. Vorstand Werner Knausz wünschte mit Bezug auf den Runden Tisch zudem, dass die "Beschäftigung mit Einzelthemen" den Blick "auf das Gesamtbild Kreislaufwirtschaft" nicht verstellen dürfe. "Wir sind auf der Suche nach 90.000 Tonnen Steigerung im Bereich des Recyclings von Kunststoffverpackungen, um die EU-Ziele zu erreichen", kündigte Knausz an. Die Zielvorgaben des EU-Kreislaufwirtschaftspakets 2025 für Verpackungen aus Papier, Glas und Metall habe man bereits erfüllen können.

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18. April 2024