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Wassersport: Boards&More surft auf der Erfolgswelle

Von Elisabeth Prechtl   15.Mai 2021

Wäre alles so gekommen wie geplant, wäre Boards&More, erfolgreiches Unternehmen im Bereich Wassersport, heute nicht in Molln, sondern in der Schweiz zu Hause: "Boards&More wurde 2000 gegründet und 2003 von einem privaten Investor gekauft", sagt Co-Geschäftsführer Gregor König. Damals hatte der bayerische Schwabe (er stammt aus Günzburg, wo auch Legoland Deutschland zu Hause ist) und studierte Wirtschaftsingenieur gerade erste berufliche Erfahrungen beim Autobauer Audi sowie bei einem Unternehmensberater gesammelt und sechs Monat lang Südamerika erkundet. Die handelnden Personen des Investors Airesis kannte er schon: Deshalb wurde König beauftragt, den Standort Molln abzuwickeln und alles in die Schweiz zu transferieren.

Was der gebürtige Deutsche vorfand, war ein motiviertes Team mit "ganz viel Wissen", wie König sagt: "Warum sollten wir schließen? Es wäre doch schade gewesen."

2004 wurde der heute 48-Jährige zum Geschäftsführer bestellt, neben Logistik und Einkauf ist er auch für die Finanzen zuständig. Boards&More hat sich seitdem zu einem der führenden Unternehmen für Kiteboarden, Windsurfen und Stand-up-Paddling entwickelt: 87,7 Millionen Euro (per 31. Dezember) Umsatz wurden 2020 erzielt. Der größte Anteil entfällt mit rund 40 Prozent auf den Kiteboardbereich.

Enormes Wachstumspotenzial sieht König in der neuen Trendsportart Wingfoiling: Dabei handelt es sich um ein Board mit einer Tragfläche darunter und einem Flügel, den man in der Hand hält. "Der Vorteil gegenüber Wind- und Kitesurfen ist, dass Wingfoiling bereits bei wenig Wind möglich ist", sagt König. Man sei einer der Ersten auf dem Weltmarkt gewesen, die diesen Trend erkannt hätten. Die Nachfrage werde noch weiter wachsen.

Boards&More
Kiteboarder in Aktion

Zukauf in Deutschland

Im März des Vorjahres hat jedoch die Coronakrise die Nachfrage von einem Tag auf den anderen einbrechen lassen. "Wir verkaufen nur über Händler, und die waren mehrere Wochen geschlossen." Die Monate Jänner bis April gehören für Boards&More zu den wichtigsten, weil die Händler um diese Zeit üblicherweise ihre Lager auffüllen: Der Umsatz sei um 90 Prozent eingebrochen.

Gleichzeitig habe sich im Lager in Molln die Ware gestapelt, erzählt König: "Die Lieferanten mussten natürlich trotzdem bezahlt werden."

Nach dem ersten Lockdown zeigte sich, dass die Krise auch positive Auswirkungen hatte: Die Kunden hätten Zeit gehabt, sich mit den Produkten auseinanderzusetzen. Statt im Ausland zu urlauben und sich die Boards auszuborgen, hätten viele sich heuer ein eigenes gekauft und zu Hause Urlaub gemacht.

Neben Wingfoiling wachse auch der Bereich Stand-up-Paddling (SUP) kontinuierlich: Dabei handelt es sich um aufblasbare Boards mit Paddel. Auch Rucksäcke und Pumpen sind im Angebot. Der Bereich machte zuletzt 16 Prozent des Umsatzes aus.

Boards&More ist nicht nur auf Wassersport spezialisiert, sondern hat auch Radbekleidung und -protektoren im Portfolio. Im April wurde das deutsche Unternehmen SQlab übernommen: Mit dem Spezialisten für Sattel, Griffe und Pedale soll das Angebot abgerundet werden, sagt König. Kompletträder wolle man aber nicht bauen.

170 Mitarbeiter sind in der Boards&More-Gruppe beschäftigt (80 davon in Österreich): Seit 2004 werden in Molln aber keine Boards mehr produziert. Die Mitarbeiter entwickeln die Produkte, gefertigt werden sie zumeist in Asien. Boards&More kauft die fertige Ware ein und liefert sie von Molln aus in die ganze Welt. Die Exportquote von Boards&More liegt bei 96 Prozent: Die wichtigsten Märkte sind Deutschland, Frankreich sowie die USA. Seit 2018 gibt es auch eine Vertriebsniederlassung in Brasilien.

Aktuell bereitet dem verheirateten Vater von drei Kindern, der mit seiner Familie in Christkindl lebt, aber die Rohstoffknappheit Sorgen: "Der Markt für Kunststoffe und Folien ist leer." Aluminium und Karbon, die für die Flügel gebraucht werden, würden etwa auch von der Fahrradbranche stark nachgefragt und daher zur Mangelware. Man tüftle daher laufend, welche neuen Materialien man verwenden könnte.

Die Produkte würden derzeit nicht mit dem Schiff, sonder per Luftfracht nach Europa transportiert: "Das ist viel teurer und auch nicht eben nachhaltig. Aber wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren", spielt König auf die langen Wartezeiten bei Schiffscontainern an. So versucht man auch, auf die gute Nachfrage zu reagieren.

Boards&More, Gregor König
Gregor König, Co-Geschäftsführer von Boards&More

Großes Potenzial in Südamerika

"Wir hatten noch nie so viele Bestellungen wie jetzt", sagt König. Die Herausforderung sei, die Nachfrage zu bewältigen. "Auslandsurlaube werden auch heuer nur begrenzt möglich sein. Wir rechnen weiter mit einer guten Nachfrage." Der Umsatz wird laut König heuer erstmals die 100-Millionen-Euro-Marke knacken. Um die Aufträge abzuwickeln, würden auch laufend Mitarbeiter gesucht.

2013 wurde Boards&More, wie berichtet, an den deutschen Private Equity Fonds Emeram verkauft: "Mit der Entscheidung sind wir überraschend glücklich", sagt König. Man habe viel Unterstützung erfahren und sei etwa zu dem Schritt, mit Niederlassungen in die USA und nach Brasilien zu gehen, ermuntert worden: "Daher haben wir uns wohl überhaupt erst getraut, diesen Schritt zu gehen." Nächstes Ziel ist mehr Präsenz in Südamerika: Dort sieht König noch einiges an Wachstumspotenzial.

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24. April 2024