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Die Kaufkraft der Alten

Von Andreas Kremsner, 29. September 2018, 00:05 Uhr
Die Kaufkraft der Alten
Die neuen Alten sind eine finanzstarke Gruppe. Bei teuren Sportwagen macht der Anteil der älteren Käufer bereits 80 Prozent aus. Bild: Colourbox

Noch immer gibt es im Marketing die viel umworbene, werbe-relevante Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Doch was ist mit den Älteren? Sie besitzen erhebliche Kaufkraft, werden immer mehr und lassen sich nicht auf der Nase herumtanzen. Sie wollen etwas geboten bekommen für ihr Geld.

Fast die Hälfte des Kaufkraftvolumens in Österreich liegt in den Händen der über 50-Jährigen. Jeder dritte Euro des privaten Konsums wird von der Generation 60+ ausgegeben. Ihr Konsumverhalten entscheidet wesentlich über die Zukunft von Unternehmen. Die Zeiten, in denen sie Tauben im Park gefüttert haben, sind vorbei.

"Wir sind der Wirtschaftsmotor der Zukunft. Bei teuren Neuwagen macht der Anteil der älteren Käufer bereits 80 Prozent aus", sagt Markus Keschmann, Generalsekretär-Stellvertreter im Österreichischen Seniorenbund. Die Pensionisten von heute sind gesünder, mobiler und reicher als die Generationen davor. "Sie reisen, schätzen modische Kleidung, gehen aus, investieren in Kosmetik, gesunde Ernährung, Wellness und Sport", sagt Keschmann. Er geht davon aus, dass den sogenannten Woopies (wohlhabende ältere Person) in Österreich rund 68 Milliarden Euro zur Verfügung stehen.

In Europa leben mehr als 100 Millionen Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Viele Unternehmen haben sich auf diese Zielgruppe bereits eingestellt, andere noch nicht.

So bietet etwa der Linzer Telefonhersteller Emporia Handys an, die speziell auf die Bedürfnisse von älteren Menschen ausgelegt sind. Rund 600.000 Stück wurden im vergangenen Jahr abgesetzt, davon 150.000 in Österreich. Neuerdings gibt es auch eine App, die auf Smartphones eine einfache Bedieneroberfläche bietet. Ein Werkzeug, damit ältere Menschen ins Internet einsteigen können und die Hemmschwelle abbauen.

Laut der jüngsten Erhebung der Statistik Austria (2017) haben 41 Prozent der über 65-Jährigen in Österreich noch nie das Internet benutzt. In Zeiten, in denen Fahrkarten, Pizzen und Einkäufe online bestellt, viele Behördengänge mit Smartphone und Laptop abgewickelt und Park- und andere Gebühren per Handy bezahlt werden, ist das nicht nur wirtschaftlich von Bedeutung – gesellschaftspolitisch ist damit eine ganze Bevölkerungsgruppe vom sozialen Leben abgeschnitten.

In Österreich gibt es mehr als 2,4 Millionen Pensionsbezieher, 350.000 in Oberösterreich. Sie heißen Best Ager, Generation Gold, Silver Ager, Third Ager, Master Consumer, Silberne Revolution, oder schlicht über 60-Jährige. Sie fühlen sich im besten Alter, weil sie sich Dinge leisten können, für die zuvor weder Geld noch Zeit vorhanden waren. Sie wollen die Früchte ihrer Arbeit genießen und geben für gute Produkte auch gerne gutes Geld aus.

 

Fit, reisefreudig und meist gut versichert

Ob individuell oder in Gruppen, gerade bei Älteren ist die Reiselust ungebrochen. Sie wollen nach dem Berufsleben etwas erleben, sind neugierig und meist gut gegen Notfälle versichert. Damit auch im Ernstfall alles geregelt ist.

Wer es sich im Alter leisten kann, genießt das Leben in vollen Zügen. "Dazu gehören Reisen in schöne, spannende, neu zu entdeckende Destinationen", sagt Fritz Moser, von Moser Reisen in Linz. Er bietet seit 27 Jahren speziell auf Senioren abgestimmte Reisen an.

Fit, reisefreudig und meist gut versichert
Viele wollen einen aktiven Urlaub verbringen. Bild: OÖN

"Sie wollen nach dem Berufsleben eine schöne Zeit verbringen, sind fitter, reisefreudiger und haben bereits viel von der Welt gesehen", so Moser. Bis zu 20.000 Junggebliebene verreisen mit Moser jedes Jahr, Tendenz steigend. Immerhin macht die Zielgruppe inzwischen 30 bis 40 Prozent seines Jahresumsatzes von 25 Millionen Euro aus. 75 Prozent der Senioren reisen in Gruppen, am liebsten eine Woche, beschreibt Moser die Reisegewohnheiten seiner älteren Klientel: "Aktiv-, Sport-, Wanderreisen. Sie wollen was erleben und lassen es sich auch etwas kosten. 70 Prozent der Reisenden schließen eine Versicherung ab, Rückholung inklusive."

Ein gutes Geschäft macht auch der SP-nahe Reiseveranstalter Seniorenreisen. Mit ihm fliegen jedes Jahr 25.000 Mitglieder zu den Frühlings- und Herbsttreffen, die im Ausland stattfinden. "Es gibt Senioren, die ein ganzes Jahr sparen, um mitzufahren, andere machen einige Reisen pro Jahr", sagt Fanny Grammatikou von Seniorenreisen.

Der Veranstalter bietet auch bis zu 30 Sonderreisen pro Jahr. Wohin Pensionisten am liebsten fliegen? "Von Kuba über Mexiko, von China bis Menorca oder Rundreisen nach Schottland. Hauptsache, sie entdecken was Neues." Senioren wollen sich auf eine gut geplante Reise verlassen können, Land und Leute kennenlernen. "Am liebsten wohnen sie in familiär geführten Hotels", sagt Grammatikou.

Fit, reisefreudig und meist gut versichert
Senioren wollen in Länder reisen, in denen sie noch nicht waren. Bild: Wywra

Kreuzfahrten ohne Barrieren

Von über 24 Millionen Passagieren weltweit fallen 25 Prozent in die Altersgruppe 60 bis 74, weitere 25 Prozent in die Altersgruppe 50 bis 59. Kreuzfahrtveranstalter haben sich bereits lange auf ältere Kunden eingestellt. Immer mehr Kreuzfahrtschiffe werden barrierefrei gebaut. Viele sind mit Hospitälern ausgestattet oder haben zumindest einen Arzt an Bord. Für Dialyse-Patienten sind Kreuzfahrten eine der wenigen Möglichkeiten, während einer Reise ihre Therapie unkompliziert fortzuführen. Zum Beispiel hat die Europa und die Europa 2 von Hapag Lloyd auf ausgewählten Reisen bei Bedarf einen Dialyse-Arzt an Bord, maximal vier Patienten können gleichzeitig an diesen Reisen teilnehmen.

Warum Kreuzfahrten bei Pensionisten so beliebt sind? "Einerseits, weil sie viel Zeit haben, andererseits ist es eine einfache Art, das Reisen zu genießen", sagt Ulli Soukop von Costa-Kreuzfahrten: "Man erlebt viel, ohne ständig den Koffer packen zu müssen. Über Nacht geht es von Ort zu Ort – sozusagen im Schlaf."

 

Die Renaissance des Bungalows

Ältere Menschen wollen bis ins hohe Alter in ihren vier Wänden bleiben. Ein barrierefreier Bungalow bietet viele Möglichkeiten. Von Josef Lehner.

„Wir haben gemerkt, dass die Nachfrage nach Bungalows wieder ansteigt“, sagt Helmut Möseneder von der Genböck & Möseneder GmbH in Haag am Hausruck. Auslöser war, dass die Österreicher immer älter werden. Die Fertighaus-Profis erhoben die Erwartungen der Interessenten und entwickelten 2011 ein „Best Ager Haus“.

Barrierefreiheit und Sicherheit (Fenster, Türen, Alarmanlage) sind Eckpfeiler des Konzepts. „Es sind aber nicht nur Barrieren beseitigt, alles ist behindertengerecht. Das Modell ist auf niedrige Betriebskosten ausgelegt, weil viele in der Pension weniger Einkommen haben“, sagt Möseneder. Dabei werde auf die Energierechnung geschaut (Wärmepumpe, Sonnenenergie).

Die Renaissance des Bungalows
Barrierefrei: Haus "Best Ager" Bild: Genböck

Platz für Pflegekraft

Der Grundriss sehe vor, dass ein Teil des Hauses in eine zweite, kleine Wohneinheit umgestaltet werden kann. Sie kann erst Gästezimmer sein und später bei Bedarf Wohnraum für eine Pflegekraft. Daher ist in diesem Bereich ein zweiter Nassraum vorhanden.

Viele Interessenten wollen im Alter ihr Eigenheim verlassen, weil es ihnen zu groß geworden sei. Sie wünschen sich ein kompaktes Zuhause, das mit wenig Arbeitseinsatz bewirtschaftet werden kann.

Andere Bauunternehmen haben ähnliche Angebote. Die Firma Genböck Haus setzt mit 100 Beschäftigten rund 15 Millionen Euro im Jahr um. Erzeugt wird eine große Palette an Fertighäusern.

 

Was bedeutet was?

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Downaging: Die Alterung unserer Gesellschaft wird weitgehend als negativer Vorgang betrachtet: Vergreisung, Überalterung. Aber es gibt noch eine andere Seite demografischen Wandels: das Downaging. Während sich die statistische Lebensspanne ausdehnt, sinkt das subjektiv empfundene Alter.

Ageless Consuming: Das Alter verliert als Unterscheidungskriterium an Relevanz. Im Konsum gibt es kaum Differenzierungsmerkmale, über die sich Menschen hinsichtlich ihrer Vorlieben beschreiben lassen. Ageless Consuming bringt eine Entkopplung von Konsumgewohnheiten und biologischem Alter.

 

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5  Kommentare
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INKA7 (166 Kommentare)
am 29.09.2018 15:34

Seite 5: Netto (!) Jahres-Haushaltseinkommen pro Person über 65 angeblich 23.126 €. Statistik Austria.
Seite 26: Durchschnittliche Pension im Monat bei Männern 1470 €, bei Frauen 912 € (brutto??). Durchschnitt mal 14 Monate ergibt 16.674 €. Sozialministerium.
Beide sollten einen Datenabgleich machen . Guten Journalisten würde sowas auffallen, oder? Wie ergibt sich diese Differenz von 50 % Plus bei der Statistik Austria? Aktienerträge?

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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 29.09.2018 06:47

Die Älteren werden überall umworben.
Gastronomie - Gesundheitsbereich - Wellnessbereich und Wandern.

Es gibt ja nur drei Dinge die Ältere interessiert in Österreich
Essen, Trinken und Wandern.

Lästig sein und Meckern zähle Ich ja nicht als konsumbereite Menschen.

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essbesteck (6.034 Kommentare)
am 29.09.2018 07:34

nur keine neidkomplexe, wörner.
grinsen

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santabag (5.804 Kommentare)
am 29.09.2018 07:45

Sind Sie heute noch nicht ganz ausgeschlafen?

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kleinerdrache (9.944 Kommentare)
am 29.09.2018 09:45

I woaß ned, oba do is scho nu de oa oda ondare soch (zumindest bei mir/uns).
Is bei dir woahrscheinli schon long her - oda?

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