Österreichs Firmen und ihr Dilemma in Russland

MOSKAU/WIEN. Die neuen Öl-Sanktionen der EU sind in Kraft – Nur wenige heimische Unternehmen ziehen sich zurück.
Seit dem gestrigen Sonntag dürfen Erdölprodukte aus Russland nicht mehr in die EU importiert werden. Damit werden die Sanktionen gegen Russland noch einmal verschärft. Russisches Rohöl darf bereits seit Dezember mit wenigen Ausnahmen nicht mehr eingeführt werden.
Dazu gilt nun auch eine Regelung, die Russland zwingen soll, Erdölprodukte unter dem Marktpreis ins Ausland zu verkaufen. Beide Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Gewinne Russlands aus dem Ölgeschäft zu verringern, aber auch weitere Preissprünge zu vermeiden.
Der wirtschaftliche Umgang mit Russland ist im Detail nicht einfach. Das zeigt auch eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen. Vier Prozent der österreichischen Unternehmen in Russland haben sich von dort zurückgezogen, aber 8,5 Prozent der Unternehmen aus der EU und den G7-Staaten. Damit sei Österreich zögerlicher als andere EU-Länder.

Agrana-Chef Markus Mühleisen sagt, dass das 300-köpfige Team einer Agrana-Fruchtzubereitungsfabrik im Moskauer Umland "sich unter extrem schwierigen Bedingungen anstrengt, das Geschäft aufrechtzuerhalten". Gleichzeitig verurteilt er den "russischen Kolonialkrieg. Wir wollen in keiner Weise das Putin-Regime unterstützen, stellen aber keine Rüstungs- oder Lifestyleprodukte her, sondern Fruchtzubereitungen." Die russische Armee sei kein Kunde.
"Beobachten Lage genau"
Es gehe auch um den Zugang zu Nahrungsmitteln für die normalen Menschen, die Agrana spiele eine Versorgungsrolle, sagt Mühleisen. Ihr Tätigkeitsfeld unterliege keinen Sanktionen. "Es ist aber eine Option, aufzuhören, wir beobachten die Situation genau. Die Lage kann sich nächste Woche ändern."
Die OMV ist in Russland nach wie vor am Gasfeld Juschno-Russkoje beteiligt. Diese Beteiligung wurde bereits wirtschaftlich abgeschrieben, allerdings habe dieses Gasfeld auch für Russland strategische Bedeutung, "und damit sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie man dort aussteigen kann, sehr eingeschränkt", erläuterte OMV-Vorstandschef Alfred Stern vergangene Woche bei der Bilanzpräsentation.
Eine Ausschüttung von Dividenden an Unternehmen aus "verfeindeten Staaten" sei in Russland verboten, daher gebe es aus Russland keinen Ergebnisbeitrag mehr.