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Oberbank vs. Unicredit: Nächste Runde

Von Dietmar Mascher   04.Jänner 2020

Die Unicredit startet den nächsten juristischen Angriff gegen die Oberbank. Sie hat kurz vor Silvester einen Antrag auf eine außerordentliche Hauptversammlung eingebracht. Sie findet am 4. Februar statt. Das bestätigt Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger den OÖNachrichten.

Die Unicredit will bei dieser Hauptversammlung eine Sonderprüfung beantragen und sämtliche Kapitalerhöhungen seit dem Jahr 1989 überprüfen lassen.

Damit holt die Unicredit das nach, was sie bei den Schwesterbanken der Oberbank (BKS Bank sowie Bank für Tirol und Vorarlberg, BTV) bereits gemacht hat. Dort ist sie mit ihrem Antrag auf Sonderprüfung allerdings abgeblitzt und klagt dies nun bei Gericht ein.

Bei der Oberbank gibt es bisher nur eine Zivilklage, die bereits läuft. Darin klagt die Unicredit dagegen, dass es ihr nicht gelungen ist, einen weiteren Vertreter in den Aufsichtsrat zu entsenden. Die anderen Aktionäre hatten dies verhindert, indem sie den Aufsichtsrat verkleinerten (die OÖN berichteten).

Gasselsberger sieht die jüngste Aktion der Unicredit gelassen. "Ihr gehen offenbar die juristischen Spielwiesen aus. Vorgebracht wird Altbekanntes. Was sie aber wirklich wollen, weiß ich nicht. Vielleicht brauchen sie Geld. Aber Gesprächsangebote wurden bisher abgelehnt."

Drei gegen einen

Die Oberbank und ihre Schwesterbanken sind aneinander beteiligt, sodass kein anderer Aktionär eine Übernahme einer der drei Banken in Angriff nehmen könnte. Die Drei-Banken-Gruppe warnt davor, dass die italienische Unicredit und Bank-Austria-Mutter aber genau das mit ihren juristischen Aktionen versuchen würde.

Es sei klar, dass hier auf der einen Seite die Regionalbanken stehen, die mit den Stakeholdern aus den Bundesländern wie Unternehmen und Politik sowie Kunden interagieren. Und dem stünde ein internationaler Konzern gegenüber, der ausschließlich dem Shareholder-Value verpflichtet sei.

Höhere Dividende für die Aktionäre der Oberbank

Die Oberbank werde heuer nicht das beste Ergebnis in Folge präsentieren, sagt Generaldirektor Franz Gasselsberger im Gespräch mit den OÖNachrichten. Vor allem die Gewinnwarnung der voestalpine verhagelt dem Aktionär ein wenig die Bilanz. Unabhängig davon will die Oberbank den Aktionären heuer eine Erhöhung der Dividende vorschlagen, sagt Gasselsberger und stellt sich hinter die umstrittene Designierung von Wolfgang Eder zum Aufsichtsratschef der voestalpine.

OÖNachrichten: Sie waren für 2019 skeptisch, was die Konjunktur betrifft, und sollten Recht behalten. Wie wird 2020?

Franz Gasselsberger: Wir bewegten uns mit unserer Meinung gegen den Markttrend und hatten recht. Für 2020 sehe ich es umgekehrt. Es könnte deutlich besser werden als erwartet. Das schließe ich aus einer Reihe von Gesprächen mit Unternehmen. Erst gestern habe ich mit einem Stahlhändler gesprochen. Seine Auftragsbücher sind voll, die Preise passen auch. Auch die Kreditnachfrage ist sehr gut. Was fehlt, das sind die Großprojekte.

Sie hatten neun Rekordergebnisse in Folge und haben die Erwartungen schon früh gedämpft, dass die Bilanz 2019 das neuerlich toppen könnte.

Operativ war es ein gutes Jahr, die Kreditnachfrage war gut. Aber die Ankündigung des Ergebniseinbruchs der voestalpine wird verhindern, dass wir das Ergebnis noch einmal steigern.

Wie stark wirkt sich die voestalpine auf das Ergebnis aus?

Das kann ich noch nicht sagen. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir überlegen, der Hauptversammlung eine Erhöhung der Dividende vorzuschlagen. Im Vorjahr haben wir 1,10 Euro je Aktie bezahlt.

Die voestalpine-Aktie enttäuscht kräftig. Ändert das etwas an der Beteiligungsstrategie der Oberbank?

Nein, wir stehen zu unseren Beteiligungen wie voestalpine, Lenzing oder Energie AG. Auch wenn vielleicht die Vorschriften von Basel IV das Halten von Industriebeteiligungen erschweren sollten.

Es gibt in Aktionärskreisen und auch im Konzern Zweifel daran, ob es besonders geschickt war, Wolfgang Eder in den Aufsichtsrat der voestalpine zu wählen und ihn als Vorsitzenden zu designieren. Er wird genau über jene Bereiche zu befinden haben, für die er als Manager verantwortlich war, also Texas oder Cartersville.

Die Hauptversammlung der voestalpine hat diese Entscheidung getroffen. Und sie steht für Kontinuität. Wolfgang Eder war ein hervorragender Generaldirektor. Er wird ein guter Aufsichtsrats-Vorsitzender sein, wenn er gewählt wird, wovon ich ausgehe.

Eine aktuelle Untersuchung der europäischen Bankenlandschaft hat ergeben, dass die Banken neue Einnahmenquellen benötigen, um sich ihre Ertragsstärke bewahren zu können. Die zusätzlichen Regulierungen wie Basel IV, die Niedrigzinsen und schwindende Möglichkeiten von Einmaleffekten wie Wertberichtigungen machen es der Branche nicht einfacher. Was sind Ihre Einnahmenquellen der Zukunft?

Wir haben mit der regionalen Diversifikation einen guten Weg für die Zukunft gewählt und haben in den vergangenen 15 Jahren 500 Mitarbeiter zusätzlich aufgenommen. Abgesehen davon, dass wir bei der Kostenstruktur führend sind, rollen wir in Märkten wie Deutschland, Ungarn oder Tschechien erst unsere Angebotspalette richtig aus, von der Exportfinanzierung bis zum Private Banking.

Was bringt Ihnen die Digitalisierung?

Wir investieren viel in dieses Feld, drei Viertel unserer Kundenkontakte sind digital, die Kunden wollen digitale Dienstleistung. Letztlich werden aber alle Banken ähnliche Produkte anbieten, sodass das Differenzierungsmerkmal letztlich wieder der Mensch ist. Die Filialen werden zu Beratungszentren.

Das ist aber auch jene Strategie, die alle anderen auch verfolgen.

Die Frage ist aber, wie man es umsetzt.

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19. April 2024