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Milliardenverluste bei Renault und VW

Von nachrichten.at/apa, 30. Juli 2020, 08:23 Uhr
Die Coronakrise hat Umsatz und Gewinn deutlich nach unten gedrückt.
Die Coronakrise hat Umsatz und Gewinn deutlich nach unten gedrückt. Bild: apa

WOLFSBURG/BOULOGNE-BILLANCOURT. VW verzeichnete coronabedingt im ersten Halbjahr 2020 einen Verlust vor Steuern von 1,4 Milliarden Euro - die Dividende soll gekürzt werden. Auch Renault gab seine Halbjahreszahlen bekannt. Wie der französische Autobauer am Donnerstag in Boulogne-Billancourt bei Paris mitteilte, betrug der auf den Konzern entfallene Nettoverlust 7,29 Milliarden Euro.

Der Volkswagen-Konzern hat die Coronakrise bei Umsatz und Ergebnis voll zu spüren bekommen und ist wie erwartet in die roten Zahlen gerutscht. Im zweiten Quartal fuhr VW einen auf die Aktionäre entfallenden Nettoverlust von 1,6 Milliarden Euro ein, nachdem der Konzern hier im Vorjahreszeitraum noch knapp 4 Milliarden Euro Gewinn gemacht hatte.

"Das erste Halbjahr 2020 war durch die Covid-19-Pandemie eines der herausforderndsten in unserer Unternehmensgeschichte", sagte Finanzvorstand Frank Witter am Donnerstag in Wolfsburg. VW will nun nach einem deutlichen Abfluss finanzieller Mittel aus dem laufenden Geschäft die Dividende für das vergangene Jahr spürbar kürzen, um die Kasse zu schonen.

VW hatte schon durchblicken lassen, dass der ursprüngliche Dividendenvorschlag von 6,56 Euro je Vorzugsaktie nicht das letzte Wort sein musste - nun soll es 4,86 Euro und damit um 1,70 Euro weniger geben. Das ist so viel wie im Jahr zuvor. Auch große Investoren hatten angesichts der schnell schmelzenden Finanzpolster in der besonders von der Krise betroffenen Autobranche geradezu dazu geraten, doch lieber mehr Geld in der Kassa zu behalten.

Auch im zweiten Quartal machte die Krise trotz aller Maßnahmen nämlich nicht vor der Kassa von VW Halt: So flossen im Automobilgeschäft des Konzerns netto 2,3 Milliarden Euro flüssige Mittel ab. Dank der Aufnahme von 3 Milliarden Euro mit einer Hybridanleihe konnte der Konzern die Nettoliquidität aber in den drei Monaten bis Ende Juni um 900 Mio. Euro auf 18,7 Milliarden Euro verbessern. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach von soliden Resultaten in einem schwierigen Umfeld.

VW hatte Maßnahmen zur Kostensenkung und Liquiditätssicherung ergriffen, die der Konzern nun als erfolgreich bezeichnete. Sie hätten die Auswirkungen der Krise verringert. Volkswagen hatte die Produktion seit Mitte März über Wochen stillgelegt, weil in den Autohäusern sowieso keine Autos verkauft werden konnten. Abrufe bei den Zulieferern wurden auf Eis gelegt, damit die Lager nicht überquollen. Zehntausende Mitarbeiter wurden in Deutschland in Kurzarbeit geschickt, ähnliche Maßnahmen ergriff der Konzern mit seinen Tochtermarken in anderen Ländern.

Weil die Bänder vor allem im April still standen und in Europa sowie Amerika kaum Autos abgesetzt werden konnten, sackte der Umsatz zwischen April und Ende Juni im Jahresvergleich um 37 Prozent auf 41,1 Milliarden Euro ab. Die Auslieferungen an Kunden waren um fast ein Drittel auf 1,89 Millionen Fahrzeuge zurückgegangen.

Beim operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen lag der Verlust bei 1,71 Milliarden Euro und damit etwas niedriger als von Analysten zuvor befürchtet. Allerdings kamen im Quartal eben auch noch Sondereinflüsse aus der Dieselaffäre in Höhe von 687 Mio. Euro hinzu - damit wächst die Rechnung für den 2015 aufgeflogenen Abgasbetrug auf nunmehr insgesamt rund 32 Milliarden Euro.

Der Lichtblick in den Zahlen war China. Zwar tauchen die chinesischen Gemeinschaftsunternehmen mit ihren zuletzt wieder anziehenden Auslieferungserfolgen in Umsatz und operativem Ergebnis des Konzerns aus Rechnungslegungsgründen nicht auf. Doch das anteilige operative Ergebnis der Joint Ventures lag im zweiten Quartal mit 1,13 MilliardenEuro rund 10 Prozent über dem Vorjahreswert. In China hatte VW im zweiten Quartal bereits wieder ein leichtes Wachstum bei den Auslieferungen erzielt.

Die ganze Branche hofft, dass China eine Blaupause sein kann für die europäische und amerikanische Autoindustrie und es schnell wieder aufwärts geht. Viele sind jedoch skeptisch angesichts des Verlaufs bei den Ansteckungszahlen in der westlichen Welt, dass die Wirtschaft ähnlich schnell wieder hochfahren kann wie die Volksrepublik. China war der Ausgangspunkt der Pandemie, dort griffen die rigiden Maßnahmen der Regierung in Peking früher, mittlerweile verlaufen die Geschäfte nach Angaben von Managern wieder im normalen Rahmen.

Weniger gut sah es bei vielen Marken des Konzerns aus. Die Kernmarke Volkswagen Pkw musste im zweiten Quartal einen Umsatzeinbruch von mehr als der Hälfte auf 9,6 Milliarden Euro hinnehmen, der um Dieselkosten bereinigte operative Verlust lag bei fast zwei Milliarden Euro. Audi erging es etwas besser, der Umsatz schmolz um fast die Hälfte auf 8 Milliarden Euro, beim bereinigten operativen Ergebnis stand ein Verlust von fast 0,7 Milliarden Euro.

Porsche konnte in seinem Autogeschäft hingegen noch einen operativen Gewinn verbuchen mit rund 600 Millionen Euro - der allerdings nur noch halb so hoch war wie vor einem Jahr. Der Umsatz ging um ein Sechstel zurück. Die Geschäftsaussichten 2020 behält der Konzern bei, das operative Ergebnis soll zwar gravierend unter dem Vorjahreswert bleiben, aber noch positiv ausfallen. Auslieferungen und Umsatz dürften deutlich hinter den Vorjahreswerten zurückbleiben. Die Hauptversammlung soll nun am 30. August stattfinden.

Tiefrote Zahlen bei Nissan

Renault hat wegen der Coronakrise und tiefroten Zahlen beim Partner Nissan im ersten Halbjahr einen Milliardenverlust geschrieben. Wie der französische Autobauer am Donnerstag in Boulogne-Billancourt bei Paris mitteilte, betrug der auf den Konzern entfallene Nettoverlust 7,29 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum gab es noch einen Gewinn von 970 Millionen Euro.

Nissan schlug bei dem krisengeschüttelten französischen Hersteller im ersten Halbjahr mit einem Verlustbeitrag von 4,8 Milliarden Euro zu Buche. Renault ist im Rahmen einer Autoallianz mit 43,4 Prozent an dem japanischen Hersteller beteiligt. Die Coronakrise kostete Renault nach eigener Schätzung rund 1,8 Milliarden Euro. Der Umsatz brach um 34,3 Prozent auf 18,4 Milliarden Euro ein.

Renault geriet in den vergangenen Monaten in finanzielle Schwierigkeiten. Der Konzern kann inzwischen einen staatlich garantierten Kredit von bis zu fünf Milliarden Euro in Anspruch nehmen. Das Unternehmen hatte bereits den sozialverträglichen Abbau von weltweit rund 15.000 Stellen angekündigt, um wieder aus der Krise zu kommen.

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1  Kommentar
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her (4.644 Kommentare)
am 30.07.2020 10:10

Sehr aufschlussreich dieser vergleichende Wirtschaftsbericht.
Danke!

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