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Milliardär will Metro schlucken - Vorstand mit Angebot nicht zufrieden

Von nachrichten.at/apa, 23. Juni 2019, 18:11 Uhr
Metro
   Bild: Reuters

DÜSSELDORF. Der Vorstand des Handelsriesen Metro sieht das Übernahmeangebot des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky als deutlich zu niedrig an.

Der Metro-Vorstand zeigt dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky die kalte Schulter. Dessen Übernahmeangebot für den Handelskonzern falle viel zu niedrig aus, kritisierte das Gremium um Metro-Chef Olaf Koch am Sonntag in einer ersten Reaktion. Es rät den Aktionären daher, bis auf Weiteres stillzuhalten und Kretinsky keine Aktien zu verkaufen.

Der Investor hatte zuvor angekündigt, Metro schlucken zu wollen. Nach Angaben seiner Holding-Gesellschaft EP Global Commerce bewertet das Offert das Düsseldorfer Unternehmen mit insgesamt rund 5,8 Mrd. Euro. "Wir sind fest davon überzeugt, dass Metro alle Voraussetzungen erfüllt, um ein langfristig erfolgreiches Unternehmen zu sein", betonte Kretinsky . Er wolle Metro "eine erfolgreiche zukünftige Wachstumsstrategie ermöglichen".

Der unter anderem durch Investitionen in die Braunkohle reich gewordene tschechische Geschäftsmann, zu dessen Imperium der Energie- und Infrastrukturkonzern EPH gehört, war im vergangenen Jahr mit seinem Partner Patrik Tkac bei dem Handelsriesen eingestiegen und hatte damit Übernahmespekulationen ausgelöst. Nun macht er Ernst. Das freiwillige Offert beläuft sich auf 16,00 Euro für jede Stammaktie und 13,80 Euro für jede Vorzugsaktie. Dies entspreche einer Prämie von 34,5 Prozent für die Aktionäre - indes nicht auf Basis des aktuellen Aktienkurses. Vielmehr gelte dies für die Zeit vor dem Einstieg der EP Global Commerce bei Metro am 24. August 2018.

Die Metro-Stammaktie, die Anfang August 2018 noch bei Kursen um 11 Euro dümpelte, profitierte danach auch von den Übernahmespekulationen und ging am Freitag mit 15,54 Euro aus dem Handel. Dies liegt nur knapp unter dem Kretinksy-Angebot. Der Metro-Vorstand erklärte nun, er sei fest überzeugt, dass Kretinskys "unaufgefordertes Angebot" das Unternehmen "erheblich unterbewertet und dessen Wertschöpfungsplan nicht reflektiert".

EP Global Commerce hat bereits Zugriff auf einen großen Anteil der Aktien. Kretinsky und Tkac verfügen über Optionen, die die Gesellschaft über die Schwelle von 30 Prozent der Metro-Anteile bringen. Sie streben nun bei Metro das Sagen an. Das Angebot werde unter einer Mindestannahmeschwelle stehen, die aus Sicht der EP Global Commerce ausreichend sein solle, um nach Vollzug des Angebots die Zustimmung zu einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags mit der Metro sicherzustellen. Der Milliardär dürfte mit seine Offert mindestens 60 Prozent der Anteile ins Visier nehmen. Zunächst aber muss die deutsche Finanzaufsicht BaFin das Angebot prüfen.

Mit zwei großen Anteilseignern gibt es bereits eine Einigung: Kretinsky und Tkac hatten sich mit der Duisburger Familien-Holding Haniel auf den Kauf von 7,3 Prozent der Metro-Anteile verständigt. Zusätzlich haben sie eine Option auf weitere 15,2 Prozent der Metro-Anteile aus dem Haniel-Fundus, wie Haniel mitgeteilt hatte. Mit den Haniel-Anteilen hatte sich Kretinsky aber nicht zufriedengegen: Er und Tkac einigten sich mit der Elektronikhandelsholding Ceconomy auf die Übertragung weiterer Metro-Anteile. Diese könnte Insidern zufolge nun rasch über die Bühne gehen, möglicherweise schon am Montag, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen Reuters. Mit den Ceconomy-Anteilen kommen beide Partner über die Schwelle von 30 Prozent. Weitere große Aktionäre sind die Familienstiftung Meridian mit knapp 15 Prozent und die Beisheim Holding mit 6,56 Prozent. Knapp 47 Prozent der Metro-Anteile befinden sich in Streubesitz. Auch diese Aktionäre will der Investor überzeugen.

Kretinsky warb auch um die Mitarbeiter der Metro: "Es gibt keine Pläne, Metro-Märkte in Deutschland zu schließen oder die Zentrale in Düsseldorf zu verlegen", versicherte er. Auch in anderen Kernmärkten sollten keine Stellen in größerem Umfang abgebaut werden. Bestehende Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge in Deutschland sollten nicht gekündigt werden. Wachstumschancen wolle EP Global Commerce "voll unterstützen".

Der Handelsriese blickt auf zahlreiche Umbauten zurück. Der seit 2012 amtierende Metro-Chef Koch hatte den Konzern aufgeteilt, die Elektronikhandels-Holding Ceconomy mit Media Markt und Saturn geht eigene Wege. Die Warenhauskette Kaufhof hatte Koch verkauft, die Supermarktkette Real will er veräußern - ebenso wie Anteile am China-Geschäft der Metro. Über Real laufen aktuell Gespräche mit einem Konsortium um den Immobilieninvestor Redos. Kretinsky unterstützt die Verkaufspläne.

Doch im Falle Reals gibt es Kritik. Kretinskys Firma EPH sei enttäuscht über den Stand der Transaktion, die bisher erzielte Verkaufsvereinbarung zwischen Metro und dem Konsortium spiegle aus Sicht der EPH-Gruppe weder den Marktwert der Real-Immobilien noch den Wert des operativen Geschäfts wider, hatte ein Insider Reuters gesagt. In seiner Pressemitteilung pochte Kretinsky auf "faire Konditionen" für Metro. Redos-Konkurrent X+Bricks hob nun wieder die Hand. "Das Konsortium um X+Bricks, die SCP Group und Kaufland ist weiterhin offen für Gespräche im Rahmen seines Angebotes für Real", sagte ein Sprecher.

Stichwort Metro-Übernahme

Wer sind Kretinsky und Tkac?

Die beiden Investoren sind Eigner der EP Global Commerce, Kretinsky hält dabei 53 Prozent der Anteile, Tkac kommt auf 47 Prozent. Beide Investoren kommen nicht aus der klassischen Handelsbranche. Der 1973 geborene Tkac ist Miteigentümer der J&T Unternehmensgruppe, die überwiegend in der Tschechischen Republik und in der Slowakei tätig ist. Kretinksy ist dagegen in Deutschland kein Unbekannter - er kontrolliert den Stromversorger und Infrastrukturkonzern EPH.

Der 1975 in Brünn geborene tschechische Milliardär liebt es nicht, sich in den Vordergrund zu drängen. Interview-Anfragen internationaler Medien schmettert er oft ab. Er ist einer der wohlhabendsten Tschechen - auf einer Forbes-Liste der reichsten Menschen rangiert er auf Platz 924 mit einem Vermögen von geschätzt rund 2,6 Mrd. Dollar. Studiert hat Kretinsky an der Universität Brünn, er hat dort Abschlüsse in Politikwissenschaften und Jus gemacht. Begonnen hat er seine Karriere als Wirtschaftsanwalt bei der im Finanz- und Banksektor tätigen J&T-Gruppe. Dort arbeitete er bereits auch mit dem damaligen J&T-Eigner Tkac zusammen.

Kretinsky engagierte sich mit J&T auch im Energie-Sektor, daraus entstand auch der Versorger EPH - dessen Chef und Mehrheitseigner Kretinsky nun ist. EPH wurde 2009 gegründet, die Gruppe expandierte in den folgenden Jahren rasch in Europa. Auch in Deutschland engagierte sich die Gruppe und übernahm Braunkohle-Aktivitäten des Versorgers Vattenfall. EPH hat aber auch erneuerbare Energien im Portfolio. Die Gruppe investiert zudem in Infrastruktur. EPH erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von rund 6 Mrd. Euro. Ehemalige Verhandlungspartner schildern Kretinsky als kühlen Strategen, der sehr bedacht und gezielt vorgeht. Er stehe zu seinem Wort. "Er ist ein hoch professioneller und seriöser Gesprächspartner mit scharfem Verstand und absolut verlässlich", hatte etwa Haniel-Chef Stephan Gemkow über Kretinsky gesagt. Gemkow hatte mit dem Investor über den Verkauf der Metro-Anteile der Duisburger Familien-Holding verhandelt.

Aber auch abseits des Energiesektors ist Kretinsky aktiv, So stieg er 2004 zusammen mit der J&T-Gruppe beim Fußballverein Sparta Prag ein, dessen Vorsitzender er ist. Zudem ist er an einem Medienunternehmen beteiligt, das das tschechische Boulevard-Blatt "Blesk" herausbringt. Aber auch ein tschechischer Online-Händler zählt zu seinem Reich - der Einzelhandel ist ihm also nicht fremd.

Was bieten Kretinsky und Tkac?

Das freiwillige Offert ihrer Gesellschaft EP Global Commerce für Metro beläuft sich auf 16,00 Euro für jede Stammaktie und 13,80 Euro für jede Vorzugsaktie. Dies entspreche einer Prämie von 34,5 Prozent für die Aktionäre, erklärten sie - indes nicht auf Basis des aktuellen Aktienkurses. Vielmehr gelte der Aufschlag für die Zeit vor dem Einstieg der EP Global Commerce bei Metro am 24. August 2018. Die Metro-Stammaktie, die Anfang August 2018 noch bei Kursen um 11 Euro dümpelte, hatte danach auch von den Übernahmespekulationen profitiert und ging am Freitag mit 15,54 Euro aus dem Handel. Dies liegt nur knapp unter dem Kretinksy-Angebot. Der Metro-Vorstand erklärte in einer ersten Reaktion, er sei fest überzeugt, dass Kretinskys Angebot das Unternehmen "erheblich unterbewertet und dessen Wertschöpfungsplan nicht reflektiert". Der Angebotspreis enthalte nur eine Prämie von ungefähr 3 Prozent auf den Schlusskurs der Stammaktie von Freitag.

Wie geht es weiter?

EP Global Commerce hat bereits Zugriff auf einen großen Anteil der Aktien. Kretinskyund Tkac verfügen über Optionen, die die Gesellschaft über die Schwelle von 30 Prozent der Metro-Anteile bringen. Sie streben nun bei Metro das Sagen an. Das Angebot werde unter einer Mindestannahmeschwelle stehen, die aus Sicht der EP Global Commerce ausreichend sein solle, um nach Vollzug die Zustimmung zu einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags zu sichern. Der Milliardär dürfte mit seinem Offert mindestens 60 Prozent der Anteile ins Visier nehmen. Zunächst aber muss die deutsche Finanzaufsicht BaFin das Angebot prüfen. Gibt sie grünes Licht, sind die Aktionäre am Zug.

Nötig ist auch die Freigabe durch die Wettbewerbsbehörden. Da hat Kretinskyvorgesorgt: Das deutsche Bundeskartellamt hat EP Global Commerce bereits grünes Licht für die Übernahme von bis zu 35 Prozent der Metro-Anteile gegeben. Da die beiden Investoren kaum Aktivitäten in der Handelsbranche haben, dürfte eine Übernahme nicht an kartellrechtlichen Problemen scheitern.

Was bedeutete das Offert für die Arbeitnehmer?

Metro betreibt weltweit rund 770 Großmärkte - davon 103 in Deutschland - und beschäftigt über 150.000 Mitarbeiter. Die zum Verkauf gestellte Kette Real betreibt mit rund 34.000 Mitarbeitern über 270 Supermärkte. Insgesamt sind es also über 1.000 Märkte. "Es ist nicht beabsichtigt, die derzeit bestehenden Metro-Märkte in Deutschland oder anderen Kernmärkten (..) zu schließen oder Arbeitsplätze in größerem Umfang abzubauen", erklärte EP Global Commerce. Bestehende Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge sollten nicht aufgehoben werden. EP Global Commerce freue sich auf den Dialog mit den Vertretern der Arbeitnehmer. Von der deutschen Gewerkschaft Verdi oder den Betriebsräten war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. An den Verkaufsplänen für Real hält Metro einem Sprecher zufolge fest.

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2  Kommentare
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lentio (2.770 Kommentare)
am 24.06.2019 07:04

Leider taugen die Immobilien nicht wirklich, sonst wäre das ein klarer Fall für: Benko

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eulenspiegel (724 Kommentare)
am 24.06.2019 04:29

Der Ausverkauf der Deutschen Wirtschaft schreitet mit Riesenschritten voraus.
Leider hat der Arbeitnehmer die Arschkarte.

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