"Mein Geschäftsmodell war plötzlich tot"

Er hatte als Autor bereits ein halbes Jahr Tour und Vorträge hinter sich und ein halbes Jahr gebuchte Termine vor sich, als Corona kam. "Dann war Aus die Maus, der Umsatz fiel weg, und mein Geschäftsmodell war plötzlich tot", erinnerte sich der ehemalige Politiker Matthias Strolz bei den Digital Talks der OÖNachrichten am Mittwoch.

Strolz gestaltete sein Leben nach der Politik seit 2018 als "Impact-Unternehmer, Freigeist und Autor". So wie ihm sei es im ersten Lockdown vielen Unternehmern gegangen. Er fragte sich nach seinen Talenten ("Autor und Unternehmer") und stieg in die Online-Geschichtenplattform story.one ein, die etwa Hugo Portisch von Beginn an unterstützte. Denn es sei "eine bewusste Entscheidung, ob man sich zum Spielball des Schicksals" machen lasse oder selbst Pilot/-in im eigenen Leben sein will – ein Satz, den er bei seiner Abtrittspressekonferenz am 7. Mai 2018 prägte.

Online-Geschichten veröffentlichen war die Idee. Dabei sei er alles andere als ein "Digital Native", im Gegenteil: "Nichts zieht mir so den Nerv, als wenn mein Handy nicht funktioniert. Aber ich habe beschlossen, ich lasse meine Ängste bezüglich Digitalisierung los." Hier gebe es so viele Chancen wie nie zuvor.

Eine Frage der Entscheidung

Falsch wäre, das alte Geschäftsmodell "1:1 online zu stellen". Richtig hingegen, sich mit Entschlossenheit in Richtung Digitalisierung zu bewegen, "Fehler zu machen, auszuprobieren und Prototypen zu bauen".

Die Start-up-Szene in Österreich, die seit wenigen Tagen ein zweites Unicorn (Einhorn) mit einer Unternehmensbewertung von mehr als einer Milliarde Euro hat, sei sehr innovativ, auch wenn sich die Jungunternehmer zum Teil selbst überschätzten. So ist auch Strolz als Co-Gründer von thepixelbeat.com tätig, das Dienstleistungen für (Jung-) Unternehmen anbietet, von Hybrid-Konferenzen bis Webshops.

Als Gründer müsse man, so Strolz, auf jeden Fall "unglaublichen Arbeitseifer und einen langen Atem" an den Tag legen. Er selbst möchte sich dem nicht mehr in dieser Form aussetzen, denn der wirtschaftliche Druck dominiere sehr das Tun. "Außerdem waren die Neos auch ein Start-up mit Tausenden ehrenamtlichen Mitarbeitern." Jedenfalls ist ein gutes Team für Strolz gleich wichtig wie die Gründungsidee.

Wenn Krisen wie Corona die normalen Abläufe stören, müsse man sich fragen, welche Chance darin liege. Das sei eine Frage der inneren Haltung, so der Unternehmer. "Fällt mir ein Glas runter, kann ich mich ärgern und schimpfen oder sagen: ‚Scherben bringen Glück.‘ Die Arbeit ist dieselbe." Ob man sich als Opfer des Schicksals empfinde oder einen "spannenden Tag" daraus mache, liege an einem selbst.

Zur Person

Nach der Übergabe aller politischen Funktionen 2018 wurde Matthias Strolz digitaler Startup-Unternehmer mit einer
Online-Storytelling-Plattform (story.one) und einem Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen für Start-ups. Er ist verheirateter Vater von drei Töchtern und wohnt in Wien. Sein jüngstes Buch „Sei Pilot deines Lebens. In 5 Schritten zur persönlichen Entfaltung“ erschien 2019.