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MAN/Steyr - Arbeitnehmer wollen Details zu neuem Wolf-Angebot

Von nachrichten.at/apa   08.Mai 2021

Auf die Stiftung für 150 Jobs hat sich Wolf laut OÖN-Exklusivinterview vom Samstag mit Stadt, Land und Bund geeinigt. Jene, die trotzdem vom Wegfall von 500 Jobs betroffen wären, sollen etwas besser aussteigen, als zuvor geplant. Sie sollen, wenn sie den Sozialplan annehmen, "nach dem deutschen Modell in der Nettoausgleichszahlung" gleichgestellt werden, so Wolf. Dank eines Altersteilzeitmodells müssten sich ältere Mitarbeiter nicht "beim Arbeitsamt anstellen". 166 Lehrstellen würden gesichert. Gehaltskürzungen, wie sie beim ersten gescheiterten Angebot vorgesehen waren, blieben freilich aufrecht.

Außerdem werde sich Raiffeisen Oberösterreich an dem Projekt beteiligen, sagte Wolf. "Wir würden nicht Nein zu MAN sagen, wenn ein Konsortium einen wirklich zukunftsweisenden Plan auf den Tisch legt", hatte der Chef der Raiffeisenlandesbank (RLB) Oberösterreich, Heinrich Schaller, im April bereits einmal dem "Kurier" gesagt.

Er hoffe, dass nun "Vernunft einkehrt und ein gemeinsames Programm zusammengestellt" werde, so Wolf in Richtung Arbeiterbetriebsrat, über den er sich verärgert zeigte. Schließlich war sein erstes Angebot von der Belegschaft in einer Urabstimmung abgeschmettert worden. Nun hofft Wolf auf eine Dreiviertelmehrheit, sollte das neue Angebot zur Abstimmung gelangen.

Keine Details bekannt

Betriebsrat und Gewerkschaft begrüßten den neuen Anlauf von Wolf, ihre Skepsis blieb aber groß. Betriebsratschef Helmut Emler kritisierte gegenüber dem "Mittagsjournal" des ORF-Radio Ö1 am Samstag, dass Wolf über die Medien ausrichte, wieder mit den Mitarbeitern verhandeln zu wollen. Eine Bewertung des neuen Angebots von Wolf sei schwierig, weil er keine Details kenne. "Wenn es Änderungen gibt, dann soll er es bitte auf den Tisch legen", forderte Emler. "Wir sehen das natürlich sehr kritisch. Aber man kann es natürlich versuchen. Wenn es wirklich Verbesserungen gäbe, dann kann man darüber reden."

"Da bin ich nicht ganz damit einverstanden, weil eine Arbeitsstiftung bedeutet immer, dass man die Mitarbeiter aus dem Unternehmen geben muss", sagte Angestelltenbetriebsrat Thomas Kutsam zu Ö1 zum Angebot 150 zusätzliche Jobs mittels Arbeitsstiftung abzusichern. Er hofft, mehr Jobs erhalten zu können, wenn man mehr Aufträge an Land zieht. "Für mich ist es trotzdem ganz ganz wichtig, dass man sich alternative Angebote auch noch ansieht. Beziehungsweise auch Angebote, die man gemeinsam mit Sigi Wolf da in Steyr produzieren kann."

Alois Stöger von der Produktionsgewerkschaft PRO-GE sprach von einem "insgesamt guten Schritt" und forderte ein schriftliches Angebot von Wolf. Wenn konkret etwas vorliege könne das Angebot geprüft werden.

"Bisher ist noch niemand auf uns zugekommen", sagte ein MAN-Sprecher im "Mittagsjournal". Grundsätzlich sei man offen für Gespräche über eine Nachnutzung des Werks. Aber das Zeitfenster schließe sich. MAN München hielt erst am Freitag neuerlich fest, dass Wolf "als einziger Interessent ein industriell logisches und fundiertes Konzept für eine Nachnutzung des Standorts vorgelegt hat". Eine Nachbesserung gelte es jedoch mit den Arbeitnehmern zu besprechen.

Wolf zeigte sich in der "ZiB2" überzeugt, dass MAN - wenn es ein vom Betriebsrat unterstütztes Modell gebe, bereit sein werde, sich für Gespräche an einen Tisch zu setzen. Steyr dürfe nicht zum "Detroit Österreichs" werden. Dort verfiel die Stadt einhergehend mit einem Strukturwandel in der US-Autoindustrie.

Für seine Pläne müsse man die Produktionsstraßen umbauen, so Wolf. Dafür seien bis zu 18 Monate eingeplant. Der Investor hofft, dass MAN in diesem Sinne einer Weiterführung des Werks für zwei Jahre zustimmt.

Green-Mobility-Konsortium führt weitere Gespräche

Freitagnachmittag hatte sich auch das Green-Mobility-Konsortium rund um den Linzer Unternehmer Karl Egger (KeKelit) aus der Deckung gewagt. Dessen Sprecher Gerald Ganzger teilte mit, "dass das Konsortium mit MAN München eine NDA - Non-Disclosure Agreement, Vertraulichkeitserklärung - zur Aufnahme weiterer Gespräche abgeschlossen hat". Gemeinsam mit dem Consulter Deloitte Wien werde an der Endausarbeitung eines Konzepts gearbeitet. Es solle "nach Ablauf der Exklusivitätsfrist" nach München übermittelt werden. "Wir sind an den eingeleiteten konstruktiven, vertraulichen Gesprächen mit MAN sehr interessiert, um im Sinne der Belegschaft in Steyr und allen Stakeholdern ein besseres Ergebnis zu erzielen als bisher vorliegt", so Ganzger. In ein bis zwei Wochen soll das Angebot übermittelt werden.

Die gewerkschaftliche Kalkulation der Schließkosten von 1,5 Mrd. Kosten setzt sich laut Stöger, Leiter der Abteilung der Sozialpolitik der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, aus den Lohnfortzahlungen, die aus dem Kündigungsverzicht resultieren, und der Investitionszusage von MAN für den Standort Steyr zusammen, wie er gegenüber der APA vorrechnete.

In der Standortsicherungsvereinbarung 2019 habe sich MAN verpflichtet, jährlich 4 Prozent des Umsatzes von Steyr in den Standort zu investieren, erklärte Stöger - das wären bei rund 1 Mrd. Umsatz jährlich 40 Mio. Euro, also bis Ende 2030 rund 400 Mio. Hinzu komme der Kündigungsverzicht, der nach Ansicht der Arbeitnehmervertretung eine Entgeltfortzahlung bis 2030 nach sich ziehen würde. Das wäre bei einer Lohnsumme von rund 170 Mio. Euro auf zehn Jahre gerechnet etwa 1 Mrd. Euro, schätzt Stöger.

MAN hat diese Vereinbarung zwar gekündigt, laut einem Rechtsgutachten im Auftrag der Gewerkschaft sei der Kündigungsverzicht aber weiterhin gültig. Stöger geht davon aus, dass die Chancen der Belegschaftsvertretung vor Gericht zu gewinnen, sehr gut seien. Dass MAN nicht die Gelegenheit nutze, vom OGH feststellen zu lassen, ob die Vereinbarung gültig sei, zeige, dass dem Konzern das Risiko offenbar zu hoch sei, so Stöger. Die Arbeitnehmerseite will vor Gericht ziehen, sobald betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden.

Stöger verwies etwa auf einen Bericht des Schweizer Portals finanzen.ch. Demnach habe die MAN-Mutter Traton für den Stellenabbau bei MAN Truck & Bus von Jänner bis März 362 Mio. Euro an Sonderkosten veranschlagt. Für Steyr seien hingegen noch gar keine Kosten verbucht worden. Hier ging der Konzern ja bekanntlich immer davon aus, dass der Investor Siegfried Wolf das Werk kauft und weiterführt. Was Wolf gezahlt hätte - oder zahlen würde, wenn es doch noch zu einer Umsetzung seine Pläne kommen sollte - wird nicht kommuniziert.

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