KSV: Unternehmer sollen zu Firmensanierung ermuntert werden
WIEN. Durch die Coronahilfen werden Unternehmen am Leben erhalten, die eigentlich saniert werden müssten, sagen immer mehr Kritiker.
Statt Unternehmern falsche Hoffnungen zu machen, sollte man sie vielmehr jetzt zu einer Sanierung ermuntern, fordert nun Insolvenz-Experte Ricardo-Jose Vybiral im Gespräch mit der "Presse". Denn gerade jetzt ortet der Chef des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV 1870) eine "gute Stimmung bei Sanierungen". Viele Gläubiger würden in der Coronakrise eher einem Schuldenschnitt zustimmen, wenn eine positive Fortbestandsprognose vorliegt.
Auch der Wiener Wirtschaftskammerchef, Walter Ruck, ist der Ansicht, dass Sanierungen früher beginnen müssen, um die Chancen des wirtschaftlichen Überlebens zu erhöhen. Ruck will eine Änderung des Insolvenzrechts, schreibt die Zeitung. Ähnlich wie das amerikanische Chapter-11-Verfahren sollen Unternehmen früher vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt werden und somit mehr Zeit für eine Neuordnung bekommen.
Vybiral hält die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen für ausreichend. "Wir haben bereits ein Insolvenzrecht, das Sanierungen fördert", betont er. Von den 3.000 Insolvenzverfahren, die im vergangenen Jahr in Österreich abgewickelt wurden, ging immerhin ein Drittel gut aus. Das heißt: Die Unternehmen konnten sich entschulden und ihren Fortbestand sichern. In einem Punkt sind sich Ruck und Vybiral aber einig: Je früher mit der Sanierung begonnen wird, umso besser.