Wenn im Klassenzimmer ein virtuelles Herz pumpt
Die Pflegeausbildung wird immer moderner. Seit letztem Jahr bietet die Altenbetreuungsschule des Landes OÖ die Ausbildung zur Heimhilfe für Stützkräfte auch als digitalen Lehrgang an. Nun kommt in den Pflegeassistenzausbildungen Virtual Reality zum Einsatz.
Oberösterreichs Antwort auf die Herausforderungen in der Pflege ist die sogenannte Fachkräftestrategie Pflege, die seit gut einem Jahr umgesetzt wird. Der aktuelle Fokus liegt unter anderem auf Maßnahmen, um die Ausbildung attraktiver, flexibler und moderner zu gestalten.
Flexible Module
Gerade für berufstätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Personen mit Erziehungspflichten soll die Ausbildung einfacher neben der Arbeit ermöglicht werden, ohne sich extra Zeit freischaufeln und lange Anfahrtswege in Kauf nehmen zu müssen. Zudem sollen Ausbildungen verstärkt modular aufgebaut werden, um bei einem vorzeitigen Abbruch trotzdem eine berufliche Qualifizierung zu haben bzw. später einfacher wieder einsteigen zu können. Auch der schrittweise Ausbau von digitalen Ausbildungsformen soll eine flexiblere Ausbildung ermöglichen.
Heimhilfe-Ausbildung als Pilot
Im Vorjahr startete erstmals ein Heimhilfe-Lehrgang an der Altenbetreuungsschule des Landes OÖ in digitaler und modularer Form. Als Pilot wurde bewusst die Heimhilfe-Ausbildung ausgewählt, denn seit Jahresbeginn 2023 gibt es die neue Berufsgruppe der Stützkraft in Alten- und Pflegeheimen in ganz Oberösterreich.
Dieses Berufsbild ermöglicht einen niederschwelligen Einstieg in einen Betreuungs- und Pflegeberuf ohne pflegerische Vorbildung. Stützkräfte verpflichten sich, innerhalb von zwei Jahren eine weiterführende Ausbildung in der Pflege abzuschließen.
50 Prozent der Ausbildungszeit können in der Dienstzeit erfolgen. Seit letzten Oktober ist die Ausbildung vom Stützpersonal zur Heimhilfe nun großteils auch digital möglich. Gesetzt wird auf eine Kombination aus digitaler Lehre, Präsenz und Selbststudium.
Ein Fünftel des Unterrichts erfolgt vor Ort
Das digitale Angebot ermöglicht auch, komplexe Lehrinhalte besser grafisch aufzubereiten und darzustellen. Lediglich ein Fünftel der Unterrichtseinheiten Theorie finden in der Altenbetreuungsschule statt, der Rest kann zu Hause in Form von digitalen Inhalten erlernt werden. Fami- lienfreundlich gestalten sich die Kurszeiten, die um 8.30 Uhr starten und spätestens um 15.45 Uhr wieder zu Ende sind.
Die ersten 18 Absolventinnen schlossen den Lehrgang heuer im Mai ab. Auf Basis dieses erfolgreichen Piloten sollen bald weitere Ausbildungsschienen digital und flexibel angeboten werden.
Lernen neu erleben
Die Anforderungen in den Pflegeberufen werden immer komplexer. Neue Techniken und Innovationen prägen den Alltag. Auch in der Ausbildung gibt es fortschrittliche Entwicklungen. So wird in den Pflegeassistenzausbildungen der Altenbetreuungsschule des Landes Oberösterreich das Angebot an digitalen Ausbildungsinhalten stetig erweitert. Neben VR (Virtual Reality) kommen an der Altenbetreuungsschule auch andere digitale Tools wie interaktive Lernplattformen und 3D-Modelle zum Einsatz. Passend dazu wurde eine "digitale Erlebniswerkstatt" entwickelt. Dabei wird ab Herbst 2024 im Rahmen der Ausbildung verstärkt auf eine interaktive Lernumgebung, Lernen in Kleingruppen und das Ansprechen verschiedener Lerntypen gesetzt.
"Die Auszubildenden können mittels VR durch die Anatomie von Organen navigieren, Strukturen drehen, vergrößern oder verkleinern und sogar Schichten des Körpers entfernen, um tiefer liegende Strukturen zu untersuchen", erklärt Michael Hinterdorfer, Leiter der Ausbildung Pflegeassistenz an der Altenbetreuungsschule des Landes OÖ. "Die Integration digitaler Technologien in die Pflegeausbildung verspricht eine effektivere und praxisnähere Ausbildung – ein entscheidender Schritt zur Bewältigung der Herausforderungen im Gesundheitswesen von morgen."