Ein Handwerk mit sozialem Aspekt
Ausgestattet mit Schraubenzieher und Inbus, aber auch mit ganz viel Empathie: Orthopädietechniker müssen vielfältige Kompetenzen und Fähigkeiten mitbringen. Wir haben mit dem Lehrling Michael Huber gesprochen.
Sie sind "Gesundheitshandwerker" und fertigen Hilfsmittel für Menschen mit Beeinträchtigungen an, um ihnen ein Stück Lebensqualität zurückzugeben: Orthopädietechnikerinnen und -techniker.
Die Orthopädietechnik umfasst alle medizinisch-technischen Heil- und Hilfsmittel, die zur Unterstützung bzw. Entlastung des menschlichen Bewegungs- und Stützapparates dienen. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn Abweichungen infolge von Verletzungen oder Erkrankungen vorliegen – wie zum Beispiel Fehlstellungen, Knochenbrüche, Lähmungen, Wirbelsäulenoperationen – oder wenn Gliedmaßen fehlen und durch Prothesen ersetzt werden müssen. Ältere Bezeichnungen für diesen Beruf sind "Bandagist" oder "Orthopädiemechaniker".
Es handelt sich um ein Berufsfeld, das handwerkliches Geschick und soziale Kompetenzen miteinander verknüpft. Wir haben mit dem 17-jährigen Michael Huber aus Pierbach gesprochen. Er macht gerade eine Lehre zum Orthopädietechniker bei Bandagist Heindl in Linz.
Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?
"Eigentlich aufgrund meines privaten Umfeldes: Meine Tante hat eine körperliche Beeinträchtigung und braucht Schienen, um ihre Hände richtig bewegen zu können. Mich hat diese Thema daher schon früh sehr interessiert und es hat mich fasziniert, was in diesem Bereich alles möglich ist. Also überlegte ich, mich beruflich in diese Richtung zu orientieren und entschied mich schließlich für die Lehre zum Orthopädietechniker. Im letzten Dezember hat bereits mein zweites Lehrjahr begonnen."
Wie gefällt dir dieser Lehrberuf?
"Es gefällt mir sehr gut. Bereits damals beim zweitägigen Schnuppern merkte ich, dass dieses Berufsbild genau das Richtige für mich ist."
Was magst du daran besonders?
"Es ist eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit. Man hat einerseits den technischen und handwerklichen Aspekt. Auch wenn die Orthopädie in den letzten Jahren immer mehr digitalisiert wird, wird ein Großteil der orthopädischen Hilfsmittel noch überwiegend in Handarbeit hergestellt. Bei der Fertigung kommen unterschiedlichste Materialien zum Einsatz und wir stellen die Hilfsmittel individuell nach Maß her.
Andererseits arbeitet man in diesem Beruf aber auch eng mit Menschen zusammen. Wir haben zum Beispiel mit Patienten zu tun, die nach einer Verletzung an einer Reha-Maßnahme teilnehmen oder die eine bleibende Körperbehinderung haben. Genau diese Kombination aus klassischem Handwerksberuf – wo gebohrt und geschliffen wird – und einem Beruf, in dem es viel um menschliche Kontakte geht, gefällt mir so gut. Wir arbeiten in meinem Ausbildungsbetrieb sehr eng im Team zusammen, es kann aber auch jeder seine eigenen Ideen ins Spiel bringen."
Welche Herausforderungen bringt der Beruf mit sich?
"Vorausgesetzt wird natürlich handwerkliches Geschick. Ein Teil der theoretischen Ausbildung in der Berufsschule umfasst Anatomie und Physiologie, das ist umfangreich und es gibt sehr viel zu lernen."
Bist du auf einen bestimmten Bereich spezialisiert?
"Der Lehrberuf umfasst verschiedene Schwerpunkte: die Orthesentechnik, die Prothesentechnik und die Rehabilitationstechnik. Zur Orthesentechnik gehören Stützapparate für Kopf, Rumpf und Gliedmaßen und Hilfsmittel wie Bandagen, Mieder oder medizinische Einlagen. Zur Rehabilitationstechnik zählen unter anderem Geh- und Stehhilfen und Sitz- und Liegeschalen. Prothesen wiederum sind künstliche Körperteile, zum Beispiel Bein- und Arm-Prothesen. Das ist der Bereich, auf den ich mich mal spezialisieren möchte. In der Lehre durchläuft man alle Bereiche und kann sich dann später für einen Schwerpunkt entscheiden."