Die Pflege als neuer Lehrberuf: Eine junge Oberösterreicherin berichtet von ihren Erfahrungen
Die ersten Pflegelehrlinge in unserem Bundesland sind heuer bereits in die Ausbildung gestartet, der Theorieblock an der Berufsschule beginnt im November. Wir haben mit Elena Szwed, Lehrling im Pflegeheim Ried, und Heimleiterin Sieglinde Grimmer gesprochen.
Lange befand sie sich in Planung, heiß wurde sie diskutiert: die Pflegelehre in Österreich. Sie soll Jugendlichen nach ihrem Pflichtschulabschluss, also bereits mit 15 Jahren, ermöglichen, in den Pflegeberuf zu starten.
Zu Beginn des Jahres hat für die ersten Pflegelehrlinge in Oberösterreich – als viertes Bundesland nach Tirol, Vorarlberg und Niederösterreich – schließlich die Ausbildung begonnen. Die jungen Leute können aus zwei Berufsbildern wählen: der Pflegeassistenz mit einer Lehrzeit von drei Jahren und der vierjährigen Ausbildung zur Pflegefachassistenz. Die Pflegelehre wird als duales System organisiert. 80 Prozent der Ausbildungszeit findet im Lehrbetrieb statt, 20 Prozent in der Schule. Im November beginnt für die Lehrlinge der Theorieblock an der Berufsschule in Linz, in Kooperation mit der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Neuromed Campus (OÖG).
"Ich mag den Kontakt mit den Bewohnern"
Im Februar hat die junge Riederin Elena Szwed im Alter von 15 Jahren ihre Lehre zur Pflegefachassistenz im Pflegeheim Ried begonnen. Ursprünglich hatte Elena nach der Handelsschule eine Malerlehre angefangen, sich dann aber umorientiert. "Ich habe erkannt, dass dies doch nicht der passende Beruf für mich ist und ich mich mehr in einem Sozialberuf sehe", sagt sie. "Der Pflegebereich hat mich eigentlich schon immer interessiert, da meine Mutter früher in der Pflege gearbeitet hat." Von einer Freundin ihrer Mutter hat Elena vom Modell der Pflegelehre erfahren und sich direkt beworben. Die Arbeit im Pflegeheim in Ried gefällt der mittlerweile 16-Jährigen gut. "Ich mag den Kontakt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr."
Eine Stütze im Alltag
Elena hilft den Seniorinnen und Senioren bei alltäglichen Aktivitäten, geht mit ihnen spazieren, erledigt Haushaltsaufgaben, bereitet Frühstück, Mittag- und Abendessen vor, ist ihnen eine soziale Stütze und Gesprächspartnerin. Medizinisch-pflegerische Maßnahmen führt sie keine durch, da diese erst nach Vollendung des 17. Lebensjahres vorgenommen werden dürfen. "Natürlich würde ich auch solche Tätigkeiten bereits gerne durchführen, ich verstehe aber, dass manche Arbeiten zuerst ausführlich erlernt sein müssen."
Im November startet für die ehrgeizige junge Frau die Berufsschule. "Ich mache die Lehre mit Matura und möchte auch mein Diplom machen." Am Pflegeberuf gefällt ihr am besten, dass es "eine Arbeit ist, in der man eine große Wertschätzung von den Menschen, die man betreut, erfährt". Zufrieden ist aber nicht nur Elena, sondern auch Heimleiterin Sieglinde Grimmer. "Elena ist motiviert und wissbegierig, man spürt einfach, dass sie sich wirklich für diesen Beruf interessiert und das machen will. Unser Lehrlingsbeauftragter lobt sie in höchsten Tönen."
"Es gibt junge Leute, denen man das durchaus zutrauen kann"
Das Modell der Pflegelehre sieht sie als sehr positiv an. "Lange schon sprach man davon, nun hat man sie endlich umgesetzt. Elena ist ja das beste Beispiel dafür, dass es junge Leute gibt, die das wirklich wollen und von der Persönlichkeitsentwicklung her einfach so weit sind, dass man ihnen diesen Beruf zutrauen kann." Darüber hinaus seien aber weitere Maßnahmen und Ausbildungsangebote nötig, um dem Arbeitskräftemangel im Pflegebereich entgegenzuwirken, so Grimmer. "Die Pflegelehre ist ein Weg, Menschen in Pflegeberufe zu bringen, aber nur einer von vielen!"