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Studie: Kinderbetreuungs-Angebote alleine helfen Frauenkarrieren nur wenig

24. Oktober 2020, 00:04 Uhr
Studie: Kinderbetreuungs-Angebote alleine helfen Frauenkarrieren nur wenig
Seit 2016 ist Astrid Reichel Professorin und Leiterin der Facheinheit Human Resource Management an der Uni Salzburg.

Fehlende Kinderbetreuung kann für Frauen bekanntermaßen ein Karrierekiller sein. Dass sich aber ein gut ausgebautes Betreuungsangebot kontraproduktiv auf Frauenkarrieren auswirken kann, würde wohl niemand erwarten. Zu diesem Ergebnis aber kommt eine internationale Studie mit 12.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Salzburger Arbeits- und Karriereforscherin Astrid Reichel.

Je länger die Karenzzeit, desto weniger Frauenförderung

Der erste Befund der Studie war noch wenig überraschend: Je länger die bezahlte Karenzzeit in einem Land andauert, umso weniger investieren Arbeitgeber in die Karrieren von Frauen. "Das war auch unsere erste Hypothese", so Reichel. "Es ist ja so, dass die Entscheidung darüber, in welchen Mitarbeiter, welche Mitarbeiterin Organisationen – mit Blick auf den eigenen Nutzen (...) – investieren, mit viel Unsicherheit behaftet ist. Nehmen wir an, es geht um eine Frau, Mitte 30, verheiratet. Zahle ich ihr eine Weiterbildung oder nicht? Politische Kontexte liefern den Personalmanagern da zusätzliche Informationen. Wenn ich als Organisation die Information habe, dass zum Beispiel Frauen in Österreich zwei Jahre Anspruch auf Karenz haben, verstärkt das die Idee, dass sich Frauen um die Kinder kümmern. Organisationen sind daher bei längerer Karenzdauer weniger zu Frauenförderung bereit."

Männer nicht negativ betroffen

Darüber hinaus zeigte sich, dass in Ländern, in denen mehr Kleinkinder in Betreuungseinrichtungen untergebracht sind, weniger in die Karrieren von Frauen investiert wird als in Ländern, in denen die außerfamiliäre Betreuungssituation begrenzter ist.

Ein überraschendes Ergebnis, denn die ursprüngliche Hypothese der Forscherin ging davon aus, dass öffentliche Betreuungsangebote für Kinder bis zwei Jahren Organisationen motivieren würden, Frauenkarrieren zu unterstützen. Genügend Kinderbetreuungsplätze entschärfen die Befürchtung von Unternehmen, dass Frauen wegen Betreuungspflichten ausfallen, so die Annahme. Diese wurde jedoch in der Studie nicht bestätigt, ganz im Gegenteil. Es zeigte sich: Gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten können offenbar dazu führen, dass Organisationen systematisch weniger in Training und Entwicklung von Frauen investieren.

"Insgesamt sendet wahrscheinlich ein gutes Kinderbetreuungsangebot an Organisationen das Signal aus, dass es für Frauen gesellschaftlich einen Anreiz zum Kinderkriegen gibt", so Reichels Versuch einer Erklärung. Männer waren übrigens in der Studie nicht negativ betroffen, weder durch großzügige Regelungen zur Kinderbetreuung noch zur Karenzzeit.

Corona-Krise verstärkt Stereotype

"Wir sehen, dass die gesellschaftspolitischen Unterstützungen für Frauen die festgefahrene Vorstellung kaum aufbrechen, dass primär Frauen die Verantwortung für Kinder haben. Die Stereotype vom Mann als Ernährer und der Frau als Familienfürsorgerin halten sich hartnäckig. Die Corona-Krise hat dieses Bild noch verstärkt", sagt die Mutter zweier Mädchen. "Das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht den Leuten teilweise schon auf die Nerven, auch weil schon so lange darüber geredet wird, sich in der Praxis aber wenig ändert."

Paper wurde für Award nominiert

Astrid Reichel hat nach dem Diplomstudium der Betriebswirtschaft an der Universität Wien und der University of California L.A. ein Doktoratsstudium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ebendort absolviert.

Von 2005 bis 2016 war Reichel an der Wirtschaftsuniversität Wien beschäftigt, zuletzt als assoziierte Professorin. Als Gastprofessorin war sie an der Simon Fraser University, Vancouver und der Universität Göteborg tätig, als Lektorin an der Universität Innsbruck. Seit März 2016 ist Astrid Reichel Universitätsprofessorin und Leiterin der Facheinheit Human Resource Management an der Universität Salzburg.

Für ihr Paper mit dem aktuellen Titel "Disabling Effects of Enabling Social Policies on Gender Equality in Organizational HR Development" wurde Reichel von der Academy of Management (AoM), einer renommierten internationalen Vereinigung der Managementwissenschaftler, für den sogenannten Carolyn B. Dexter Award nominiert.

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