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Sie fährt mit 10.000 PS Güter und Menschen sicher von A nach B

Von Elisabeth Prechtl   18.Dezember 2021

Es ist noch stockfinster an diesem 15. Dezember 2009 auf dem Bahnhof Linz-Wegscheid, als Petra Irauschek um vier Uhr in der Früh ihren Dienst antritt und zum ersten Mal in ihrem Leben eine Lok steuern darf. Ganz allein, ohne dass ihr jemand über die Schulter schaut. "Es war einen Tag nach meinem Geburtstag, und ich war ganz schön aufgeregt ", erinnert sie sich: "Und es ist alles gut gegangen bei meinem ersten Verschub." Dabei werden mit einer Verschublok die Güterwaggons zusammengestellt.

Ursprünglich wollte die gebürtige Amstettnerin, die an der HLW maturiert hat, ja Pilotin werden: "Aber da habe ich erfahren, dass sehr viele Lokführer gesucht werden." Also fuhr sie mit – und verlor ihr Herz statt an Flieger an die Lokomotiven. "Dieses Gefühl, mit 10.000 PS Menschen und Güter von A nach B zu befördern, ist einmalig." Bei den ÖBB werden Lehrlinge ausgebildet, aber auch Quereinsteiger können Lokführer werden. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Lehre (welche, ist egal), oder eine Matura. Wer mindestens 20 Jahre alt ist, darf alleine fahren.

Wer ist für den Beruf geeignet? "Jeder, den es interessiert, ist willkommen." Nachtfahrten gehören genauso dazu wie Wochenend- und Feiertagsdienste.

Irauschek ist eine von 150 ÖBB-Triebfahrzeugführerinnen. 32 sind in Ausbildung – viel zu wenig, wie die 34-jährige Mutter dreier Kinder im Alter von 7, 4 und 2 Jahren, die derzeit Teilzeit arbeitet, findet. Dabei seien Frauen genauso geeignet. Das Argument, dass gewisse Tätigkeiten körperlich zu anstrengend seien, lässt sie nicht gelten: Auch Frauen könnten gut kuppeln, also eine Lok anhängen.

Belastendes gehört dazu

Petra Irauschek ist seit Beginn ihrer Laufbahn in Linz stationiert, fährt innerhalb von Oberösterreich, bis nach Salzburg, Passau, Summerau und Wien. Bevor ein Zug den Startbahnhof verlässt, ist jeder Lokführer zu einem Außenrundgang verpflichtet und muss überprüfen, ob alles passt. Streckenkenntnisse sind wichtig. "Und man hat eine große Verantwortung", sagt die 34-Jährige. "Wir sind auch nur Menschen und dürfen uns nicht ablenken lassen." Der Lokführerberuf kann auch belastend sein: Dass eine Person überfahren wird, ist selten, aber es kommt vor. Wer sie braucht, habe Anspruch auf eine Betreuung. Und wer nach einem Suizidvorfall nicht mehr fahren will, müsse keine Lok mehr steuern.

Damit es auch Nachwuchs-Lokführer gibt, ist Petra Irauschek seit 2018 als Lehrlokführerin tätig: Sie bildet angehende Mitarbeiter aus und bietet Weiterbildungen für Kollegen an, etwa wenn es neue Vorschriften gibt.

"Der Austausch mit anderen, das mag ich besonders gern. 20-Jährige, genauso wie 40-Jährige beginnen die Ausbildung. Das ergänzt sich perfekt."

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