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"Sicherlich der Job mit der besten Aussicht"

Von Verena Halvax, 21. August 2021, 00:04 Uhr
"Sicherlich der Job mit der besten Aussicht"
Ruhe und Genauigkeit sind wichtige Voraussetzungen für einen Piloten. Bild: privat

Der Pilot Nicolas Füreder über Ausbildung, Chancen und den besonderen Blick aus dem Cockpit.

Seit ich zwölf bin, weiß ich, dass ich Pilot werde. Einen anderen Wunsch oder auch nur eine alternative Idee hatte ich nie", sagt Nicolas Füreder, der wohl zu den jüngsten Piloten Österreichs zählt.

Heute ist er 24, die gut zweijährige Ausbildung schloss er mit 22 Jahren ab. Zielstrebigkeit ist typisch für viele Piloten-Karrieren. Und auch notwendig.

Eine Ausbildung kostet zwischen 60.000 und 85.000 Euro für den Flugschein, das Type-Rating, also die Ausbildung für einen bestimmten Flugzeugtyp, kommt extra hinzu. Grundsätzlich bieten verschiedene Fluglinien Ausbildungen an; manche mit einem Rückzahlmodell, andere übernehmen ganz oder teilweise die Kosten. Meist inklusive Jobgarantie.

Die Aufnahmeprüfung schaffen nur wenige der vielen Bewerber; und seit Corona gibt es bei einigen Airlines einen generellen Aufnahmestopp.

Füreder hat die Ausbildung privat gemacht, in Linz. Privat allerdings gibt es keine Jobgarantie. Wieso geht man so ein Risiko ein? Die Kosten sind gerade für einen jungen Menschen kein Klacks. Und auch das Einstiegsgehalt mit rund 3500 Euro brutto erlaubt keine großen Rückzahlungssprünge. "Für mich hat es nur diesen Wunsch gegeben. Pilot, sonst nichts. Ich wäre für eine Anstellung auch nach Asien gegangen. Und ich glaube, dass es vielen ähnlich geht. Diese unbedingte Leidenschaft braucht es, dann traut man sich alles."

Füreder blieb in Österreich. Noch während der Ausbildung bewarb er sich zwar bei Eurowings, bekam auch eine Zusage, wurde aber schließlich von einem Privatjet-Unternehmen aus dem familiären Umfeld als Co-Pilot angeheuert. Kurz vor der Coronakrise.

"Sicherlich der Job mit der besten Aussicht"
Nicolas Füreder im Cockpit Bild: privat

20 Tonnen von A nach B

Als europaweit der Flugverkehr zum Erliegen kam, Geschäftsreisen aber nach wie vor notwendig waren, sanken bei vielen der rund 30 österreichischen Bedarfsflugunternehmen die Anfragen kaum.

Das war sein Start als Pilot. Nach seinem ersten Flug war Füreder überwältigt von der Tatsache, soeben "dieses 20-Tonnen-Ding von A nach B bewegt zu haben und auch noch ohne harte Landung". Einen Lieblingsflughafen hat er nicht, "aber in St. Moritz zu landen, ist sehr prickelnd. Umgeben von Bergen sticht man in ein Tal hinein und das ohne Instrumentenanflug". Angst hat er noch keine gehabt, denn "ich sitze im sichersten Verkehrsmittel". Wenn allerdings einmal ein Warnlicht blinkt, macht das Herz doch einen Hüpfer.

Im Gegensatz zu Nicolas Füreder schaut es für viele Piloten seit der Coronakrise weniger prickelnd aus. Seiner Einschätzung nach werde sich die Branche aber erholen. Man müsse zwar den Herbst abwarten, doch schon jetzt seien deutlich mehr Flugzeuge unterwegs. Die AUA etwa fliege derzeit mit rund drei Viertel ihrer Maschinen. In gut zwei Jahren werden die Fluglinien vermutlich wieder genug Piloten suchen. Wer also diesen Winter eine Ausbildung beginnt, wäre dann rechtzeitig fertig.

Immer einen Schritt voraus sein

Ruhe und Genauigkeit, diese zwei Fähigkeiten sind für ihn unbedingte Voraussetzung – und beides könne man lernen, auch die Ruhe: "Zu mir haben meine Eltern schon als Kind immer gesagt, wenn ich mich über etwas aufgeregt habe: ‚So wirst du nie Pilot.‘ Aber das schafft man auch alleine, indem man sich ständig vor Augen führt, worüber man sich eigentlich aufregt. Dann merkt man schnell, wie lächerlich das gerade ist."

Die größte Herausforderung sei, ständig die Aufmerksamkeit hoch zu halten. Man müsse immer einen Schritt vor dem Flieger sein, wissen, was als nächstes kommt. Das sei anstrengend, speziell bei mehreren Flügen pro Tag. Dafür kann Füreder nach dem Fliegen zu 100 Prozent abschalten. "Meine Freunde nehmen oft Arbeit mit nach Hause. Wenn ich gelandet bin, ist Feierabend. Und oft verbringe ich den eben in einem Urlaubsland."

Das ist für ihn überhaupt das Schönste an seinem Beruf, täglich neue Länder und Kulturen kennenzulernen. Oder bei bedeutenden Ereignissen dabei zu sein. So fliegen Piloten von Bedarfsflugunternehmen mitunter zu Formel-1-Rennen, zu den Filmfestspielen nach Cannes oder zu EM-Schauplätzen. "Gerade hat man eine Person noch im Fernsehen gesehen, schon steigt sie in dein Flugzeug."

Jetzt in der Sommer-Hochsaison ist er fünf Tage pro Woche unterwegs. An freien Tagen bleibt er dennoch in Bereitschaft und kann jederzeit in zwei, drei Stunden am Flughafen Wien sein. Um erneut abzuheben. Nicolas Füreder hat sich seinen Traum erfüllt: "Es ist immer wie Urlaub und ich habe sicher den Job mit der besten Aussicht."

Wordrap

Darum brenne ich für meinen Beruf: Weil ich ständig neue Orte und Kulturen kennenlerne.
Darauf könnte ich verzichten: Da fällt mir jetzt kein einziger Punkt ein.
Das war mein erster Berufswunsch: Landwirt, weil mein Großvater einen Bauernhof hatte.

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