Kreatives statt analytisches Denken

Astrid Gaisberger hat sich schon während der Schulzeit am Auhof Gymnasium für Chemie und Biologie interessiert. Nach der Matura entschied sich die Steyreggerin, die Akademie für den medizinisch-technischen Laboratoriumsdienst zu besuchen.

Nach der zweieinhalbjährigen Ausbildung ergatterte Astrid Gaisbauer einen Job im AKH Linz auf der Pathologie, wo sie in der Mikrobiologie-Abteilung ins Berufsleben fand: "Meine Aufgabe war es Bakterien zu züchten und zu schauen, welche Antibiotika für die Patienten wirksam sind. Die Puzzle-Arbeit machte mir Spaß und weckte meinen Forschergeist", sagt die 47-Jährige.

Veränderte Einstellung

Nach acht Jahren Berufserfahrung kommt ihr erster Sohn zur Welt, die Karenzzeit nutzt die Jungmutter, um als Spielgruppenleiterin zu arbeiten.

Zurück im Job beginnt sich die Einstellung ein wenig zu verändern: "Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht mehr ganz passt. Ich fing an, die Patienten und deren Schicksal hinter den Materialien zu sehen. Ich konnte meine Arbeit nicht mehr rein analytisch betrachten", sagt die Mutter, die noch einem zweiten Sohn das Leben schenkte.

Diese zweieinhalb Jahre Karenz nutzt sie wieder, um in andere Bereiche hineinzuschnuppern. Astrid Gaisberger entdeckt ihre Kreativität und die Liebe an der Arbeit mit Menschen. So absolviert sie die Ausbildung zur SelbA (Selbstständig im Alter) Trainerin. Dieses Training für Körper, Geist und Seele hilft Senioren, den Alltag zu erleichtern.

Wieder zurück im Erwerbsleben findet die zweifache Mutter in einem anderen Labor eine Herausforderung, an der sie beinahe zerbricht: "Meine neue Aufgabe auf der Zythologie war, Krebszellen, hauptsächlich in gynäkologischen Abstrichen, zu finden. Krebs war für mich immer schon furchtbar. Ich schaffte es nicht, mich abzugrenzen und nahm die Schicksale der Patienten mit nach Hause."

Während die zweifache Mama glaubt, die Arbeit für die 15 Stunden pro Woche irgendwie "hinüberbiegen" zu können, sagt ihr Körper nach acht Jahren etwas anderes: Astrid Gaisbauer rutscht in ein Burn-out und beginnt umzudenken.

Nach der Genesung vor zwei Jahren entscheidet sich die Steyreggerin für eine Bildungskarenz, in der sie die Ausbildung zur Montessori-Pädagogin absolviert. Dabei bemerkt sie, wie gut sich diese mit der Arbeit mit Senioren kombinieren lässt und dass sie dabei auch ein Ventil für ihre kreative Ader gefunden hat. Die 47-Jährige entschließt sich, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, um als Trainerin für geistige Fitness für Kinder und Senioren zu arbeiten: "Die Arbeit ist sehr erfüllend und macht viel Spaß. Das Schöne daran ist, dass man viel zurück bekommt. Der radikale Wechsel war das Beste, was mir passieren konnte", sagt die Jungunternehmerin, die Einzel- und Gruppentrainings für Senioren anbietet.

Außerdem hält Astrid Gaisberger Seminare für Leute, die mit Kindern und Senioren arbeiten, ab. Und ganz nebenbei stellt sie auch noch selber Montessori-Lernmaterialien her.