Butler Willi im Dienste seiner Gäste
Porträt: Willi Siedenhans erzählt über das Dienen als Berufung, über Top-Hotels und seine Freude, in der Therme Geinberg als Butler angekommen zu sein.
Distinguierte Erscheinung, tadellos geschnittener dunkelblauer Anzug und Krawatte – durch und durch ein Sir. Willi Siedenhans übt einen Beruf aus, dessen Existenz viele in Oberösterreich kaum vermuten würden. Er ist Butler. Genauer gesagt einer von vier, die den Gästen der exklusiven 21 Private Spa Villas von Geinberg5 zu Diensten stehen. "Es ist eine Aufgabe, die mich mit Freuden – ich würde sogar sagen – mit Berufung erfüllt", sagt der gebürtige Deutsche, der seit 2010 in der Therme Geinberg beschäftigt ist, davon dreieinhalb Jahre als Butler.
Auch wenn er kein Butler-Training in London absolviert hat, weiß Siedenhans genau, was es für einen stilsicheren Umgang mit dem Gast braucht: "Ein Butler muss ganz in diesem Beruf aufgehen. Darunter verstehe ich nicht, sich zu ergeben. Es geht darum, Dienen zum Lebensinhalt zu machen." Er sieht sich als Bereiter und Kümmerer, der den Wunsch des Gastes im Vorfeld erkennt, bevor dieser ihn ausspricht.
Dabei kommt dem 62-Jährigen seine Lebenserfahrung zugute. Da er im elterlichen Hotel im Bayrischen Wald aufwuchs, wurde ihm das Dienen für den Gast von Grund auf injiziert. Seine Ausbildung machte er im ehemaligen Grand Hotel Continental in München. "Das Personal trug Livrées und gestärkte Jacken. Junge erwartete aber auch so manche Watschn vom Oberkellner, wenn etwas nicht passte", erinnert er sich. Später arbeitete Siedenhans in Genf und als Concierge auch in Frankfurt. Danach machte er sich mit einem Wirtshaus in Bad Griesbach selbstständig. Dort werkte er als Koch mehr hinter den Kulissen als an der Front. Der Gästekontakt fehlte ihm. Also wechselte er als Kellner ins 30 Kilometer entfernte Thermenhotel Geinberg. Siedenhans: "Dreieinhalb Jahre später fragte mich der Direktor, ob ich mir vorstellen könnte, als Butler für Geinberg5 zu arbeiten. Das weckte sofort Erinnerungen an meine Münchner Grand-Hotel-Zeit und ich sagte zu."
Zurückhaltung wirkt Wunder
Seitdem heizt er den offenen Kamin ein, bügelt Kleidung, serviert Menüs und chauffiert Gäste durch die Thermenanlage. Doch wie reagiert er auf überhebliche oder aufbrausende Zeitgenossen? "Zurückhaltung ist das einzige Mittel, um den Gast aus einer momentanen Aggressivität zurückzuholen. Wenn er merkt, das sein Gegenüber ruhig bleibt, wird auch er rasch wieder ruhiger." Gäste würden manchmal Wünsche äußern, die ihnen momentan essenziell wichtig erscheinen, die Siedenhans aber nicht erfüllen kann. "Ich schlage stets Alternativen vor." Ein Butler habe oft einen 12- bis 14-Stunden-Tag. Wenn Stammgäste kommen, ist Siedenhans immer präsent. "Denn meine Stammgäste sollen das Gefühl haben, wieder zu Hause anzukommen." Siehe dazu auch Kommentar
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