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Aus der Ferne, aber ganz nah am Menschen

18. Juli 2020, 00:04 Uhr
Aus der Ferne, aber ganz nah am Menschen
In Corona-Zeiten hat sich gezeigt, dass die Digitalisierung neue berufliche Optionen eröffnen kann. So auch im Fall von Mercedes Haindl: Die Psychologin befindet sich derzeit auf Bali und berät ihre Klienten nun online.

Die gebürtige Oberösterreicherin und Klinische Psychologin Mercedes Haindl hält ihre Beratungen online ab ? von der Insel Bali aus.

Zwischen Mercedes Haindl und ihren Klienten liegen derzeit mehrere Tausend Kilometer Luftlinie: Die aus dem Bezirk Perg stammende Klinische Psychologin bietet ihre Sitzungen online von der indonesischen Insel Bali aus an.

Im Jahr 2015 schloss die heute 30-Jährige ihr Psychologiestudium an der Universität Wien ab. Seitdem sammelte sie viel Berufserfahrung in der Beratung, unter anderem in einer Praxis für psychologische Diagnostik, beim Wiener Familienbund, im Justiz-bereich und bei der AkutBetreuung Wien, einem psychosozialen Hilfsangebot in Notfallsituationen.

Nach Abschluss einer zusätzlichen Ausbildung zur Klinischen Psychologin Anfang des Jahres plante die 30-Jährige, sich gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten einen großen Traum zu erfüllen: eine Weltreise.

Pläne wurden geschmiedet, Reisebücher gewälzt: Als erste Destination war die Insel Bali geplant. Danach wollte das Paar mit dem Motorrad Südostasien weiter erkunden, außerdem standen unter anderem Japan, Kanada, Alaska und Südafrika auf dem Programm. Die Vorfreude war riesig und Anfang März ging es endlich los. "Aufgrund der Berichterstattung war uns schon bei Reisebeginn klar, dass uns das Thema Corona vermutlich irgendwann einholen würde", erzählt Haindl. "Dass es dann so schnell gehen würde, hätten wir aber nicht gedacht."

Auf einmal wurde es ruhig

Als die Corona-Krise schließlich mit voller Wucht zuschlug, hatte das Paar den Weiterflug nach Singapur bereits gebucht. Plötzlich kam alles anders. Was tun in so einer Situation? "Wir entschieden uns, vorerst auf Bali zu bleiben. Wir hatten daheim schließlich alles für die Reise aufgegeben und unsere Jobs und die Wohnung gekündigt", so Mercedes Haindl. "Als Österreich sich bereits im Lockdown befand, war die Situation auf Bali noch nicht so drastisch zu spüren", erzählt die junge Psychologin. "Wir konnten uns noch relativ frei bewegen und sogar die Insel weiter erkunden. Dann sperrten auch hier ca. 70 Prozent der Geschäfte zu, viele Strände wurden abgeriegelt und die Rückholung der Touristen begann. Auf einmal wurde es ungewöhnlich ruhig auf der Insel."

Die Arbeit fehlte

Mittlerweile befinden sich Mercedes Haindl und ihr Freund in einem kleinen Ort an der Ostküste. "Wir fühlen uns hier sehr wohl, haben auch schon gute Kontakte geknüpft", sagt sie. Dass ihr der Umgang und die Arbeit mit den Klienten fehlen würden, war der Psychologin bereits vor der Abreise klar: "Wenige Wochen vor Abflug nahm ich noch einen Lehrauftrag in Salzburg an, für den ich sogar zweimal zurückgeflogen wäre. Ich liebe meinen Beruf, er ist eine Herzensangelegenheit." Schon lange hatte sie über einen Webauftritt nachgedacht. Nun war ausreichend Zeit dafür und es entstand die Idee, die Beratungen online anzubieten.

"Durch die Corona-Krise hat sich die Online-Beratung stärker etabliert, sie steckte in den letzten Jahren ja sozusagen in den Anfängen fest", so Haindl. "Dabei ist die Technologie mittlerweile so gut ausgereift. Ich erstelle einen WLAN-Hotspot mit meinem Handy und es funktioniert einwandfrei." Die Gespräche finden normalerweise via Jitsi Meet statt, ein verschlüsseltes Online-Tool für Videokonferenzen, das ganz einfach über den Browser funktioniert und keine zusätzliche Installation oder Registrierung erfordert. Auch Skype oder Zoom verwendet Mercedes Haindl. Mit Videoübertragung oder ohne, das entscheidet der Klient.

Hemmschwelle fällt weg

Doch wie läuft nun eine Online-Sitzung im Vergleich zu einer klassischen Beratung ab? "Vom Ablauf her gibt es kaum Unterschiede. Im Vordergrund der Beratung stehen immer die jeweilige Person und ihr individuelles Anliegen", erklärt die Psychologin. "Dass ich mich dabei auf Bali befinde, wird und soll der Klient gar nicht merken, denn das Setting halte ich so neutral wie möglich. Ich sage meinen Klienten immer, dass sie die Sitzungen so handhaben sollen, wie sie es mit einem persönlichen Termin tun würden: also genug Zeit einplanen, auch schon kurz vor Beginn, um sich in Ruhe vorzubereiten. Für das Gespräch können sich die Klienten dann in ihre persönliche Wohlfühlzone begeben, zum Beispiel ins Wohnzimmer oder auf die Terrasse."

Ein Pluspunkt der Online-Beratung sei, so Haindl, dass eine Art Hemmschwelle wegfalle. "Sich zu einem Termin mit einem Psychologen zu begeben, erfordert für viele Menschen immer noch Überwindung. Das Gespräch in den vertrauten vier Wänden abhalten zu können, macht es für manche leichter und baut diese Blockade ab." Die Zeitverschiebung – Bali ist sechs Stunden vorne – sei kein Hindernis: "Die Zeiten werden flexibel vereinbart, ich arbeite zum Teil auch am Wochenende oder frühmorgens, je nachdem, wie es ausgemacht wird." Aufgrund einer Spezialisierung im rechtspsychologischen Bereich sowie in der Krisenintervention kann Mercedes Haindl insbesondere auch Beratungen für Mitglieder von Blaulichtorganisationen, Sicherheitsorgane sowie Berufsgruppen mit zwischenmenschlich stark herausfordernden Tätigkeiten anbieten. Da diese Personen oft im Schichtdienst arbeiten, kommen ihnen die Arbeitszeiten der Psychologin sogar entgegen.

Falls sich in einer Beratung aus irgendwelchen Gründen tatsächlich herauskristallisieren würde, dass es für den Klienten mehr braucht als das Online-Setting, hat Mercedes Haindl auch einige in Österreich niedergelassene Vernetzungspartner, an die sie vertrauensvoll verweisen kann.

Wie sehen aber nun die weiteren Pläne der beiden auf Bali "Gestrandeten" aus? Wann und wie es weitergeht, sei noch unsicher, so Mercedes Haindl, doch eines steht für sie fest: Ihre Klienten will sie weiterhin betreuen – egal, wo sie sich gerade befindet.

Mehr zu Mag. Mercedes Haindl unter: psy-mh.at

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