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Attnanger erklärt Kanadiern ihre spezielle Sprache

Von Susanna Sailer   26.September 2020

Kanadas renommierte University of British Columbia (UBC) in Vancouver scheint ein guter Nährboden für oberösterreichische Wissenschafter zu sein. Nicht nur der Gurtener Genetiker Josef Penninger arbeitet dort. Auch der aus Attnang-Puchheim stammende Stefan Dollinger forscht und lehrt seit elf Jahren an dieser Universität.

Noch dazu ist das Spezialgebiet des Sprachwissenschafters für einen Österreicher außergewöhnlich: "Ich bin in Kanada derjenige, der den Kanadiern erklärt, was es mit ihrem Englisch auf sich hat", sagt Dollinger. Er ist Herausgeber des in Kanada maßgeblichen historischen Wörterbuchs. Denn das kanadische Englisch unterscheidet sich teilweise von jenem in den USA und in England. In diesen sprachlichen Eigenheiten sieht der Linguist einen wichtigen Teil einer nationalen Identität.

Die Kanadier sehen sogar einen Vorteil darin, dass Deutsch die Muttersprache des Oberösterreichers ist. "Ich erkenne auf diese Weise im Englischen Dinge, die kein anderer sieht. Voraussetzung dafür ist, offen zu sein, zuzuhören und viel zu fragen", sagt der 43-Jährige. Dabei glich Dollingers Lebensweg anfänglich einem verschlungenen Pfad. "Ich war ein Suchender", gesteht er.

Nach der Sporthauptschule wechselte er in die HTL für Nachrichtentechnik nach Leonding, wo er, nach mäßigen Zeugnissen, mit ausschließlich Sehr Gut maturierte. Dollinger: "Dabei war die HTL nicht der richtige Schultyp für mich. Aber ich wusste nicht, was ich wollte. Jung sein ist hart."

Es folgte ein Probegalopp durch die Studien Soziologie und Mechatronik in Linz sowie Psychologie an der Uni Wien. Außerdem arbeitete er sieben Jahre hindurch im Sommer in der voestalpine. Dann keimte sein Wunsch auf, Englisch zu studieren. Den Schritt wagte er erst, nachdem ihn Josef Draxlbauer, sein einstiger Englischlehrer in der HTL, darin bestärkte, befähigt zu sein. Er absolvierte ein Lehramtsstudium in Englisch und Deutsch in Wien.

Seit 15 Jahren in Kanada

Zum Unterricht an einer Schule kam es nie. Er erhielt eine Dissertanten-Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Ausbildung, bekam ein Stipendium und landete in Toronto. Kanada ist er seit 15 Jahren treu. 2008 wurde er mit einem Jungforscherpreis ausgezeichnet.

Attnanger erklärt Kanadiern ihre spezielle Sprache
Preisverleihung 2008: Ascina-Präsidentin Eva Schernhammer, Stefan Dollinger, Ex-Wissenschaftsminister Johannes Hahn (Bild: asicna.at/Marietta Seidlinger)

Seit 2009 ist er pragmatisierter Forschungsprofessor an der UBC. Längst besitzt er die Doppelstaatsbürgerschaft. Mit seiner Frau Ruth, einer Architektin, und seinen beiden Kindern im Tafelklassler-Alter lebt Dollinger in Victoria, der Hauptstadt von British Columbia.

"Wir wohnen fünf Minuten vom Meer entfernt und verbringen oft tagelang am Strand", sagt der begeisterte Kajak-Fahrer und Segler, der im Winter auch gerne Ski fährt.

Attnanger erklärt Kanadiern ihre spezielle Sprache
Skifahren mit Ruth und den Kindern Nina-Greta und Benjamin (Bild: privat)

Dennoch findet Dollinger Zeit, sich auch mit dem österreichischen Hochdeutsch zu befassen. Sein neuestes Buch mit dem Titel "Österreichisches Deutsch oder Deutsch in Österreich? Ein Leitfaden für Sprecher*innen" sieht er als "Kampfschrift gegen sprachliche Minderwertigkeitsgefühle". Denn österreichisches Hochdeutsch sei nicht schlechter als deutsches Hochdeutsch. Dollinger: "Mit meiner Meinung befinde ich mich zwar im Clinch mit Germanistikforschern. Aber ich sage darüber, was gesagt werden muss." Ein Verlag für sein Buch muss in Österreich noch gefunden werden.

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24. April 2024