Miteinander eine unbekannte Welt entdecken
LINZ. Projekt Nightingale: Studenten der PH OÖ helfen Schulkindern bei Freizeitgestaltung
Der Fernseher flimmerte und das Handy schrillte, Ablenkungen gab es genug. Und dennoch war dem zwölfjährigen Jawad Alsaady nach der Schule immer öfter langweilig. Bis er auf Lehramtsstudentin Karin Pichlbauer traf, die ihm zeigte, wie man in Linz seine Freizeit am besten gestaltet.
Für das Nightingale-Projekt verbringen Lehramtsstudenten zwei Semester mit Schulkindern, den sogenannten Mentees, ihre Freizeit. Der Name des Projekts leitet sich übrigens vom englischen Wort für Nachtigall ab. Denn die singt nur dann schön, wenn es ihr gut geht.
"Studierende eröffnen den Kindern eine völlig neue Welt und sammeln selbst wichtige Erfahrungen außerhalb des Klassenzimmers", sagt Karl Wegenschimmel, Leiter des Nightingale-Projekts
Gemeinsam lernen
"Wenn ich Angelina abhole, läuft sie mir schon von Weitem entgegen und strahlt über das ganze Gesicht", sagt Studentin Lisa Hofmann. "Sie war am Anfang so schüchtern. Und jetzt nimmt sie oft meine Hand und drückt sie ganz fest." Basteln, Ausflüge und Kochen stehen auf der Tagesordnung von Lisa Hofmann und der achtjährigen Angelina Radjovic.
Das Nightingale-Projekt kann im Lehramtsstudium einerseits als Wahlfach in der Primar- und Sekundarstufe absolviert werden, andererseits ist es in den Bildungswissenschaftlichen Grundlagen verankert. Es sind 20 Treffen von Oktober bis Mai vorgesehen, doch häufig werden es viel mehr. Denn für die Mentees sind die gemeinsamen Ausflüge mehr als bloßer Zeitvertreib. Sie würden oft nicht wissen wohin mit ihrer Energie, so Wegenschimmel, und würden es genießen, viele neue Freizeitaktivitäten kennenzulernen.
"Die Schulkinder bekommen von uns sehr viel Aufmerksamkeit, und wir versuchen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es tut gut, wenn man merkt, dass sie von Treffen zu Treffen immer mehr auftauen", sagt Karin Pichlbauer.
Ihr schönster Nightingale-Moment? "Wir waren im Tierpark. Jawad fütterte die Tiere und streichelte sie. Er beobachtete sie ganz genau", erzählt Pichlbauer.
Weniger fröhlich ist meist der Abschied, nach acht Monaten ist das Projekt zu Ende. "Doch die Kinder wissen, dass sie sich jederzeit melden können", sagt Anabel Redl. Die 20-Jährige nahm bereits zum zweiten Mal an dem Projekt teil.
Pionierarbeit in Linz
Seit 2006 schlüpfen Lehramtsstudenten der PH Oberösterreich in die Mentoren-Rolle, mit großem Erfolg. 2008 und 2018 wurde dem Projekt von der Stadt Linz der Preis für Integration und Interkulturalität verliehen. Gefördert wird es unter anderem von der Linz AG.
263 Kinder aus 56 Schulen nahmen bisher teil. Die Schulkinder werden von ihren Lehrern für das Programm vorgeschlagen. Wenn Eltern und Kinder zustimmen, steht der gemeinsamen Freizeit von Mentoren und Mentees nichts mehr im Weg.
"Wegen der vielen positiven Rückmeldungen haben wir Nightingale jetzt fix im Curriculum verankert", sagt Margit Steiner, Institutsleiterin für Elementar- und Primarstufenpädagogik. "Immer mehr Studenten, Schüler und Lehrer fragen danach."
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