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"Ich vermisse meine Schülerinnen und Schüler"

11.April 2020

Lernportale und Videokonferenzen statt Tafel und Kreide: Seit Mitte März findet an Österreichs Schulen kein Präsenzunterricht mehr statt. Wie haben sich das Lehren und Lernen seither verändert?

Katrin Minderock, 30, Mathematik-Lehrerin am Bundesrealgymnasium Steyr, hat uns von ihrem neuen Schulalltag erzählt.

Wie läuft der Unterricht derzeit ab?

Katrin Minderock: An unserer Schule können die Lehrerinnen und Lehrer das sehr autonom und individuell gestalten. Bereits vor Schließung der Schulen hatten wir Plattformen wie Moodle oder Microsoft Teams zur Verfügung. Diese wurden aber natürlich nicht in dem Ausmaß genutzt.

Ich unterrichte unter anderem zwei erste Klassen. Die Schülerinnen und Schüler kommen also frisch von der Volksschule und besitzen daher natürlich nicht alle einen Laptop oder ein Handy. Der Kontakt läuft hier in erster Linie über die Eltern.

Das funktioniert folgendermaßen: Ich erstelle Arbeitsaufträge mit Aufgaben für jeweils eine Woche, die ich den Eltern dann zukommen lasse. Im Fall der einen Klasse schicke ich es aber an die Klassenvorständin, die alle Aufträge der einzelnen Fächer sammelt und so eine Art Stundenplan erstellt. Es ist also, wie gesagt, sehr individuell. Die erfüllten Aufgaben bekomme ich retour, sie werden von mir korrigiert und mit eingefügten Statements wieder zurückgeschickt.

Dann habe ich noch eine vierte Klasse: Hier findet wirklich Distance Learning statt. Wir haben eine Microsoft-Teams-Gruppe und dreimal pro Woche, also im gleichen Ausmaß wie der reguläre Unterricht, halten wir eine Art Videokonferenz ab. In der Regel haben die Schülerinnen und Schüler dabei ihre Mikrofone und Kameras ausgeschaltet, sonst würde es drunter und drüber gehen und die Qualität der Übertragung würde leiden.

Ich selbst habe mein Mikro eingeschaltet und benutze meinen Laptop wie eine Tafel. Die Schülerinnen und Schüler können mich also hören und gleichzeitig sehen, was ich schreibe. Per Chat stellen sie mir Fragen zum Stoff, auf die ich wiederum mündlich eingehe. Sie bekommen auch ganz normale Hausübungen, die direkt in diesem Tool hochgeladen und von mir bewertet werden.

Wie fühlt sich das an, mit den Schülerinnen und Schülern zwar in Kontakt zu stehen, sie aber nicht von Angesicht zu Angesicht sehen zu können?

Das ist ehrlich gesagt schon ein eigenartiges Gefühl. Vor allem, weil ja meistens kein realer Dialog statt findet, sondern ich etwas erkläre und die Klasse ihre Fragen dazu schriftlich stellt. Manchmal aber fordere ich einen Schüler oder eine Schülerin auf, das Mikro einzuschalten und eine Aufgabe zu erklären. Natürlich hat sich aber auch eine gewisse Routine eingespielt. Meine Schülerinnen und Schüler machen super mit, alle beteiligen sich immer sehr eifrig im Chat.

Wie stark fehlt Ihnen die soziale Komponente?

Die geht mir extrem ab. Es ist einfach etwas anderes, wenn die direkte Interaktion wegfällt. Wenn ich zum Beispiel live vor der Klasse etwas erkläre und die verwirrten Blicke von 22 Schülerinnen und Schülern sehe, dann weiß ich: O. k., ich muss es nochmal besser erläutern.

Der direkte Kontakt erleichtert die Kommunikation. Jetzt fehlt einfach das Zwischenmenschliche, da geht so vieles verloren und die gesamte Interaktion ist anders.

Glauben Sie, dass der Unterricht sich nachhaltig verändern wird, auch wenn die Schulen wieder aufsperren?

Die digitalen Möglichkeiten und Tools, die wir jetzt nutzen, gab es vorher zum Teil auch schon, sie wurden aber nicht so intensiv in den Unterricht eingebaut. Vielleicht wird sich dahingehend etwas verändern, aber das ist nur sehr schwer einzuschätzen. Die Grundform des Unterrichts aber wird, denke ich, gleich bleiben, unterstützt von den digitalen Möglichkeiten. Im Mittelpunkt wird meiner Meinung nach immer noch der direkte Kontakt stehen. Auf den freue ich mich auch schon wieder: Ich kann es wirklich kaum erwarten, meine Schülerinnen und Schüler alle wiederzusehen!

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