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1000 Euro Kopfprämie für Fahrradmechaniker

Von Gerald Winterleitner   29.November 2017

"Ich habe wirklich schon alles probiert, aber es gibt auf dem Markt keine qualifizierten Fachkräfte mehr, die ich für meine Rad-Werkstatt benötige", sagt Rainer Aichinger. Der Inhaber von E-Mobility, in der Steyrer Enge beheimatetes Unternehmen im boomenden E-Bike-Segment hat zwei "Green-Jobs", wie er sie nennt, zu vergeben: den Posten als Werkstattleiter und jenen eines Radmechanikers. Nun hat sich Aichinger zu einer ungewöhnlichen Aktion entschlossen: Er hat eine Kopfprämie in der Höhe von 1000 Euro ausgeschrieben, die derjenige erhält, der ihm einen qualifizierten Mitarbeiter vermittelt, der zumindest ein Jahr lang im Betrieb bleibt. Was für manche wie ein "unmoralisches" Angebot klingt, ist für den CEO von E-Mobility der letzte Ausweg aus einer Sackgasse.

"Die Fahrradbranche boomt seit Jahren, das E-Bike-Segment wächst rasant, aber den Lehrberuf des Fahrradmechanikers gibt es seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr", schildert Aichinger den Hintergrund seiner Verzweiflungstat, "die ganze Branche kämpft mit diesem Problem. Wir haben einen Fachkräftemangel."

"Hände dreckig machen"

Er wolle mit seiner Aktion aufrütteln, damit es endlich zu einem Umdenken komme. Aichinger: "Es nützt nichts, wen alle nur noch studieren wollen und sich keiner mehr die Hände dreckig machen will. Wir brauchen die Lehrberufe und top-ausgebildete Fachkräfte."

Bei Aichinger, der seinen Betrieb im Jahr 2010 aufgesperrt hat, sind aktuell sechs Vollzeit- und fünf Teilzeit-Mitarbeiter beschäftigt, drei davon in der Werkstatt, der Rest in Verkauf, Beratung und Kundenservice. Er könnte aber mehr Personal beschäftigen. "Erstens ist ein E-Bike betreuungsintensiver wie ein normales Fahrrad", sagt der Unternehmer, "und ich brauche engagierte Mitarbeiter, um meinem Anspruch gerecht zu werden, die Kunden so zu verwöhnen, wie ich es verspreche."

„Kenne 30 Händler mit diesem Problem“

Der Bedarf sei riesig, er könne Rainer Aichinger nur beipflichten, sagt Michael Nendwich, Berufszweigobmann des Sportartikelhandels und Geschäftsführer des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs: „Ich kenne 30 Händler, die sofort Leute einstellen würden.“ Das Problem sei, dass aktuell niemand ausgebildet werde: „Nachdem es den Lehrberuf des Fahrradmechanikers seit rund 20 Jahren nicht mehr gibt, haben wir vor vier Jahren den Sport-Techniker als Lehrberuf angeregt.“ Die Ausbildung hätte in Ried stattfinden sollen, der Bedarf des Handels wäre bei 80 bis 120 Lehrlingen im Jahr gelegen, sagt Nendwich: „Die Technik bei Fahrrädern, Fitnessgeräten und Skibindungen wird immer komplexer. Für diesen Lehrberuf gibt es einen Ganzjahresbedarf.“ Leider hätten AK und Gewerkschaft diesen Lehrberuf aufgrund der Vermischung von Arbeiter- und Angestelltenrechten verhindert.

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28. März 2024