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Junge zahlen die Zeche der Wirtschaftskrise 2008

Von nachrichten.at/apa, 06. Dezember 2021, 11:02 Uhr
In Frankreich, Griechenland, Italien, Österreich, Schweden, Slowenien und Spanien haben sich die Einkommen der 20- bis 39-Jährigen ungünstiger entwickelt als jene der 40- bis 59-Jährigen und der über 60-Jährigen. Bild: (vowe)

WIEN. Jüngere Menschen waren überproportional von der Wirtschaftskrise 2008 und ihren Folgen betroffen. In sieben von neun untersuchten europäischen Ländern, darunter Österreich, sanken oder stagnierten die Einkommen der 20- bis 39-Jährigen seither.

Dagegen profitierten ältere Personen von steigenden Erwerbsquoten und höheren Pensionen. Das zeigen Wiener Demographen und Ökonomen in einer Studie im Fachjournal "Social Indicators Research". Üblicherweise werden Wirtschaftskrisen anhand des Bruttoinlandsproduktes (BIP) untersucht. "Doch dieses Maß sagt wenig über die mittelfristige Entwicklung der Haushaltseinkommen aus und vor allem nichts über Unterschiede zwischen Altersgruppen", erklärte Studienautor Bernhard Binder-Hammer vom Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in einer Aussendung. Deshalb hat er gemeinsam mit Sonja Spitzer von der Uni Wien und Alexia Fürnkranz-Prskawetz von der Technischen Universität (TU) Wien basierend auf EU-Statistiken die altersspezifische Einkommensentwicklung von 2008 bis 2017 analysiert und auch die Gründe für die Unterschiede angesehen.

In der Analyse zeigten sich länderübergreifende Trends: In Frankreich, Griechenland, Italien, Österreich, Schweden, Slowenien und Spanien haben sich die Einkommen der 20- bis 39-Jährigen ungünstiger entwickelt als jene der 40- bis 59-Jährigen und der über 60-Jährigen. Dagegen sind in Estland und Polen die Einkommen der jüngeren Jahrgänge relativ zur älteren Bevölkerung gestiegen.

Einkommenszuwachs bei der Generation 60-plus 

Dabei sind die Unterschiede beachtlich. In Italien etwa sind die durchschnittlichen Einkommen der 20- bis 39-Jährigen um 17 Prozent gesunken, jene der 40- bis 59-Jährigen gingen um neun Prozent zurück. Dagegen konnte sich die Generation 60-plus über einen Einkommenszuwachs von vier Prozent freuen. Ganz ähnlich war die Entwicklung in Spanien. In Griechenland haben alle Altersgruppen verloren, die 20- bis 39-Jährigen allerdings mit minus 43 Prozent viel mehr als die über 60-Jährigen (minus 24 Prozent).

In Österreich sind zwischen 2008 und 2017 die Einkommen sowohl der 20- bis 39-Jährigen als auch der 40- bis 59-Jährigen stagniert, während jene der über 60-Jährigen um elf Prozent stiegen. Eine ähnliche Entwicklung gab es auch in Frankreich und Slowenien. In Schweden haben die 20- bis 39-Jährigen um vier Prozent mehr verdient, die beiden älteren Altersgruppen konnten sich dagegen um 16 bzw. 14 Prozent mehr Geld am Konto freuen.

Drei Ursachen für altersspezifische Unterschiede

Als Hauptursachen für diese altersspezifischen Unterschiede in der Einkommensentwicklung nennen die Wissenschafter in ihrer Arbeit drei Gründe: Die Beschäftigungsquoten und das Einkommens der 20-39-Jährigen gingen zurück oder stagnierten. Dagegen stiegen die Erwerbsquoten in den beiden älteren Altersgruppen. Zudem kam es zu einem starken Anstieg der Sozialleistungen für die über 60-Jährigen. Dabei sei der Anstieg von Beschäftigung und Einkommen in der älteren Bevölkerung hauptsächlich auf eine höhere Erwerbsbeteiligung und höhere Pensionen für Frauen zurückzuführen.

Die Verluste bzw. den geringeren Zuwachs beim Einkommen der jüngeren Generation führen die Experten darauf zurück, dass die Einstiegsgehälter und Lohnsteigerungen für Neuankömmlinge auf dem Arbeitsmarkt weniger großzügig seien. Ältere Arbeitnehmer seien davon weniger stark betroffen. Zudem seien Transfereinkommen wie Pensionen von kurz- und mittelfristigen Einkommensentwicklungen unabhängig. In Griechenland, Italien und Spanien würden hohe Arbeitslosenzahlen unter der jüngeren Bevölkerung das Durchschnittseinkommen zusätzlich belasten.

Bei den über 60-Jährigen sehen die Forscher die Hauptgründe für das Einkommensplus in steigenden Erwerbsquoten und steigenden Pensionen. Von beiden Effekten profitieren dabei Frauen stärker als Männer.

Stark gestiegene Immobilienpreise weiterer Knackpunkt

Aufgrund der zunehmend schwierigen Situation für die junge Bevölkerung sehen die Forscher auch langfristige Auswirkungen auf die Gesellschaft und verweisen etwa auf die im gleichen Zeitraum stark gestiegenen Immobilienpreise. Der Erwerb eines Eigenheims und der Aufbau von Vermögen würden dadurch für junge Menschen immer schwieriger. Stagnierende oder sinkenden Einkommen gingen auch mit hohen Armutsrisiko von jungen Erwachsenen und ihren Familien einher.

Die wirtschaftliche Situation beeinflusst aber auch die demographische Entwicklung. Die Forscher haben daher die Altersgruppe der jüngeren Bevölkerung, also die 20- bis 39-Jährigen, so definiert, dass sie jene Lebensphase repräsentieren, in der üblicherweise Haushalte und Familien gegründet werden. "Wenn es die ökonomische Situation nicht zulässt, werden das Ausziehen aus dem Elternhaus und die Gründung einer Familie aufgeschoben", so Binder-Hammer. Die Forscher sehen darin einen maßgeblichen Grund für die niedrige Geburtenraten in südeuropäischen Ländern.

Die Wissenschafter sehen auch keinen Silberstreif am Horizont für die Einkommenssituation der Jüngeren: Der Pensionsantritt der Baby-Boomer erfordere hohe und möglicherweise steigenden Beiträge zum Sozialsystem. Und auch von der Corona-Pandemie erwarten sie überproportionale Belastungen für junge Menschen: "Für viele junge Europäer verschlimmert die Pandemie ihre ohnehin schon prekäre wirtschaftliche Lage", schreiben sie in ihrer Arbeit.

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9  Kommentare
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HumpDump (4.946 Kommentare)
am 06.12.2021 14:25

Man müsste die sicheren staatlichen Einkommen an die Bilanz des Staats und die Staatsverschuldung binden! Ansonsten wählen die Abgesicherten ständig den Weg der Neuverschuldung, Verschwendung und sozialer Gießkanne.

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HumpDump (4.946 Kommentare)
am 06.12.2021 14:20

Junge zahlen seit Jahrzehnten die Zeche für alles!

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Ybbstaler (967 Kommentare)
am 06.12.2021 14:03

Eine neue Neid-Debatte? Heute Jung gegen Alt? Vielleicht sollte man sich eher fragen, wieso sich die Rahmenbedingungen offensichtlich so verschlechtert haben, dass es den Jungen immer schwerer möglich ist, eine Existenz oder Vermögen aufzubauen, anstatt indirekt auf die Älteren hinzupecken. Ich sehe das Problem eher in einem vernetzten Wirtschaftssystem, das auf Ausbeutung und Dumping aufbaut und den "Mittelstand" schrumpfen lässt, als bei der älteren Generation, die in ihrer Aufbauphase noch andere Möglichkeiten hatte und - no na - bemüht ist, den erarbeiteten Wohlstand zu halten. Wären sie heute jung, würden sie es auch nicht mehr schaffen. Das sind aber die Rahmenbedingungen und nicht die Rollenverteilung. Damit hat auch der Abbau vieler "Privilegien" zu tun. Ist Euch schon aufgefallen, dass jede Änderung von AGBs, Verträgen und auch Gesetzen Vorteile für wenige und Nachteile für die die darauf angewiesen sind bringt?

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HumpDump (4.946 Kommentare)
am 06.12.2021 14:23

Beispiel für Generationen-Ungerechtigkeit:

Gehälter und Pensionen für Ältere (Beamte)
und Junge (Vertragsbedienstete), teilweise über 50% Unterschied!

Unterschied bei der Pensionsbemessung ASVG und Zugangsregeln für Alte und Jüngere, bis zu 50% Unterschied!

Da sind die massiven Staatsschulden noch gar nicht inbegriffen.

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Ybbstaler (967 Kommentare)
am 06.12.2021 14:36

@Humpdump: genau - da gebe ich Ihnen Recht. Aber: was ist die Lösung? Es wird auf die Privilegien (=seinerzeitige Rahmenbedingungen) der Alten hingepeckt. Folge: die Jungen bekommen schlechtere Rahmenbedingungen. Ist den Jungen dadurch geholfen worden?

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Newsfreak (48 Kommentare)
am 06.12.2021 11:25

Wo bleibt eigentlich die Solidarität der Alten mit den Jungen?! Auch coronabedingt sind es die Jungen, die zum Schutz der hauptsächlich Alten finanzielle Einbußen, Jobverlust, Studiumsverzögerung etc. hinnehmen mussten! Und der Dank der Alten ist das Verlangen nach einer weiteren Pensionserhöhung!? Ganz zu schweigen von einem für Junge oft unerschwinglichem Eigenheim während unsere Pensionisten auf Grund und Boden sitzen bleiben, ohne sich am Existenzaufbau der Jungen zu beteiligen! Die Pensionen dürfen wir schon bezahlen, aber was kommt zurück? Das Ungleichgewicht zwischen Geben und Nehmen wird immer größer. Wer unterstützt jetzt die Jungen, die teils Verlierer der Pandemie sind, weil sie sich aus Schutz der älteren Bevölkerung solidarisch gezeigt haben? Wo bleibt die Solidarität mit uns Jungen?

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wiesi87 (924 Kommentare)
am 06.12.2021 12:12

Nun, für viele - vor allem für jene, die am lautestens nach Solidarität schreien - ist diese eine Einbahnstraße die meist an den Staatsgrenzen, spätestens aber an der EU-Außengrenze aufhört. Das ist leider die traurige Wahrheit.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 06.12.2021 22:27

Was soll jetzt dieses Raunzen?
Was ist das schon gegenüber dem gigantischen Schuldenberg, der in den letzten 50 Jahren aufgebaut wurde?
Da liegt doch das eigentliche Problem!

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Franzl3 (146 Kommentare)
am 06.12.2021 12:32

Die Meisten Impfverweigerer sind JUNG ! siehe die Protestiere und Krawallmacher.

Und die Durchschnittspension liegt knapp über 1.000 Euro .
als warum diese Jammerei ?

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