"Industrie befindet sich in Rezession"

WIEN. Konjunktur: Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer sieht erstmals seit Dezember wieder einen Stellenabbau in der heimischen Industrie.
Österreichs Industrie hat im Mai erstmals seit Dezember 2020 Jobs abgebaut. Der Beschäftigungsindex für das produzierende Gewerbe der UniCredit Bank Austria fiel auf 48,8 Punkte und lag damit unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. "Die heimische Industrie befindet sich mittlerweile in einer Rezession, die sich derzeit noch zu verstärken scheint", sagt der Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Der Einkaufsmanagerindex der Bank sank im Mai auf 39,7 Punkte, zuletzt lag dieser Wert im April 2020 niedriger. Die Talfahrt der letzten Monate setzt sich damit ungemindert fort und wird erstmals auch bei der Beschäftigung ersichtlich. Mit saisonbereinigt mehr als 20.000 Menschen habe sich die Zahl der Arbeitssuchenden in der Industrie leicht erhöht. Trotzdem bleibt der Arbeitskräftemangel weiter ein Thema: Auf eine offene Stelle kämen im Schnitt 1,7 Arbeitssuchende. Die konjunkturelle Schwäche werde den Arbeitskräftebedarf in den kommenden Monaten aber voraussichtlich abschwächen.
Die heimischen Industriebetriebe seien mit einer spürbar geringeren Nachfrage konfrontiert. Wegen des Rückgangs im Neugeschäft habe die Industrie ihre Kapazitäten stark zurückgefahren und die Produktionsleistung noch stärker als im April verringert. Belastend wirkten neben der Konjunkturflaute auch teilweise hohe Preise und hohe Lagerbestände der Abnehmer. Der niedrigere Auftragseingang führe aber auch zu kürzeren Lieferzeiten.
Die geringere Nachfrage führe zudem zu geringeren Einkaufspreisen für die Unternehmen. "Die Kosten der Betriebe für Vorprodukte sanken dabei so stark wie zuletzt während der Finanzkrise 2009", sagt Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl.